10 - Gedankenchaos

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Obwohl ich der Blondine gerad am liebsten den Kopf abreißen wollte, hatte sie auch recht. Ich hatte, aus welchem Grund auch immer, die Flügel meines Vaters nicht geerbt. Daher wurde ich des öfteren beschuldigt, nur das Blut meiner Mutter, eines Menschen, geerbt zu haben. Manche zweifelten sogar an, dass Luzifer mein Vater war. Doch das trauten sich die Meisten eigentlich nicht. Dennoch war es schon peinlich als Tochter eines gefallenen Engels ohne Flügel geboren worden zu sein.

Ich sah die Frau wütend an und wusste das sich meine Augen soeben rot verfärbten. Als die Adlige das, sowie meine Krallen und Hörner sah, wechselte ihr Gesicht von Arroganz in Schock. Aus meinen Fingern ragten nun mattschwarze Klauen und auf meinem Kopf befanden sich zwei große, gewellte und nach hinten gebogene Hörner. Der Frau wich alle Farbe aus dem Gesicht und ihr Mund klappte auf. Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich überhaupt zu soetwas in der Lage war.

Ohne das ich realisierte, was ich eigentlich tat hatte ich sie bereits am Hals gepackt und gegen die nächste Wand gedrückt. Die Adlige fasste an meine Hände und versuchte vergebens meinen Griff zu lockern. Sinnlos, ich war mehr als zehn mal so stark wie sie. Sie begann zu röcheln, doch das war mir egal. "Merke dir eins: Unterschätze mich niemals, oder du wirst es schwer bereuen!" knurrte ich, mit einer unwahrscheinlich tiefen Stimme. Die Augen der Frau waren vor Angst weit aufgerissen und sie sah mich flehend an, was mir ein böses Lächeln abrang. Der Dämon in mir kannte keine Gnade, Güte oder Mitgefühl. Er kannte nur Mordlust, Gewalt und Grausamkeit. Die Spitzen meiner Krallen gruben sich in das Fleisch der Frau und sie wimmerte verängstigt. "E- Es tut mir leid... es wird nie wieder vorkommen, Eure Hoheit!" krächzte sie panisch.

Ich hob die Frau von der Wand, sodass ich sie mit einer Hand in der Luft hielt. Dann schleuderte ich sie in den Gang, wo sie keuchend aufkam. Direkt vor den Füßen Beelzebubs. Dieser sah erst überrascht auf die keuchende Frau und dann zu mir. Als er meine Augen und die Hörner sah fing er an, wie irre und feixen. "Ohh, sieh an die Prinzessin kann sich ja doch ganz gut zur Wehr setzten." lachte er und schüttelte den Kopf. Ich reagierte mich langsam ab und begriff, was ich soeben getan hatte. Wenn die Frau das rumerzählte würde das ein ganzschönes Chaos verursachen. Was kannst du dich auch nicht kontrollieren? Meckerte ich mich selbst an. "Was hast du denn getan, um sie so zum Ausrasten zu bringen?" fragte der Höllenfürst jetzt und hob die verletzte Frau hoch. Etwas Blut lief aus ihrem Hals, wo die Spitzen meiner Krallen gesessen hatten. Die Frau sagte nichts, sondern sah ihn einfach bloß großäugig an. "Beelzebub, ich-" fing ich an, wurde jedoch von einer Handbewegung von ihm unterbrochen. "Schon gut, Kleine." Das 'Kleine' überhörte ich jetzt einfach mal. Er setzte die Blondine ab und sah sie eindringlich an. "Ich hoffe doch sie verstehen, dass dies nicht an die Öffentlichkeit gelangen darf? Ich denke wir verstehen uns." sagte er nett, mit einem drohenden Unterton. Die Adlige nickte nur und verschwand dann in einem Seitengang.

"Danke." murmelte ich, während meine Augen wieder blau wurden und auch meine Klauen und Hörner verschwanden. "War ja klar, das du nur nicht zeigst was du alles drauf hast. Bist wohl doch mehr Dämon als Mensch, eh?" sagte der Höllenfürst grinsend und kam vor mir zum Stehen. Ich wollte etwas sagen, doch er schnitt mir wieder das Wort ab. "Niemand würde je den Teufel anzweifeln. Doch wieso nicht auf seiner vermeindlich schwachen Tochter rumhaken? Auch in der Hölle gibt es viele Geheinmisse, die das Leben aller verändern könnten. Nicht nur ich, auch die anderen Höllenfürsten spüren es. Es bahnt sich etwas großes an, der Frieden wird nicht mehr lange Bestand haben. Und du wirst eine entscheidende Rolle in diese Krieg haben, denn niemand wird mit dir rechnen." sagte Beelzebub, überraschend ernst. Dann nickte er mir noch einmal zu und drehte sich herum. "Und jetzt geh zurück in den Saal, du willst doch nichts von der Party verpassen!" lachte er noch, während er ging. Ich sah im verwirrt nach und schüttelte den Kopf. Was ist den in letzter Zeit hier los? Die letzten 200 Jahre ist absolut nichts interessantes in der Hölle passiert und jetzt hatte ich in drei Tagen mehr erfahren, als in den ersten 10 Jahren meines Lebens. Wieso jetzt? Was wird denn gerade jetzt so entscheidendes passieren? Krieg. Das war die einzigste Antwort, die mir einfiel. Sollte es also wieder Krieg zwischen Himmel und Hölle geben und ich sollte mittendrin sein? Mein Kopf begann zu schmerzen und ich beschloss, später darüber nachzudenken. Erstmal musste ich zurück, bevor mich noch jemand vermisste.

Ohne groß zu überlegen fand ich den richtigen Weg und betrat erneut den riesigen Saal. Ich drehte mich herum und rannte direkt in jemanden hinein. Was auch sonst? Ich blickte auf und sah direkt in ein orangenes Augenpaar. "Ich dachte schon ihr habt euch verdrückt." lachte Sitri und sah auf mich herunter. "Sehr lustig." murrte ich und versuchte mich an ihm vorbei zu drücken. "Würdet ihr mir die Ehre erweisen und mit mir tanzen?" fragte er, bemüht mich nicht zu Duzen. Obwohl Belial sein Herr war, glich er in seinem Verhalten mehr Beelzebub. Ich nickte bloß als Antwort, woraufhin ich regelrecht auf die Tanzfläche gezerrt wurde. Ich rollte mit den Augen und konzentrierte mich auf den Tanz. Auch Sitri war ein sehr guter Tänzer und führte mich elegant übers Parkett.

Nach dem Tanz widmete ich mich wieder dem Buffet. Mit der Zeit wurden die Gäste immer weniger. Jensit kam zu mir und verabschiedete sich. Kurz darauf verließ auch Namrael den Saal. Als dann kaum noch Leute da waren hörte ich hinter mir ein Räuspern. Ich drehte mich herum und erkannte sofort Satans rot leuchtende Rüstung. Heut kam ich wohl nicht um alle Höllenfürsten herum. "Ja?" sagte ich und sah ihn erwartungsvoll an. "Ich muss etwas mit euch besprechen und bitte euch daher morgen in meinen Palast." sagte er respektvoll. Ich dachte, ich hätte mich verhört. Sind die alle krank, oder was ist los? "Woher denn plötzlich dieser höfliche Ton?" fragte ich spöttisch. Er sah mich durchdringend an und seufzte dann. "Belial wies mich darauf hin, das ich euch doch bitte mit etwas mehr Respekt behandeln sollte." gestand er geknickt. Ich musste es mir verkneifen, einfach los zu prusten. Die Standpauke des Vizekönigs der Hölle hatte sichtlich an seinem Ego gekratzt. "Na gut, ich komm morgen in deinen Palast." sagte ich und sah ihn belustigt an. Er nickte und ging.

Ich beschloss ebenfalls zu gehen. Nachdem ich mich von meinem Vater verabschiedet hatte verließ ich den Saal und betrat den breiten Gang, vor der Tür. Ich ging ihn entlang, richtung ausgang, als mir etwas ins Auge stach. Etwas weißes hob sich deutlich von dem dunklen Boden ab. Schnell ging ich hin und hob es auf.

"Was zur....?" murmelte ich und betrachtete die Feder in meiner Hand. Sie strahlte extrem hell und sah unwahrscheinlich rein und schön aus. Zu rein, für die Hölle. Diese Feder war definitiv von einem Engel. Sofort sah ich mich prüfend um und prüfte die Magiewellen um mich herum. Tatsächlich spürte ich eine kleine Veränderung, zu schwach, um sie zu verfolgen. Scheiße...

Es war bereits seit Jahrhunderten kein Engel mehr in die Hölle gekommen. Seit dem Krieg nicht mehr. Lediglich Erzengel waren in der Lage solche Portale zu erschaffen. Doch die Anwesenheit eines Erzengels hätte ich gespürt. Also musste es sich um einen normalen Engel handeln, der dazu noch getarnt war. Das kann doch nicht wahr sein! Eigentlich war es meine Aufgabe, dafür zu sorgen das niemand in die Hölle kam, der nicht hinein gehörte. Offenbar war ich kläglich gescheitert. Ich packte die Feder fester und teleportierte mich in mein Zimmer. Dort befreite ich mich von dem lästigen Kleid und schmiss mich anschließend auf mein Bett. In diesem Moment wünschte ich mir mal wieder einach bloß ein Mensch zu sein. Ich schloss die Augen und begann, alle Fakten aufzuzählen.

Ich durfte, aus welchem Grund auch immer, meine Kräfte nicht benutzen. Das hing offenbar mit dem eher brüchigen Frieden zwischen Himmel und Hölle zusammen. Die Höllenfürsten befürchteten, dass dieser Frieden bald in einen Krieg überlaufen würde. In diesem Krieg, der wahrscheinlich durch mich verursacht wurde, sollte ich außerdem eine wichtige Rolle spielen, weil... ja, warum eigentlich? Dann wurde es mir plötzlich klar und ich öffnete ruckartig meine Augen. Die Engel wussten nicht, das ich existiere! Somit wären sie in einem Krieg völlig von mir überrascht. Wieso ist mir in dieser ganzen Zeit nie aufgefallen, das ich stets alle Engel getötet habe, die mich gesehen haben, damit sie mich nicht erkennen? Ich hatte einfach nie darüber nachgedacht. Als wäre dieses Kriegszeug nicht schon verwirrend genug, erinnerte ich mich nun auch wieder an das seltsame Verhalten Leviathans. Was hatte es bloß mit meinem Traum und seinem heutigen Verhalten auf sich. Nach langem Grübeln schlief ich dann letzlich ein.

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Hi People 😎😊
Sorry für das kurze Kapi, aber besser als nichts ^-^
Ich wollt mich erstmal für die ganzen Votes und lieben Kommentare bedanken
Vielen lieben Danken dafür und das ihr diese Geschichte lest 😊😘

Eigentlich wollte ich euch fragen, wie euch die Geschichte bis jetzt gefällt? Gefallen euch die Figuren oder würdet ihr etwas ändern?

Über Votes und Kommentare freu ich mich immer 🤗😉

Mein Name ist MorgensternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt