• Stürmische Wahrheit •

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Mit den Händen in den Hosentaschen und hochgezogenen Schultern lief ich durch die nassen Straßen. Es nieselte leicht vom Himmel und der kühle Wind strich über mein befeuchtetes Gesicht. Musik ertönte durch meine Kopfhörer und ließ alles um mich herum ausblenden. Ich konzentrierte mich nur auf die aggressiven Töne welche meine innere Wut widerspiegelten. Bevor ich das Motel verlassen hatte, hatte ich mir noch 2 weitere Lines gegeben und hatte dann das starke Bedürfniss mich zu bewegen. Ich hatte keine Lust mehr dumm rum zu hocken und mich zu fragen was Claire vermutlich gerade machte. Ob sie sich von ihrem neuen durchficken ließ. Ich spuckte seitlich auf die Straße ehe ich mir eine Zigarette in den Mund steckte und sie in Flammen setzte. Ich hatte neuerdings wieder angefangen zu rauchen. Eigentlich hatte ich aufgehört. Hatte für sie aufgehört aber jetzt war das auch egal. Sie war weg. Ich hatte keine Ahnung was ich jetzt machen sollte. Wo ich hingehen sollte. Von der Schule hatte ich mich entschuldigen lassen. Da ich schon 18 war, war das kein Problem für mich. Wie Claire das regeln würde wusste ich nicht. Interessierte mich um ehrlich zu sein auch nicht. Sie sollte dort bleiben wo der Pfeffer wächst und mir bloß nicht unter die Augen treten. Der graue Himmel verdunkelte sich und die Dämmerung brach ein. Die Straßenlaternen schalteten sich ein und die Läden erleuchteten die Straßen. Genüsslich zog ich an der Kippe ehe ich inne hielt und meine Wenigkeit Richtung Hauswand wandte. Aus einer durchsichtigen Tüte schüttete ich einen weißen Haufen auf meine Handrückfläche und zog das Pulver durch meine Nase. Es beruhigte mich. Ich hätte nicht gewusst was ich ohne diesem weißen Teufel tun würde. Meine Hände begannen zu zittern und mein Herzschlag verdoppelte sich. Ich konnte spüren wie sich meine Pupillen erweiterten und die Welt heller erschienen liesen. Schnell setzte ich meinen Weg fort und stöpselte mir die Kopfhörer aus den Ohren, ehe ich in den Starbucks lief. Die erneute Helligkeit ließ mich meine Augen zusammen kneifen. Hell erstrahlte es vor mir und zahlreiche Menschen tummelten sich in dem zu klein wirkenden Laden. Meine Miene wirkte versteinert als ich mich in die Schlange stellte und ich hoffte das mich keiner ansprechen würde. Mein Körper war bis aufs letzte angespannt, so wie eigentlich jeden Tag an dem sie nicht bei mir war. Ich presste mein Kiefer zusammen als mich die Kassiererin anlächelte. Sie sah hübsch aus. Ihre rot-braunen Locken umrandeten ihr Gesicht und ihre Bernsteinfarbenen Augen strahlten mich an. "Was darf's sein?" "Einen Caffe. Schwarz." Grinsend nickte sie und gab meine Bestellung in den Computer ein. "Wie heißt du?" "Shane." "Also Shane, setzte dich doch hin. Ich bring ihn dir dann." Etwas verwirrt nickte ich und wollte mich umdrehen, als etwas glühend heißes meine Brust traf. Zischend entfernte ich mich einen Schritt ehe ich die Situation analisierte. "Fuck man, kannst du nicht aufpassen? Ist hier denn wirklich jeder so unfähig?!" Ich wollte gerade die Person vor mir weiter beschimpfen. Ich raste förmlich vor Wut. Schnell blitzte sie durch meinen Körper und erfüllte mein Verstand als ich schlagartig verstummte. Die Worte blieben mir im Hals stecken als ich die hellen blauen Augen erkannte. Als nächstes die vollen Lippen. Das konnte nicht wahr sein. Zweifelnd schüttelte ich meinen Kopf. Sie starrte mir ungebannt in die Augen und auch ich ließ meine nicht von ihren ab. "Sh-Shane?" Ich antwortete nicht. Starrte sie einfach nur an. Sie sah anders aus. Hatte abgenommen. War nun noch dünner als sie davor schon war. So dünn, dass man sich eigentlich sorgen machen müsste. "D-Das tut mir leid. Ich wollte nicht- I-Ich. Also..." Ich hob meine Hand und hatte mich somit aus meiner Schockstarre gelöst. "Lass stecken, Claire." Aus großen Augen sah sie mich an. Ich hasste diese Augen. Sie machten mich schwach. Sorgten dafür das ich alles um mich herum ausblendete. Nur sie und ich schienen in diesem Laden zu sein. Schnell klopfte mein Herz gegen meine Brust und ich konnte mir diese Reaktion nicht erklären. Es regte mich auf das sie mich immer noch schwach machte. Nach all dem was sie getan hatte. Mit einem Arm schob ich sie zur Seite und sagte synchron dazu: "Geh mir aus dem Weg." Mit großen Schritten lief ich aus dem Laden. Zitternd fuhr ich mir an der frischen Luft durch meine Haare. Verdammt, ich hätte mein Zimmer nie verlassen sollen. Das wiedersehen mit ihr brachte mich vollkommen aus der Fassung. Sie sah nicht gut aus. Nicht gesund. Ihre Wangen hatten unnatürlich hervor gestochen und ihre Beine wirkten knochig durch ihre schwarze Leggins welche sie getragen hatte. Nur ihre Augen waren noch die selben. Diese in die ich mich verliebt hatte. Noch immer schlug mein Herz wild in meinem Brustkorb und das Blut rauschte laut in meinen Ohren. Kopfschmerzen breiteten sich in meinem Schädel aus und drückte gegen meine Schläfen. Ich stöhnte kurz auf ehe ich schnell über den Asphalt Richtung Motel lief. Ich versuchte den Schmerz welcher in mir wucherten zu ignorieren. Versuchte nicht mehr an sie zu denken. Leichter gesagt, als getan...

SiblingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt