• Steinzeitverhalten •

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Mit aufgerissenen Augen sah ich in das wutverzerrte Gesicht meines Bruders. Die Wut war ihm deutlich anzusehen und das ich hier ohne großen Streit heil aus der Sache kam war unwahrscheinlich. Die Situation war sichtlich unangenehm und mir war im klaren wie das gerade für ihn ausgesehen haben musste. Frustriert fuhr ich mir durch die Haare und ließ laut Luft aus meinem Mund. Sorgfältig legte ich mir die Worte vor die ich zu ihm sagen würde denn ein falscher Satz und er würde in die Luft gehen.

"Shane ich...Also, das gerade hast du vollkommen falsch verstanden. Er- Er hat mich geküsst nicht ich ihn und...-" Mit einer Handbewegung brachte er mich zum Schweigen. "Ich wills nicht hören Claire. Du bist meins und das weißt du auch."

Manchmal wurde ich aus Shane nicht schlau. Er sah mich mit einem anderen rumknutschen und was besseres als sein 'Revie' zu markieren fällt ihm nicht ein? Jeder andere Mensch würde ausrasten! Auf ewig auf einen sauer sein! Enttäuscht! Aber nein, mein Bruder muss sein Höhlenmensch Verhalten raus lassen. Eigentlich kam es mir entgegen. Ich mein, jetzt konnten wir uns den lästigen Streit sparen und all die Tage in denen ich depressiv im Bett liegen würde, vor mich hin jammern und all die Schuld auf Jason schieben würde. Eine Erleichterung für jeden Beteiligten. Mit einem grinsen lief ich auf Shane zu. "Ja, das weiß ich."

Ruckartig zog er mich an seinen warmen Körper und küsste mich leidenschaftlich.

Eine Explosion brach in meiner Brust aus und brachte meinen ganzen Körper zum kribbeln. Unsere Lippen passten perfekt aufeinander, als wären sie dafür geschaffen aufeinander zu liegen. Meine Hände vergruben sich in seinen kurzen Haaren, während seine an meiner Taille entlang fuhren. Dieser Moment war einfach wunderschön und er wäre noch viel weiter gegangen wenn nicht etwas unerwartetes passieren würde. Wir hörten eine Tür zu knallen. Voller Schreck sprangen wir auseinander und sahen uns angsterfüllt in die Augen. Dabei konnte ich nicht seine glänzenden Augen und seine leicht geschwollenen Lippen ignorieren. Dieser Mann war einfach wunderschön und perfekt. In den quälenden Minuten in denen wir warteten das eine hysterisch schreiende Person auf uns zu rannte gingen mir Gedanken durch den Kopf an die ich jede Nacht dachte. Wie konnte ich, ein unscheinbares Mädchen jemand wie Shane bekommen? Ich war unbeliebt, ein Opfer um genau zu sein. Einer dieser typischen Menschen die keiner leiden konnte und über die sich beliebte Menschen lustig machten, wie man so leben konnte. Also, wieso war Shane bei mir und nicht bei einer Schönheit die ihn auf ganz andere Art um einiges glücklicher machen könnte als ich. Wieso wollte er zu mir? Ich gehörte nicht in sein Beuteschema und ich musste es ja wissen. Ich sah die Frauen hier ein und aus gehen und jede war hübscher als die andere. Wieso wollte Shane mich? Ich war mit meinen 1,64 m nicht die größte was dazu schloss das ich auch nicht die längsten Beine hatte.

Meine Hüften waren zu dünn, meine Schultern zu stämmig, meine Haut zu weiß. Meine blauen Augen waren das einzigste was mir an mir gefiel, selbst meine Haare waren hässlich und strohig.

Wie konnte Shane sich zu mir angezogen fühlen, wie? Diese Frage kreiste Tag für Tag in meinem Kopf umher und auf eine plausible und glaubwürdige Antwort war nicht zu hoffen. Nach gefühlten Stunden des Nervenzerreisenden wartens und keinem Anzeichen nach anderen Menschen lockerten wir uns. Shane Grinste mich mit einem versauten Lächeln an und lief, wie in Zeitlupe, auf mich zu. Ich geriet in Panik. Was sollte ich tun? In jeder anderen Situation würde ich nicht zögern zu Shane zu gehen aber meine Gedanken verunsicherten mich. Was wenn ich Recht hatte und Shane mich nur Mittel zum Zweck verwendete? Völlig hergerissen schubste ich ihn zur Seite und rannte die Treppen zu meinem Zimmer hoch. Mit einem Knall schlug sie zu und ich schloss darauf ab. Ich brauchte meine Ruhe um klar nach zu denken. Wieso tat Shane das? Wieso machte er mich so glücklich? Erst jetzt dachte ich wieder an das unvermeidliche Thema, dass ich so erfolgreich versucht hatte zu verdrängen.

Shane war mein Bruder. Genaugesehen durfte er mich nicht mal so glücklich machen. Er durfte mich nicht so anfassen wie er es tat und er durfte mich nicht mal so ansehen wie gerade. Seine Lippen durften nicht auf die meine treffen und seine Hände nicht so leidenschaftlich an mir entlang fahren. Mit einem seufzen rutschte ich die Tür mit dem Rücken hinunter. Ich war in einer aussichtslosen Situation. Ich wollte Shane durfte es aber nicht und wenn ich ihn hatte dann wollte ich ihn aufeinmal nicht mehr.

Was war nur los? Wieso kreisten meine Gedanken nur um diesen einen Mann. War es schon zu spät? Hatte ich das getan wovor ich so eine Angst hatte?

Hatte ich mich in Shane verliebt?

SiblingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt