Hulsten

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Ausdruckslos starrte ich in dieschwelgende Glut. Sie schimmerte nur noch leicht rötlich und liessab und zu ein leises Knacken vernehmen, das sich unter die Atemzügeder schlafenden Gefährten mischte. Die Sonne sollte in Kürzeaufgehen, doch durch die dicke Wolkendecke drang noch kein Licht. Ichseufzte tief und warf den kleinen Zweig, den ich unablässig zwischenden Fingern gedreht hatte, in die Glut. Knackend zog er sich zusammenund begann letztendlich selbst rötlich zu glühen. Erneut verliessein tiefer Seufzer meine Lippen. Die letzte Wache war immer dieschlimmste. Das scheinbar endlose Warten auf den neuen Tag; derDrang, endlich loszulaufen.

Eigentlich hätte ich bedeutend bessereLaune haben sollen, denn in wenigen Tagen würden wir den Pass desCaradhras erreicht haben und somit ein wichtiges Zwischenziel unsererReise; den Weg über das Nebelgebirge. Auch hatten sowohl Aragorn alsauch Gandalf nach einigen Tagen den Hobbits erlaubt, kleine Feuer zumachen, da sich die gesamte Gemeinschaft einig gewesen war, dassausser ihnen keine anderen Lebewesen in diesen Landen waren.

Doch trotzdem hatte mich eine innereUnruhe befallen. Obwohl selbst ich zugeben musste, dass sich keinanderes atmendes Wesen auf dieser Ebene ausmachen liess, war ich mirsicher, noch vor dem Pass auf Späher Sarumans zu treffen.

Hinter mir vernahm ich ein Rascheln unddrehte mich blitzschnell um, die rechte Hand bereits am Knauf meinesSchwertes. Erleichtert atmete ich aus, als ich erkannte, dass es nurLegolas war, der wie jeden Morgen als erster der Gefährten die Augenaufgeschlagen hatte. Ganz langsam erhob er sich von seinemSchlafplatz, anscheinend überrascht für meine Reflexe, die selbstfür das Elbenvolk unerwartet schnell waren.

Wortlos wandte ich mich wieder denglühenden Kohlestücken zu. Beinahe lautlos umrundete der Sindar dieFeuerstelle und begann die üblichen Gefährten zu wecken.

Gähnend erhoben sie sich von ihrenNachtlagern und rieben sich den Schlaf aus den Augen. Sam machte sichsofort an die Zubereitung des Frühstücks und pfiff dabei leise vorsich hin. Seit wir uns dazu entschlossen hatten, nachts zu schlafenund tagsüber zu wandern, waren vor allem die Hobbits deutlichbesserer Laune.

Mit dem übrigen Holz entfachte Aragorndas Feuern von Neuem, während die anderen verschlafen ihre Deckenzusammenrollten und wieder ordentlich in den kleinen Gepäckbündelnverstauten.

Um nicht nutzlos herumsitzen zu müssen,stand ich langsam auf und ging um das inzwischen prasselnde Feuerherum.Aus einer der Satteltaschen suchte ich einen kleinen schwarzenLederbeutel heraus und entfernte mich einige Meter von unserem Lager.

Der Wind wehte immer noch stark überdas Land, doch hatten seine beissende Kälte und das Heulen stetigabgenommen, je weiter wir nach Süden gegangen waren.

Umständlich strich ich mir meine vomWind zerzausten Haare hinter die spitzen Ohren, um nach Lutz zupfeifen, der in einiger Entfernung friedlich graste. Sobald er meinenPfiff gehört hatte, trabte er freudig auf mich zu und bliebschnauben vor mir stehen. Ich griff in den kleinen Beutel und holteeine handvoll Hafer heraus. Gierig frass das kleine Pony mir dielänglichen Körner aus der ausgestreckten Hand. Als nichts mehrübrig war, leckte er sorgsam über meine Handfläche, um sichwirklich nichts von dem schmackhaften Getreide entgehen zu lassen.Die raue Zunge kitzelte angenehm auf meiner Haut und entlockte mirein mattes Lächeln.

„Na na, mein Kleiner.", sagte ichgespielt tadelnd, „Jetzt ist aber genug. Die Hand brauche ichnoch."

Vorsichtig zog ich sie zurück undkraulte ihn hinter den Ohren. Nach einer kurzen Verabschiedung liefich wieder zurück zum Lager, von woher der Wind mir bereits einenunwiderstehlichen Duft nach Haferbrei entgegenwehte.

Bei unserem Lagerplatz angekommen liessich mich im Schneidersitz zwischen Aragorn und Gandalf nieder. Samholte zehn kleine Holzschüsseln hervor und reichte jedem eine,gefüllt mit einem grossen Klecks des zähflüssigen Breis. Sobaldich eine dampfende Schüssel in den Händen hielt, beugte ich michleicht vor und angelte mir einen der Löffel, die in der Mitte aufdem Boden lagen.

Die letzte ReiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt