Wenn man es Spaß nennen konnte.
Es war kein Spaß, doch das würde mir erst später klar werden.
Später, wenn alles schon zu spät wäre.
Eine Woche ist seit dem vergangen und Shane und ich ignorierten uns. Keine Ahnung wieso wir das taten. Vielleicht hatte keiner von uns den Mut diese Sache anzusprechen. Wir wussten beide dass das nicht normal war. Jedoch wollten wir uns dies nicht eingestehen. Ich ignorierte ihn und er mich, in der Hoffnung der Drang nach ihm würde nachlassen. Was nicht der Fall war. Ich wollte ihn. Mehr als je zu vor. War das schlecht? Ich denke schon. War das krank? Ich denke schon. Beruhte dies auf Gegenseitigkeit? Ja...Ich denke schon.
- 1 Woche später -
Heute war Freitag und ich hatte mich mit Anthony verabredet. Ich weis dass das eine dumme Idee war, doch zu diesem Zeitpunkt brauchte ich Ablenkung und die bekam ich von Anthony. Ich hatte Gefallen an ihm gefunden. Er war ein guter Freund und ich hoffte daraus würde sich mehr entwickeln. Meine Gedanken die ich am Anfang über ihn hatte bewahrheiteten sich nicht. Es stellte sich heraus das er nicht einer dieser möchtegern Bad Boys war. Zumindest dachte ich es wäre so. Jedoch ignorierte ich welche Reaktion von Shane zu erwarten war, falls er dies herausbekommen würde.
Lange betrachtete ich mich im Spiegel und ließ meine Augen über mein Erscheinungsbild wandern. Ich hatte ein trägerloses beiges knielanges Kleid an, welches ab den Hüften locker hinunter viel, vorne kürzer als hinten. Kleine Steinchen zierten mein Dekolleté. Sachte fuhr ich meine zu schmalen Hüften entlang. War ich gut genug für Anthony? Für Shane? Für irgendjemand? Alle Achtung, meine Mutter hatte ganze Arbeit geleistet mir einzureden ich sei schlecht. Hässlich. Dumm. Nicht gut genug. Zu nichts zu gebrauchen. Unnütz.
Das Klingeln der Haustüre riss mich aus meinen Gedanken, worauf ich meine schwarze Clutch schnappte und meine Füße in die ebenfalls schwarzen High-Heels steckte. Ein letztes mal betrachtete ich mein Spiegelbild. Lange braune Wellen umrandeten mein Gesicht. Meine Augen hatte ich so geschminkt das sie meine Augenfarbe betonten. Jetzt strahlte das Blau wunderschön. Einmal hatte ich etwas gut hingekriegt. Ein weiteres mal rasselte das Klingeln durch das Haus. Entschlossen stöckelte ich die Treppen hinunter, vorbei an meiner Mutter die mich aus kritischen Augen beobachtete. "Wohin des weges, Kind?" "Ich gehe aus." Belustigt blickte sie mich an, drehte sich aber dann doch wieder um und lief ins Wohnzimmer.
Da es draußen noch relativ warm war, entschied ich mich keine Jacke anzuziehen. Mit klopfendem Herzen drückte ich die Türklinke langsam hinunter. Zum Glück war Shane heute auf einem Meeting von meinem Dad dabei, weshalb ich keine unnötige Paranoia schieben musste. Meine Augen trafen in die von Anthony der, nebenbei bemerkt, atemberaubend aussah. Er trug eine dunkle Jeans mit einem weißen lockeren Hemd, welches er an den Ärmeln hinauf gekrempelt hatte. Trotz des feinen Stoffes betonte es die einzelnen Muskelpartien seines Oberkörpers. Er sah einfach nur heiß aus. Ein leichtes Lächeln umspielte sich um seine makellosen Lippen. Wie konnte ein Mann wie er nur Interesse an mir zeigen? Ich war nichts besonderes. War ich noch nie. "Hey." Ich musterte ihn noch eine Weile bevor ich seinen Gruß erwiederte. "Lass uns los gehen?"
Scherzend bot er mir seinen Arm an worauf ich mich bei ihm einhackte und wir zu seinem BMW M5 liefen. Er öffnete mir, ganz Gentlemanlike, die Tür und half mir beim einsteigen. Kurz dannach ließ er sich auf der Fahrerseite nieder und startete den Motor, der mit einem lauten brummen zum Leben erwachte. Bedechtig schloss ich meine Augen und entspannte meine Muskeln. Ich war ein totaler Autofreak und liebte alles was laut und schnell war. Nicht üblich für ein Mädchen, ich weis. Nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass wir vor dem Restaurant hielten und Anthony mir wieder beim aussteigen half.
"Was ein Gentleman", scherzte ich.
"Nur bei schönen Frauen", antwortete er breit grinsend, worauf ich meinen Kopf senkte, da ich spürte wie ich rot anlief. "Kein Grund rot zu werden", lachte er. Verärgert schlug ich ihm sanft auf die Schulter. "Autsch." Man konnte hören das es ihm kein bisschen weh getan hatte. Breit grinsend verdrehte ich meine Augen.
"Du bist ein Idiot, weist du das?" Er schielte von der Seite zu mir und nickte dann.
"Das weis ich. Aber wenigstens bin ich ein Idiot mit guten Manieren." Jetzt fing ich an laut zu kichern, während Anthony mich nur beobachtete. "Du solltest öfters Lächeln."
Ich ignorierte diese Bemerkung und lief in das Restaurant. Es war edel eingerichtet und bestand hauptsächlich nur aus rot, schwarz und gold. Die komplette Einrichtung strahlte etwas warmes und vertrautes aus, so das man sich nur wohl fühlen konnte. Einfach wunderschön und daher höchstwahrscheinlich auch ziemlich teuer. Eine warme Hand legte sich um meine Hüften und drückte mich näher zu der Person hin. "Lass uns zum Tisch gehen." Ich nickte und ließ meinen Blick über die anderen Gäste gleiten. Eine großer Tisch fiel mir ins Auge, an dem viele Männer in Anzügen saßen und sich aufgeregt unterhielten. Wahrscheinlich irgendwelche Idioten von der Bank oder so. Das dachte ich zumindest.
Anthony und ich unterhielten uns während wir aßen, als sich aufeinmal eine schwere Hand auf meine nackte Schulter legte. An Hand des riesigen Schattens, erkannte ich das es ein Mann sein musste. Anthony blickte mich fragend an. "Claire? Wer ist das?"
Ich hatte da so eine schlimme Vorahnung.
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Sibling
RomanceVielleicht sind es ja nur pubertierende Hormone. Doch, wieso fühlt es sich dann so echt an? Mein Name ist Claire und ich erzähle euch von meiner verstörenden, vielleicht auch kranken Geschichte. Zuneigung dem leiblichen Bruder gegenüber. Gefühle...