Erster Schultag

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Zeitsprung zum Montag, der erste Schultag von Vanessa:
Ich war ein bisschen nervös, als ich mit Marco in das Gebäude ging. Er hatte einen langen Mantel und eine Sonnenbrille auf, damit man ihn nicht erkannte. Ich hatte eine Jeans und einen Pullover von dem BVB angezogen. Marco schob mich in das Sekretariat. Ich setzte mich auf den Stuhl und Marco erklärte die Situation und fragte, ob ich mit in den Unterricht konnte. Die Sekretärin nickte nur und sagte, dass ich in Raum 204 müsste. Und das ich heute Mathe, Deutsch und Sport hatte. Zum Glück hatte mir das schon Johanna gestern am Telefon gesagt, als ich sie angerufen hatte. Sonst würde ich jetzt ohne Sportzeug dastehen. Wir gingen raus und blieben erstmal vor der Tür stehen. „Soll ich dich noch nach oben begleiten?" „Mann, Dad du bist so peinlich",sagte ich aus Spaß. „Das verstehe ich als nein. Okay, ich hole dich um 12:50 Uhr wieder draußen ab. Bis später." „Bis später." Ich winkte ihm hinterher und wartete auf Johanna, die mich am Sekretariat abholen wollte. „Hey Vanessa!" Hörte ich sie rufen. Wir umarmten uns und sie sagte:„Jetzt habe ich dir Tochter von Mar..." „Pscht. War ja schon schlimm genug beim Training vorgestern. Gibt bestimmt schon ein paar schöne Bilder. Aber ich habe noch nicht in die Zeitung geschaut." Sie lachte und wir liefen nach oben. „Soll ich dir schon alle vorstellen?" „Kannst du gern machen, aber eure Lehrerin wird doch eh wollen, dass ich mich kurz vorstelle, oder?" „Ja, aber meinen Freunden stell ich dich trotzdem vor, okay?" Ich nickte. „Was macht ihr derzeit in Sport?" „Fußball." Ich lächelte, bei der Erinnerung an gestern. Nachdem Marco und ich mir einen Schreibtisch, einen Stuhl, einen Schrank und ein Bett gekauft hatten, sind wir mit den Jungs nochmal Fußball spielen gegangen. Sie haben mir kleine Tricks gezeigt, wie ich noch sicherer treffe, fanden aber alle das ich gut spielte. Und Mario meinte, ich spiele besser als Marco. Der gab ihm daraufhin eine leichte Ohrfeige.
Wir gingen ein Stockwerk nach oben und nahmen die viert Tür. Johanna machte sie auf und wurde eine Sekunde später von einer Freundin umarmt. Zwei Sekunden später bemerkte sie mich. „Ist das deine Cousine aus Freiburg?" Sie nickte. „Hallo, ich bin Mara. Du bist Vanessa?" „Hey Mara, ja die bin ich."
Wir unterhielten uns noch miteinander und ich würde den anderen Freundinnen vorgestellt, als die Lehrerin mit einem "Guten Morgen, Kinder, wir haben eine Schülerin, die einpasst Tage bei uns bleiben wird" reinkam. Ich wollte mich auf einen der freien Plätze verdrücken, aber sie sagte:„Vanessa, du kannst dich ja am besten selbst vorstellen." Na super. Okay, und ab in die Hölle. Augen zu und durch.
„Also, ich bin Vanessa, bin zehn und habe eine Klasse übersprungen, weshalb ich auch schon in der fünften bin. Ich komm aus Freiburg und spiele Fußball." Ein Junge in der dritten Reihe fragte, unter lachen:„Mädchen und Fußball?" „Ja und ich wette ich bin besser als du, aber bevor du anfängst mit mir zu diskutieren, kann ich ja sagen, dass wir das später im Sportunterricht ja sehen werden. Der Junge fand das anscheinend immer noch eine lustige Vorstellung, war aber leise. Ein Mädchen in der ersten Reihe fragte mich, was mein Libelingsverein und Spieler war. Die Frage mit dem Verein verwirrte mich, weil ich einen BVB-Pullover anhatte. „Mein Lieblingverein ist BVB und mein Lieblingsspieler ist Marco." Na, wie hätte es auch anders sein können? Ich musst ja wohl meinen Bruder nehmen, oder etwa nicht? Aber die anderen schauten mich verwirrt an.„Also, Marco Reus meine ich." „Oh ja, der ist süß." Ein Mädchen in der vierten Reihe schwärmte wohl für ihn. Ich versuchte einen gleichgültigen Gesichtsausdruck zu machen, könnte mir ein Grinsen aber nicht verkneifen. Sie schwärmte für meinen Bruder. Na das kann ja mal lustig werden. Die Lehrerin fragte noch:„Und was ist mit deinen Eltern? Was arbeiten die?" Wollte die mich verarschen? „Meine Eltern? Ich habe keine Eltern." „Jeder hat Eltern." „Okay, in diesem Fall habe ich sch*iß Eltern. Ich wohne bei meinem Bruder. Er ist 26 Jahre alt." „Warum sind sie denn so schlimm?" Ich musste mich zusammenreißen. Nicht wieder das komische Mädchen sein. Aber ich konnte ihr nicht antworten. „So halt, ich weiß nicht, was das Sie angehen sollte",sagte ich und setzte mich auf einen Platz. Klar, schauten mich alle ein bisschen seltsam an, aber das war mir jetzt doch egal. Ich würde auf diese Frage nie mehr antworten. Das schwor ich mir.

Mein Bruder, ein ProfifußballerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt