"Weist du ich hab keine Ahnung wie es dir wahrscheinlich gehen muss. Sowas wie dir ist mir nie passiert. Ist wahrscheinlich noch keinem passiert." Kurz unterbrach er seine Rede um kurz traurig aufzulachen. "Aber ich denke das ich dir helfen kann. Ich hab zwar keine Ahnung wie tief der Schmerz in dir sitzt. Oder der Hass. Die Trauer. Ich weis nur das es dir ziemlich beschissen geht. Und zwar so beschissen das ich mir große Sorgen mache, Claire. Ich hab Angst um dich. Angst davor das dein Körper das alles bald nicht mehr verkraftet. Das dein Herz das alles nicht mehr verkraftet. Das du einfach aufgeben willst. Ich weis wie es ist wenn man mit den Gedanken spielt einfach aufzugeben. Das -" Er zeigte einmal auf unsere Umgebung um dann seine Arme auf seinen Knien abzustützen. " - man das alles einfach vergessen will. Verlassen will. Als mein Bruder gestorben ist ging es mir nicht besser, glaub mir. Er- Er war alles was ich noch hatte. Was ich an Familie noch hatte. Alles was ich geliebt hatte und er war der einzigste der mich noch geliebt hatte. Dem ich etwas bedeutet habe. Manchmal frag ich mich was passiert wäre wenn es mich und nicht ihn erwischt hätte. Ob er aufgegeben hätte. Und genau dann wird mir immer wieder klar dass er das nicht getan hätte. Er würde leben. Für mich hätte er weiter gemacht. So wie ich es jetzt für ihn mache. Weist du er lebt. Er lebt in meinem Herzen und in meinem Kopf weiter. Ich bin der einzige der ihn kannte weist du. Der einzige der wusste wie er war. Und wenn ich sterbe, stirbt er mit mir. Endgültig. Also damit will ich dir einfach nur sagen das du weiter machen sollst. Nach jedem Gewitter kommt die Sonne und diese erstrahlt dann viel stärker als sonst. Alles geht vorbei, Claire. Auch der Schmerz. Und wenn du dich auch nur daran gewöhnst in jeden Tag zu spüren, so wird es doch erträglich. Irgendwann. Menschen wachsen an ihren Herausforderungen und jeder Mensch hat die Wahl ob er aus dem Schmerz lernt oder ob man es zulässt das er einen zerstört. Lass dich nicht zerstören. Wachse daran. Werde stärker und kämpfe für eine Sache. Für etwas was dir bedeutet. Lass dich nicht unterkriegen. Verdammt, gib nicht auf."
"Du hast doch keine Ahnung. Ich hab alles verloren, Anthony. Alles! Meine Familie, meinen engsten Freund. Shane. Alles was mir Lieb und Teuer war ist jetzt weg und daran bin nur ich Schuld. Wer weis, vielleicht verlässt du mich auch irgendwann und was ist dann? Huh? Was wird dann aus mir? Es scheint als ob alles geht. Jeglicher Grund der mich am leben hielt ist jetzt fort. Und jetzt weis ich ihn nicht mehr. Ich hab vergessen für was ich kämpfe. Hab den Sinn verloren. Hab meinen Willen verloren. Da ist nichts mehr was heilen kann, Anthony. Wenn etwas weg ist kommt es nicht wieder. Wenn etwas tot ist dann lebt es nicht weiter. Dein Bruder ist tot und sag mir, lebt er trotzdem? Nein! Weil er tot ist! Bekomm das in dein Kopf. Ich spür sovieles in mir aber eins kannst du mir glauben, Hoffnung ist kein Gefühl davon." Meine Unterlippe zitterte bei meinen Worten während ich auf dem kalten Boden von Anthonys Haus saß. Ich wusste nicht wieviel Zeit seid meinem Rauswurf vergangen war. Mein Zeitgefühl hatte sich verabschiedet. Wurde von all meinen anderen Gefühlen ertränkt. Mir schnürte es die Kehle zu bei dem Gedanken allein zu sein. Man kann einem Menschen sovieles nehmen aber die Einsamkeit ist wohl eines der schlimmsten Dinge davon. Nimm einer Familie ihre Kinder und doch werden sie Menschen haben welche sie trösten. Nimm jemand sein Haus und doch wird er es ersetzten können. Nimm jemand sein Geld und doch wird er neues bekommen. Jedoch nimmst du jemandem alles, alles wofür es sich zum leben lohnt, so endet er wie ich. Kaputt. Sinnlos erscheint mir alles. Die Kinder die auf den Spielplätzen spielen erscheinen mir sinnlos. Die Erwachsenen welche sich den Arsch aufreißen um Geld zu verdienen erscheinen mir sinnlos. Wofür machte man das alles? Was verbarg sich dahinter? Wieso lebte man um zu sterben? Was brachte es schon zu arbeiten um dann Geld zu verdienen. Um sich Sachen leisten zu können. Um Kinder zu ernähren. Diese Welt war grausam. Verdorben und verbraucht. Selbst Gott erschien mir sinnlos. Nur eine Fantasie welche sich die Menschen einredeten. Das eine Höhere macht existierte. Der eigentliche Punkt war doch das die Menschheit geführt werden musste. Sie gehörten nicht an die Spitze der Nahrungskette. Gehörten sie noch nie. Sie mussten kommandiert werden. Gesetze über Gesetze. Vorschriften. Regeln. Das war doch wohl das einzigste was uns von den Tieren unterschied. Das und unsere Gefühle. Auch wenn ich sie gerne abstellen wollte so spürte ich sie. Stärker als jemals zuvor. Ich durfte es nie wieder soweit kommen lassen. Musste dafür sorgen nicht mehr so leicht verletzbar zu sein. In einem Gewissen Punkt hatte Anthony recht. Alles geht vorbei. Nur um das danach noch mit zu erleben musste ich kämpfen. Am Leben bleiben. Musste weiter existieren.
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Sibling
RomanceVielleicht sind es ja nur pubertierende Hormone. Doch, wieso fühlt es sich dann so echt an? Mein Name ist Claire und ich erzähle euch von meiner verstörenden, vielleicht auch kranken Geschichte. Zuneigung dem leiblichen Bruder gegenüber. Gefühle...