Die letzten Strahlen der untergehendenSonne tauchten die karge Felslandschaft in ein rotes Licht. DieGemeinschaft schleppte sich müde durch die felsigen Ausläufer des Nebelgebirges. In der Nacht war plötzlich das Geheul eines Wolfsrudels durch den Wind zu hören gewesen; Späher Sarumans, diedie Lande durchstreift hatten. Wir waren noch schneller durch dieDunkelheit gelaufen und hatten uns erst eine kleine Rast gegönnt,als der neue Tag anbrach.
Nun stolperten die Gefährten müdehinter Gandalf und Aragorn her; Lutz' Hufe klapperten auf demfelsigen Untergrund leise. Da weder Gandalf noch Aragorn oft indiesem Gebiet gewesen waren, kamen wir langsamer voran, was denerschöpften Hobbits nur Recht war. Gandalf blickte immer wiederratlos um sich.
„Was sucht er nur?", fragte Boromirmit gerunzelter Stirn und zog seinen schweren Mantel enger um seineSchultern. Er war zwar noch nicht so entkräftet wie die Hobbits,doch die dunklen Ringe unter seinen Augen zeugten von Schlafmangel.
„Er sucht den Sirannon.",antwortete ich ihm, „Ein Fluss, der in den Bergen entspringt unddurch einen kleinen See fliesst, der vor den Mauern Morias liegt."
Ich zeigte auf die riesigen steilabfallenden Felswände einige Meilen vor uns, die im Schein deruntergehenden Sonne rot aufleuchteten.
„Irgendwo am Fuss dieser Berghängeliegt der Eingang zu den Minen Morias. Es ist nicht mehr weit, aberwir müssen den Wasserfall des Sirannon finden, um in die kleineTalsenke zu gelangen, in der sich das Westtor befindet."
Ich liess meine Hand sinken undrunzelte die Stirn, als ich mich an meine früheren Reisen bis zumWesttor erinnerte.
„Aber es ist seltsam. Eigentlichmüsste man das Dröhnen des Wasserfalls schon von hier aus hören.Ich begleitete früher die Händler einige Male bis zum Fusse dergrossen Treppe und immer war das Donnern der Wassermassen schon vonWeitem zu hören."
Ratlos zuckte ich mit den Schultern undlief schweigend neben Boromir weiter.
„Warst du jemals in den Minen?",fragte mich der Gondorrim nach einiger Zeit.
Verwundert sah ich ihn von der Seiteher an und antwortete dann misstrauisch: „Nein... Wieso fragst du?"
„Ich habe nur gemerkt, dass du dicheinigermassen gut mit Gimli verstehst und dachte, du hättest einegute Beziehung zu den Zwergen."
Ein trauriges Lächeln stahl sich aufmeine Lippen.
„Wieso lachst du?"
„Sobald man als Elb Zwergen gegenübernicht gehässig ist, glauben alle, man verstehe sich gut mit ihnen."
„Du hasst sie auch?", fragte derrothaarige Mann mich ungläubig.
„Nein. Sie sind gute Waffengefährten.Vor vielen tausend Jahren, im ersten Zeitalter, kämpften wir häufigSeite an Seite mit ihnen. Aber das war, bevor Vertrauensbrüche undgegenseitiges Blutvergiessen tiefe Klüfte zwischen uns rissen."
Der Weg vollführte eine Biegung undprompt blieb Gandalf stehen.
„Ah. Hier ist des Rätsels Lösung.",verkündete er und winkte uns zu sich heran.
Der obere Teil des ausgetrocknetenWasserfalls leuchtete noch rot im letzten Licht der Sonne; der Restlag bereits in dunkeln Schatten da.
„Das ist eigenartig. Vor einiger Zeitwar ich in dieser Gegend unterwegs und hörte den Sirannon nochRauschen. Was mag geschehen sein.", wunderte sich Aragorn undblickte zu der nackten Kante des Wasserfalls empor.
„Lass uns hinaufsteigen und esherausfinden.", schlug der graue Zauberer vor und führte uns zueiner kleinen Treppe, die zur Rechten Seite des Wasserfalls in dengrauen Fels geschlagen worden war. Die Hobbits stöhnten auf, als siedie steinernen Stufen sahen, doch in Gimlis Körper schien mit einemMal neue Kraft zu strömen und mit einem Funkeln in den Augen drängteer sich an Gandalf vorbei und sprang die Stufen empor.
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Die letzte Reise
FanfictionSchon seit Beginn der Zeitrechnung in Mittelerde bestimmt Lossiel das Schicksal Mittelerdes mit. Verbissen will sie Sauron, ihren letzten verbliebenen Feind, besiegen. Wenn es sein muss, bis in den Tod. So schliesst sich die Elbin der Gemeinschaft d...