„Geh' mir aus den Augen!", rief ich durch den langen Gang, um das geschäftige Treiben, dass aus dem Hof heraufdröhnte, zu übertönen.
Wütend funkelte ich den blonden Elb an, der eine demonstrativ lässige Haltung eingenommen hatte, sobald er mich hatte den Gang hinunterstolzieren sehen. Ich fühlte mich einfach nur lächerlich und hilflos.
Immerhin ist es nicht weiß!, versuchte ich mir selbst einzureden, als ich spürte, wie ein Rinnsal Wasser sich aus meinen nassen Haaren löste und mir den Nacken hinunter bis in den breiten Stoffstreifen um meine Brust herum lief. Das war aber schon das einzige, was meine Stimmung ansatzweise heben konnte.
Dass es in dieser ganzen bescheuerten Burg nicht eine einzige Hose gibt, die nicht gerade benötigt wird!, fluchte ich noch, während ich auf den Elbenprinzen zuschritt, der an dem Türstock zu meinem provisorischen Zimmer lehnte. Ich hatte das Gefühl, der flatternde Stoff um meine Beine herum zeigte mehr al meine engen Lederhosen und der Gürtel, der komisch schräg an meiner Seite hing betonte viel zu viel.
„Da bist du also!", begrüßte mich Legolas mit einem ebenso kalten, wenn auch viel sarkastischerem Tonfall. Er musterte mich amüsiert. Wirre, nasse Haare und eine Haltung, die definitiv besser zu einem Kettenhemd als zu einem Kleid passte.
„Dich dachte, du wärst da drinnen und wolltest nicht mit mir reden."
Er stieß sich mit den Schultern vom Türstock ab und deutete mit dem blonden Kopf auf die hölzerne Tür.
„Womit du nicht einmal sehr falsch gelegen wärst.", erwiderte ich bissig und ging an ihm vorbei auf die Tür zu.
„Da passt man ein paar Tage nicht auf dich auf und schon verwandelst du dich in eine verwöhnte Königstochter.", kam sogleich die Antwort seinerseits.
Meine Hand verkrampfte sich um Beherrschung ringend am Türknauf.
„Mach' es kurz.", forderte ich kühl, „Was willst du?"
Widerwillig drehte ich mich zu ihm, um in fragend anzublicken.
„Ich habe von Gandalf gehört, dass wir zusammen reiten, also wollte ich-"
„WAS?", wütend stemmte ich meine Hände in die Seiten, „Ich lasse mich nicht von Gandalf bemuttern. Von dir noch viel weniger. Bloß weil ich gestern umgekippt bin. Du hast keine Vorstellung davon, was ich schon anderen überstanden habe. Ich habe mehr Schlachten geschlagen als-", brauste ich ärgerlich auf, doch Legolas' hatte während des letzten Satzes herausfordernd eine Augenbraue gehoben und ich verstummte.
„Lieber reite ich auf einem Esel!", entschied ich schließlich bestimmt, um nicht als Verlierer aus diesem einseitigen Schlagabtausch zu gehen.
Legolas blickte mich kurz verwirrt an, nur um dann in ein erleichtertes Lachen auszubrechen. Entrüstet verschränkte ich die Arme vor der Brust und wartete. Nachdem der Elbenprinz sich beruhigt hatte, verkündete er immer noch lächelnd: „Du reitest nicht MIT Gimli und mir, sondern mir Gandalf. Aber du reitest NEBEN Gimli und mir."
Ich hätte meinen Kopf gegen den Türpfosten schlagen können, beließ es aber bei einem erstaunten Nicken und öffnete die Tür, um mir die Röte im Gesicht nicht anerkennen zu lassen.
„Was willst du dann?", fragte ich Legolas, nachdem ich meinen zerknautschten Elbenumhang unter den zahlreichen Fellen hervorgewühlt hatte und zurück an die Tür gekommen war.
Der blonde Elb zeigte auf das Schwert, das an meiner Seite hing, während ich mir den Umhang um die Schultern legte.
„Das kriegst du ganz sicher nicht zurück.", erwiderte ich barsch und zog die Tür hinter mir zu. Ich musste vor der Abreise noch einen Dolch aufstöbern.
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Die letzte Reise
FanficSchon seit Beginn der Zeitrechnung in Mittelerde bestimmt Lossiel das Schicksal Mittelerdes mit. Verbissen will sie Sauron, ihren letzten verbliebenen Feind, besiegen. Wenn es sein muss, bis in den Tod. So schliesst sich die Elbin der Gemeinschaft d...