Gandalf hatte es vermutet. Saruman hatte es ausgesprochen. Ich erinnerte mich. Eine Waffe. So geschmiedet, dass ich es niemals irgendjemandem erzählen würde. So lange verborgen, bis es niemand mehr erahnen könnte. Ein todbringender Schatten, der plötzlich in ihren Rücken auftauchen würde.
Ich würgte bittere Galle in die blutige Waschschüssel vor mir.
Doch die Rechnung war nicht aufgegangen. Mein Erwachen auf Amon Hen war nicht unbemerkt geblieben und Gandalf hatte es verhindern wollen. Hatte mir sogar befohlen, in den Westen zu segeln. Und ich hatte mich widersetzt. Wollte meine Gefährten retten und brachte sie somit in noch größere Gefahr.
Meine Gedanken wirbelten wie Sturmböen in meinem Kopf, als ich die bis an den Rand mit schwappendem Blut gefüllte Schüssel neben mir auf den Boden stellte und vorsichtig den langen Schnitt an meinem linken Handgelenk verband. Meine Finger zitterten stark und sehnen sich nach meinem Schwert, dass ich vorsichtshalber auf das große, mit Fellen überfüllte Bett gelebt hatte. Doch nun vermochte ich es, diesen Impuls in die hintersten Ecke meines Kopfes zu vertreiben. Ganz anders, als in den Stunden vor unserer Ankunft in Edoras.
Der Blutverlust fauchte den Sturm in meinem Kopf weiter an und ich musste mich auf den Boden legen, um mich an die kühle unter mir zu klammern. Doch es half nicht. Ich wurde von einer Böe ergriffen und fortgetragen...
Eine warme Nacht. Eine festliche Halle hinter mir, friedliche Hügel vor mir. Darauf zwei Bäume. Einer silbern, einer-
... so viel Freude um ich herum, Enttäuschung in mir drinnen. Er hatte es versprochen! Hatte versprochen, dass er heute kommen würde, um vor allen mit mir zu tanzen. Schluss mit den Geheimnissen. Alle sollten sehen, dass-
... Meine weite Schleppe raschelte hinter mir, als ich die steinernen Stufen hinab in den Garten stieg. Ein lauer Wind küsste meine nackten Schultern. Was für einen Sinn hatte dieses Fest ohne ihn? Unter meinen leichten Tanzschuhen knirschten die Kiesel der schmalen Wege. Vielleicht würde ich ihn bei den Bäumen finden, unter denen er in letzter Zeit so oft saß. Ich raffte mein Kleid, um-
... Das haarige Monster über mir. Die entstellten Äste verdeckten den Himmel. So dunkel! Die Spinne neigte ihren Kopf zu mir hinab und heißes Gift tropfte von ihren gierigen Greifen zischen auf meinen Hals. Das rasende Herz drohte aus meiner Brust auszubrechen. Alles so unwirklich. Zu viel Zerstörung im Land der-
... Ein dunkler Ruf. Bekannt und doch so fremd. Nach einem kurzen zögern ließ die Spinne von mir ab und zog sich zurück. Ein bedrohlicher Berg in den Schatten. Einst so zarte Hände zerrten mich auf die zitternden Füße.
"Schau mich an! "
Ich konnte nicht. Wollte nicht. Durfte nicht. Eine Stimme in mir verbot meinem Kopf, sich zu bewegen. Ich würde nicht den sehen, den ich glaubte zu-
... Ein knorriger Ast riss eine tiefe Wunde in meine linke Schulter, als er m ich grob gegen den Baumstamm stieß. Silbern oder Gold? Egal. Nun war beides schwarz. Mein Blut zauberte schreckliche Muster auf das helle Kleid.
"Schau mich an! ", befahl er ein weiteres Mal.
Meine Augen blieben starr auf die roten Rinnsale auf dem hellen Stoff geheftet. Kälte Finger hoben mein Kinn an.
"Du wolltest mich doch immer ansehen, wenn wir es tun. "
Schwarze, vor Lust blitzende Augen. Doch dieses Mal war sie anders. Zerstörerischer. Besitzender. Ein wahnsinniges Grinsen verzerrte den einst so schönen Mund. Ich versuchte, meinen Kopf wegzudrehen, wollte nicht wahrhaben, was geschehen war.Was geschah.
Was geschehen würde.
Doch sein Griff war eisern. Ich wollte schreien. Sehnte mich nach einem der Schwerter, mit denen wir spaßeshalber trainierten. Wollte frei atmen. Und als ich eiskalte Finger auf meinem Oberschenkel spürte, wünschte ich mir nichts sehnlicher als ein Paar schlichte Leinenhosen.
Gefangen im Moment. Kein Ausweg. Dunkelheit umgab mich. Auf mir, vor mir, in mir. Ein zerrissenes Herz, ein flatterndes Kleid. Hände, die mich an den toten Baumstamm nagelten. Finger, die wie zum Spaß in der Wunde an meiner Schulter kreisten. Und Beine, die unter mir wegkippen wollte, es aber nicht konnte, weil ER überall war; von mir Besitz ergriff. Meinem Kleid. Dem, was darunter lag. Und dem, was in mir war.
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Die letzte Reise
FanficSchon seit Beginn der Zeitrechnung in Mittelerde bestimmt Lossiel das Schicksal Mittelerdes mit. Verbissen will sie Sauron, ihren letzten verbliebenen Feind, besiegen. Wenn es sein muss, bis in den Tod. So schliesst sich die Elbin der Gemeinschaft d...