„VANESSA! Warte!!!"
Ich trete mich überrascht um. Was war jetzt? Ich hatte Tränen in den Augen.
Okay, das war gelogen. Ich hatte keine Tränen in den Augen. Ich hatte Tränen überall im Gesicht. Auf der Nase. Auf den Wangen. Über den Lippen. Am Hals. Und auch einzelne auf der Jacke. Vielleicht waren das aber auch nur Regentropfen. Oder eine Mischung.
Ich lief weiter. Und sagte mir immer wieder, dass I C H sein Leben zerstört hatte. Meine Tränen liefen schneller und schneller. Wie ich.
Ich spürte, dass er hinter mir war.Wie lange er mir wohl noch folgen wird? Bis er bemerkt, dass ich sein Leben zerstört hatte?
Ich lief bestimmt in die falsche Richtung. Ich hatte während der Taxifahrt gar nicht darauf geschaut, wo ich hinfuhr. Ich dachte, er würde mich aufnehmen. Ich war mir sogar sicher. Aber ich hatte nicht gewusst, warum er weg war.
Unsere Eltern hatten immer gesagt sie hätten ihn auf einem Ausflug verloren und man konnte ihn nicht finden. Aber als Saskia, meine kleine Schwester, geboren wurde und ich ignoriert wurde, hätte ich es ahnen müssen.
Er war immer noch hinter mir. Sollte er als Fußballer nicht schneller laufen können? Ob aus ihm irgendwann ein richtig berühmter Spieler werden würde?
Würde ich dann zu meinen Freunden sagen können: Das ist mein Bruder? Naja, sie würden mir eh nicht glauben. Und sie müssten auch erst einmal existieren. Außer Ashley, meiner besten Freundin, war ich immer allein.
Ich war zuhause allein. Ich war immer allein. Und ich werde immer allein bleiben, dachte ich.
Der Regen hatte mich schon total durchnässt. Er war vielleicht noch zwei Meter hinter mir.
Ich wollte über die Straße laufen, damit rechnete er sicher nicht. Im letzten Moment hielt er mich zurück. Und fünf Sekunden später fuhr ein Auto vorbei. Er hatte mein Leben gerettet, nachdem ich seines zerstört hatte.Es war die ganze Zeit in meinem Kopf dieser Satz. Es war ein einzelner Satz und er konnte so viel anrichten. Er drehte mich zu sich um. Also nicht der Satz, sondern Marco. Und er umarmte mich. Ich wusste nicht, wann ich das letzten Mal umarmt wurde. Es war sicher schon Jahre her. Ich hatte vergessen, wie gut es tat.
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Mein Bruder, ein Profifußballer
FanfictionVanessa war 10, als sie von Zuhause abhaute. Sie konnte nicht mehr. Sie wusste, dass sie einen älteren Bruder hatte. Sie wusste seinen Namen. Und sie wusste seine Adresse. Und diese Adresse war in Dortmund. 500km weit weg von zuhause, aber sie musst...