Sie waren schon mit dem Training fertig, mussten sich aber noch umziehen und duschen. „Wollen wir ein bisschen spielen?" Ich zeigte auf die Bälle. „Gerne, wenn wir dürfen." „Tja, da ich neu hier bin kenne ich mich hier nicht aus und niemand hat mir die Regeln erklärt." Ich nahm einen Ball und begann ein bisschen zu trainieren. Johanna machte es mir nach. Sie war richtig gut. „Seit wann spielst du?" „Seit sechs Jahren vielleicht und du?" Ja, gute Frage. Seit wann spielte ich? Ich hatte eigentlich im Kindergarten angefangen. Also auch seit sechs Jahren? „Auch so ungefähr, denk ich mal."
Wir kickten noch ein bisschen weiter bis eine Stimme sagte:„Wer von euch beiden gehört zu Marco?" Ich drehte mich um und am Spielfeldrand stand Jürgen Klopp. „Ich!" Ich hob die Hand. Er kam auf das Spielfeld und sah mich an. „Stimmt, du hast seine Augen. Und das Talent Fußball zu spielen." Ich lächelte. „Danke." "Du übrigens auch. Bist du in einem Verein?",fragte er Johanna. „Äh, ja ich spiel auch für den BVB bei dein Mädchen unter 14." „Na, dann zeig deiner Trainerin mal, wie viel Talent du hast. Freu mich schon, dich bei den Frauen zu sehen. Hoffentlich immer noch für den BVB." Er lächelte uns an. Und an mich gewandt meinte er:„Ich muss mit dir und Marco noch sprechen, wegen den Auswärtsspielen, wegen des Trainings und so weiter. Und wegen der WM dieses Jahr." Er zwinkerte mir. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Sollte ich da etwa mit? Ja, die anderen nahmen ihre Kinder ja auch mit, wie Podolski. Die kamen ja immer auf das Spielfeld gerannt, mit den Frauen, aber ich war nicht sein Kind, nur seine Schwester. Ich verabschiedete mich von Johanna und sie machte mir Zeichen, dass ich sie anrufen sollte. Ich nickte, bevor wir verschwanden. „Willst du dich noch umziehen?" Ich schaute an mir herunter. „Wollen, ja. Können, nein. Ich glaub, wir haben für mich keine Wechselkleidung mitgebracht." Ich grinste und er nickte nur. Wir warteten schweigend vor der Umkleidekabine. Marco ließ auf sich warten. Er kam lachend und redend mit Mario raus. „Marco, wir müssen uns noch unterhalten." Er zeigte "unauffällig" auf mich. Ich hätte fast was gesagt, aber ich hatte heute schon genug gemacht, was Marco nicht wollte. Ihn geweckt, zum Beispiel. „Ach so, ja klar." Hatte er mich etwa vergessen?
Marco PoV:
Ich unterhielt mich gerade mit Mario, als Jürgen mich beiseite nahm und mit mir über Vanessa sprechen wollte, die neben ihm stand. Also gingen wir in sein Büro. „Also erstens",begann Jürgen, „warum seid ihr heute zu spät gekommen?" „Wir haben verschlafen, ich hatte vergessen den Wecker anzuschalten, Tut mir leid, dass habe ich auch schon den anderen gesagt." „Um die anderen mache ich mir keine Sorgen. Die waren gestern ja da." Darauf wollte er also raus. Ich hatte gestern gefehlt, ohne Grund. Das hätte ich nicht bringen dürfen und das wusste ich auch. „Es tut mir leid wegen gestern, aber Vanessa hatte gar keine Kleider mehr in ihrer Größe. Und dann war die Polizei wegen unseren Eltern da, weil sie Vanessa zurück wollten. Darauf mussten wir zum Arzt und zum Jugendamt. Und dann war Abend und das Training war schon fast vorbei. Und ich konnte sie nicht alleine lassen." Vanessa füllte sich wohl ein bisschen fehl am Platz. Ich mich ehrlich gesagt auch. Warum entschuldigte ich mich für mein verhalten? Ich hatte nichts falsch gemacht. „Marco, wo kommt sie auf einmal her? Wo war sie, keine Ahnung wie alt sie ist, sagen wir mal zehn, wo war sie dann die letzten zehn Jahre? Warum jetzt? Das ist deine erste WM du brauchst deine ganze Konzentration jetzt auf das Training." „Ja, sollte ich etwa bei meinen Eltern bleiben, die mich ignorierten, vernachlässigten und schlugen?" Vanessa war wütend. Ich nahm sie in den Arm. Sie war den Tränen nah, ich auch. Was hatte Jürgen auf einmal? „Ich komme ab jetzt zu jedem Training, außer ich bin krank oder verletzt. Versprochen." „Okay, dann ist gut. Kommt sie mit?" Er nickte zu Vanessa. „Zum Training? Ja, vor erst, bis ich sie wo unterbringen kann, oder jemand auf sie aufpassen kann." „Ich meinte, zur WM?" Daran hatte ich nicht gedacht. „Keine Ahnung. Wenn sie will und wenn es okay von euch ist. Dann, ja. Und das wäre mir am liebsten." Er nickte nur. „Ihr könnt gehen." Ich nahm Vanessa an die Hand und ging mit ihr raus. Sie wollte gerade etwas sagen, aber ich schnitt ihr das Wort ab:„Ja, ich weiß, wir haben in deiner Gegenwart geredet, als wärst du nicht da, tut mir leid, aber es ging nicht anders." Sie schaute mich verwirrt an.
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Mein Bruder, ein Profifußballer
FanficVanessa war 10, als sie von Zuhause abhaute. Sie konnte nicht mehr. Sie wusste, dass sie einen älteren Bruder hatte. Sie wusste seinen Namen. Und sie wusste seine Adresse. Und diese Adresse war in Dortmund. 500km weit weg von zuhause, aber sie musst...