Wiedersehensfreude

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Marco PoV:
Die Ärzte hatten mir geraten, noch nicht zu gehen, aber ich musste zu Vanessa. Wenn das stimmte was Mario sagte, dann hatten wir ein großes Problem. Zum Glück fuhr mich Erik mit dem Auto nach Dortmund. Im Zug wäre ich zu oft erkannt worden für meine Nerven und Auto fahren konnte ich mit meinem gebrochenen Bein auch nicht. Wir schwiegen über die Fahrt, weil ich die ganze Zeit Musik hörte. Ich war dankbar, dass er mich in Ruhe gelassen hatte, er hatte sicherlich viele Fragen. Als er mich vor dem Krankenhaus absetzte, umarmte ich ihn und machte nicht unseren Handschlag. Ich ging mit den Krücken ins Krankenhaus und fragte nach ihrem Zimmer. Ich fuhr mit dem Aufzug hoch in die zweite Etage und stieg aus. Ich sah sie sofort. Sie stand mit dem Rücken zu mir und sprach mit Mario. Erinnerte sie sich wieder?

Mario PoV:
Vanessa brachte mich noch raus und wir sprachen noch kurz miteinander. Ich schaute hinter sie und sah, dass Marco gerade aus den Fahrstuhl stieg. Ich wollte ihm helfen, aber Vanessa musste ihn als erste sehen. Ich sagte nur 'Dreh dich mal um' und sie drehte sich mit einem leicht verwirrten Blick um.

Vanessa PoV:
Ich brachte Mario noch kurz aus dem Zimmer, er war mir ziemlich sympathisch gewesen. Aber er hatte wohl ein bisschen zu viel Fantasie. Das musste er ja nicht wissen, dass ich das denke. Er schaute einige Sekunden zu mir bis er sagte 'Dreh dich mal um'. Ich war verwirrt, was war den jetzt los? Ich drehte mich um und...

Marco PoV:
Als Vanessa sich umdrehte und mich sah, stockte sie kurz, rannte auf mich zu und fiel mit in die Arme. Damit hätte ich nicht gerechnet, weshalb ich auch das Gleichgewicht verlor und auf den Boden knallte. Ich lächelte sie an. Sie erinnerte sich wieder. Aber sie hatte Tränen in den Augen und kurz darauf nicht nur in den Augen, sondern überall im Gesicht.

Vanessa PoV:
Ich sollte froh sein, dass ich mich wieder erinnerte, aber alles was in meinem Kopf war, war der Satz: Du hast sein Leben zerstört.
Die ganze Zeit, immer und immer wieder ging er durch meinen Kopf und ich fragte mich langsam, warum er mich überhaupt bei sich wohnen ließ. Hatte er eine Wahl? Ich war seine Schwester und seine Schwester nicht bei sich wohnen zulassen, sondern sie ins Heim zu stecken, war bestimmt keine gute Publicity. Ich weinte die ganze Zeit und er half mit hoch. Erst jetzt sah ich sein Bein. Ob es wehtat? Er hatte meine Blicke wohl bemerkt, denn er sagte:„Keine Sorge, durch das Adrenalin, dass du mich wieder erkennst, tut es nicht weh. Und jetzt hör auf zu weinen." Ich schüttelte den Kopf. Wie sollte ich aufhören zu weinen? Wie? „Dann sag mir was los ist!" „I-Ich hab d-dein L-L-Leben zer-zerstört", stotterte ich mit weinerlicher Stimme. „D-du warst der L-Liebling und durch m-mich musstest du w-weg." Er nahm mich wieder in den Arm. „Hey, pscht. Du hast mein Leben nicht zerstört. Oder würdest du sagen das Saskia dein Leben zerstört hat? Nein, weil du sie lieb hast, auch wenn sie manchmal nervt, oder?" Ich nickte. Heißt das, dass er mich lieb hatte? Er lächelte, verzog daraufhin aber sein Gesicht. „Autsch, da ist der Schmerz." Er wurde schnell weggebracht und versorgt. Zum Glück war es nichts schlimmes. „Kann er mit zur WM?",fragte ich Mario. „Es ist ein komplizierter, mehrfach Bruch. Und das ist nicht seine einzige Verletzung. Hierher zu kommen war so leichtsinnig. Dieser Vollspast. Aber wenigstens hat er es für einen guten Grund getan, nämlich für dich." Er lächelte mich an und ich lächelte ihn an. Dann legte er seinen Arm um mich und wir gingen gemeinsam zu Marco.

Mein Bruder, ein ProfifußballerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt