Der schneebedeckte Gipfel des Caradhrasschimmerte rötlich im Licht der aufgehenden Sonne. Die letzten Sternverblassten gerade, als die Gefährten ihr Lager am Fuss des Bergesauflösten, um sich an die Überquerung des Passes zu wagen. Wirzogen unsere gesamte Reisekleidung an, die wir dabei hatten, denn dieSchneefallgrenze lag nur einige hundert Meter über unserem kleinenNachtlager. Die letzten beiden Nächte waren wir durchgewandert undhatten gegen Mitternacht den den Fuss des Berges erreicht. DieHobbits waren so erschöpft gewesen, dass an ein Weitergehen nicht zudenken gewesen war. Gandalf hatte schliesslich entschieden, dieÜberquerung des Nebelgebirges bei Tagesanbruch zu wagen, da wir seitden Krähen Sarumans keine anderen Späher zu Gesicht bekommenhatten; weder am Tag, noch in der Nacht.
Mit neu gesammelten Kräften machtenwir uns an den Aufstieg. Schon bald war unsere Umgebung nur noch einweiter weisser Schneeteppich, aus dem hin und wieder graue Felsenaufragten; die Unendlichkeit der Schneelandschaft zerstörend.Knirschend suchten wir uns unseren Weg über die Weiten derBerghänge.
Ich schaute immer wieder unruhig zu demstrahlend blauen Himmel empor. Dass die Späher Sarumans uns nochnicht entdeckt hatten, hielt ich beinahe für unwahrscheinlich.
„Wonach hältst du Ausschau?Sollte Saruman uns bemerkt haben, werden wir das früh genug zuspüren bekommen."
Unwillkürlich drehte ich mich zuLegolas um, der wie immer mit mir am Ende des Zuges ging, unsereSchritte trugen uns sanft über die Schneedecke.
„Weil ich gerne früher als „frühgenug" vor einem Angriff gewarnt wäre.", gab ich düsterzurück und musterte die Gefährten vor uns, die sich mühsam denBerg empor quälten. Vor allem die Hobbits hatten grosseSchwierigkeiten, da ihnen der Schnee inzwischen bereits bis zu denKnien reichte.
Erneut huschte mein Blick zum Himmelund ich suchte fieberhaft nach den Anzeichen eines Angriffs.
„Warum kämpfst du?"
„Bitte, was?", ein weiteresMal drehte ich meinen Kopf zu dem blonden Elben.
„Es muss doch für jeden Kriegereinen Grund geben, weshalb er sein Leben in einem Kampf riskiert.",Legolas musste gemerkt haben, dass ich vollkommen verwirrt war,deshalb fuhr er schnell weiter, „Einer meiner Gründe ist zumBeispiel, dass ich meine alte Heimat zurückhaben will. Sollte Sauronerst einmal besiegt sein, wird die Dunkelheit schnell aus demDüsterwald weichen."
Fragend sah der Prinz mich an. Ichverstand seine Frage nun, doch kein Wort kam über meine Lippen.Ratlos öffnete ich den Mund, nur um ihn danach wieder zu schliessen.Was sollte ich ihm auch sagen? Dass ich alles nur tat, weil ich einenSchwur zu erfüllen hatte? Anlügen wollte ich ihn nicht, alsobrachte ich nach einer Weile stockend über die Lippen: „Fürdie Freiheit Mittelerdes."
Legolas legte den Kopf schief undfragte zweifelnd: „Nicht einmal für Freunde?"
Hilflos zuckte ich mit den Schultern.
„Alle, für die ich es tun würde,werden Mittelerde bald verlassen. Die Zeit der Elben ist vorbei. Baldschon wird Mittelerde den Sterblichen gehören."
Schweigend liefen wir weiternebeneinander her. Die Gefährten vor uns hatten Schwierigkeiten,durch den immer höher werdenden Schnee zu kommen; die Köpfe derHobbits schauten gerade noch aus der Schneise heraus, die Gandalf undBoromir vor ihnen in den Schnee stapften.
Unser Weg führte uns nun an dieSüdwand des Caradhras und die Landschaft wurde immer steiler undzerklüfteter. Es war bereits um die Mittagsstunde herum, als ich amHimmel eine Wolkenwand entdeckte, die sich von Süden her auf unszuschob. Leichtfüssig rannte ich auf der Schneedecke an denGefährten vorbei, bis ich mein Tempo drosselte und neben Gandalfherlief, der sich unter mir einen Weg durch den hohen Schnee suchte.
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Die letzte Reise
FanfictionSchon seit Beginn der Zeitrechnung in Mittelerde bestimmt Lossiel das Schicksal Mittelerdes mit. Verbissen will sie Sauron, ihren letzten verbliebenen Feind, besiegen. Wenn es sein muss, bis in den Tod. So schliesst sich die Elbin der Gemeinschaft d...