Es begann vor 10 Jahren.
Jung, unschuldig und mit keinen bösen Absichten.
Ich hatte die klischeehafteste Familie die es überhaupt gab.
(39) Mutter; eine geldgeile Hexe
(43) Vater; nur um sein Ruf sorgend
(19) Bruder; beliebt und gut aussehend
(17) Ich; ein schlaues Opfer
Ich passte nicht in das Gesamtbild meiner ach so perfekten Familie und das gefiel meiner Mutter garnicht. Sie verhätschelte Shane mit ihren pink lackierten Krallen.
Ich könnte neben ihr sterben, sie würde es kein Stück interessieren.
Über meinen Vater will ich garnicht erst anfangen. Ihn interessierte mein Leben nicht. Gute Schulnoten und sein Ruf waren das wichtigste. Ihm gehörte eine Firma. Keine Ahnung was man da machte, aber er verdiente dank ihr sehr gut.Meinem Geschmack zu gut.
Shane war mein leiblicher Bruder. Er sah gut aus, schrieb gute Noten und war beliebt. Sein Leben war einfach perfekt und so verhielt er sich auch.Er demütigte mich zu jeder sich bietenden Möglichkeit was mir zu setzte.
Doch hätte ich mich damals entscheiden können zwischen seinen Sticheleien oder seinen Küssen, hätte ich die Sticheleien genommen denn das zweite barg Konsequenzen dessen Lasst ich nicht aushielt. Wir beide nicht.
Der Wecker riss mich aus meinem friedlichen Schlaf in dem alles perfekt war. Ich war schön, beliebt und wurde geliebt.
Seufzend schwang ich erst mein linkes dann mein rechtes Bein aus meinem weichen Bett.Eine Gänzehaut überzog meinen Körper als meine nackten Beine die kalte Luft berührten. Langsam erhob ich mich und lief in Unterwäsche aus meinem Zimmer in den Flur von mir und Shane.Wir hatten unser eigenes Stockwerk, mussten uns aber ein Bad teilen. Logik meines Vaters...
Mit halb geschlossenen Augen trottete ich ins Bad ohne zu merken das sich schon jemand darin befand. Ich lief zum Spiegel und betrachtete mich, als ich einen entgeisterten Shane hinter mir auffand. Nackt. Hoch aufschreiend drehte ich mich um und verdeckte meine Augen.
"Was machst du hier?!" fragte ich eine Oktave zu hoch.
"Dreimal darfst du raten", brummte Shane.
Das Rascheln von Kleidung erfüllte den Raum worauf ich schlussfolgerte das er sich etwas angezogen hatte. Behutsam nahm ich meine Hand von meinem Gesicht und blickte meinem Bruder, durch den Spiegel, in seine giftgrünen Augen.
"Verschwinde", herrschte er mich in einem harten Ton an. Jedoch machte ich keine Anstalten zu gehen da ich mich ebenfalls fertig machen musste. Wir schrieben in der ersten Stunde eine Prüfung weshalb ich etwas früher in der Schule sein wollte um den Stoff nochmal durchzupauken, doch wenn ich drausen vor der Tür warten musste bis der Herr seine verdammt perfekten Haare gegelt hatte, konnte ich das ja mal total vergessen.
"Nein." Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Es lag nicht in der Natur das jemand wie ich jemand wie Shane widersprach und das wusste ich genauso gut wie er. Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung was mich dazu ritt seine Anweisung nicht zu befolgen. Vielleicht war es verborgenes Selbstbewusstsein oder vielleicht doch nur Selbstmord. Mit Angst in den Augen beobachtete ich ihn weiter im Spiegel als sich seine Augenbrauen zusammen zogen. Kein gutes Zeichen, nebenbei bemerkt. "Wie bitte?" Ohne Zweifel gab er mir hiermit nochmal die Chance heil aus dieser Sache raus zu kommen, doch anscheinend wollte mein bescheuertes Gehirn das nicht begreifen. "Ich sagte Nein." Kurze und schlichte Antwort. Schnell, viel zu schnell als das ich darauf reagieren hätte können, presste er mich mit seinem Becken gegen das Waschbecken und zermalte meine Handgelenke in seinen riesigen Händen. "Wenn ich dir sage das du verschwinden sollst, dann tust du das auch gefälligst und widersprichst mir nicht, klar? Wenn ich deine Meinung beziehungsweise eine Antwort von dir erwarte dann geb' ich dir das schon rechtzeitig zu verstehen und jetzt gerade, habe ich keine Antwort verlangt", flüsterte er mir in mein linkes Ohr. "Und jetzt sage ich es nur noch ein einziges mal: Verschwinde." Shane ließ mich los und zerrte mich von dem Becken. "Raus! Na los! Verpiss dich!" Er schubste mich aus der Tür und ich landete, so wie es kommen musste, in voller Linie im Flur. Mit dem Bauch voraus. Wackeligen Beines hievte ich mich von dem dunklen Pakettboden hoch und lief, noch voller Adrenalin bepumpt, in mein Zimmer um mich anzuziehen. Dann musste ich wohl oder übel auf meine morgendliche Dusche verzichten.
Vor meinem Schrank stehend zog ich mir eine enge helle zerrissene Jeans mit einem großen dunkelgrauen Hoddie hervor, welches ich beides dann auch anzog.
Anschließend kämmte ich mir mit einer Bürste meine langen schokobraunen Wellen, die bis zur Mitte meines Rückens reichten. Dazu noch etwas Wimperntusche und ich war einigermaßen zufrieden mit meinem Spiegelbild. So zufrieden ich halt eben sein konnte wenn man keine Schönheit war. Schnell schnappte ich mir meine braune Conversetasche und zog meine weißen Sneakers an. Da meine Eltern mir kein Auto kaufen wollten, weil sie mich zu unqualifiziert dafür hielten, stieg ich, mich vor der Haustür befindent, auf mein Fahrrad und fuhr in die Richtung meiner Schule. Das Szenario heute morgen wollte mir irgendwie nicht aus dem Kopf gehen. Schon lange war mein großer Bruder nicht mehr so ausgerastet und ich wusste keine sinnvolle Erklärung dafür. Klar, ich hatte ihm wiedersprochen doch war dies kein Grund so rumzuschreien. Ich mein, ich war es ja gewohnt das er mich beleidigte und sowas, aber das tat er nur wenn andere dabei waren um ihm dann anerkennend auf die Schulter zu klopfen wenn er einen guten Spruch von sich gab. Zu Hause ignorierten wir uns eigentlich meistens, außer wir waren gezwungen mit einander zu reden. Kopfschüttelnd stieg ich von meinem klapprigen Fahrrad und fuhr mir anschließend meine Haare aus dem Gesicht. Ein tiefes seufzen verließ meine Lippen als ich die Gruppe voller beliebter Menschen direkt vor mir erblickte.
Auf in den Kampf.
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Sibling
RomanceVielleicht sind es ja nur pubertierende Hormone. Doch, wieso fühlt es sich dann so echt an? Mein Name ist Claire und ich erzähle euch von meiner verstörenden, vielleicht auch kranken Geschichte. Zuneigung dem leiblichen Bruder gegenüber. Gefühle...