15 - Mehr Fragen als Antworten

4.5K 374 41
                                    

Mit mir selbst ringend stand ich nun vor Leviathans riesigem Palast. Er bestand aus hellem Stein, sowie viel Glas. Aus einigen Löchern in den Wänden flossen Wasserfälle in die gigantischen Teiche, die den 'Schlossgarten' darstellten. Das komplette Areal um den Palast herum bestand aus Wasser, in dem teils meterlange, leuchtende Fische herumschwammen. Die Dächer des Gebäudes waren am auffälligsten, sie waren schwarz und hoben sich damit von dem hellen Gestein ab. Zukki hatte ich in meinen Palast gebracht, bevor ich hierher gekommen war.

Die Statuen großer Schlangen säumten den Weg zum Eingang. Ihre Augen schienen zu Leuchten und die Schritte eines jeden, der den Palast betrat, zu verfolgen. Mit jedem Schritt wurde ich nervöser, obwohl dazu eigentlich kein Grund bestand. Was konnte er schon groß tun, außer nein zu sagen? Der gesamten Hölle verkünden das du nicht in der Lage bist ein Feuer zu löschen. Ich hätte mich für diesen Gedanken selbst ohrfeigen können. Wenn Leviathan mir nicht half wusste ich nicht wie ich das Feuer löschen sollte, ohne meinen Vater stinksauer zu machen.

Die Sohlen meiner Schuhe klackten leise und ab und zu war das Geräusch von Fischen zu hören, die an die Oberfläche kamen. Ich blieb stehen als aus dem Wasser neben dem Steinweg plötzlich etwas rauskam. Im ersten Moment konnte ich es nicht erkennen, sah dann jedoch das es sich um eine Schlange handelte. Sie war gut 6 Meter lang und extrem dick. Durch das Wasser wirkten ihre Schuppen glitschig und sie schien es auch nicht wirklich zu stören, dass ich hier gerade lang wollte. Ich ekelte mich nicht vor Schlangen, ich war lediglich etwas erschrocken gewesen. Das Tier hinterließ eine längliche Wasserspur auf dem Stein, bevor es sich auf der anderen Seite wieder ins Wasser gleiten ließ.

Ich ging weiter und erreichte die große Flügeltür aus dunklem Holz, die sich deutlich von den hellen Wänden abhob. Jeweils rechts und links von ihr floss ein Wasserfall herab und mündete in den See. Zwei Wachen standen vor ebenjenen und musterten mich argwöhnisch. Sie trugen relativ dünne Rüstungen, die auch nicht ihre Gesichter verdeckten. In den Händen hielten sie jeweils einen großen Dreizack, mit welchen sie mir nun den Eingang versperrten. "Lasst mich durch, ich hab' jetzt keine Zeit!" knurrte ich wütend, woraufhin die beiden Männer etwas erschrocken ihre Waffen wegnahmen. Die Tür wurde aufgestoßen und ich betrat die Eingangshalle. Sie bestand fast nur aus Glas, an welchem Wasser hinunterlief. Der graue Marmorboden wurde von winzigen Flüssen durchzogen, in welchen sich graue Seerosen befanden. Ein Mann, der wohl einen etwas höheren Rang unter den Dienern hatte, kam auf mich zu und verneigte sich leicht. "Wie kann ich euch helfen?" fragte er höflich. "Ich muss mit Leviathan sprechen." antwortete ich einfach und wollte weitergehen, wurde jedoch aufgehalten. "Mein Herr ist gerad beschäftigt, vielleicht solltet ihr aber später wiederkommen." schlug der Bedienstete vor. Ich riss mich wütend von ihm los und sah ihn mit meinen roten Augen an. "Etwas später wird die gesamte Höllenstadt in Flammen stehen und mehr als die Hälfte aller Dörfer in der Nähe niedergebrannt sein!" fauchte ich ihn laut an, was ihn zusammenzucken ließ. Mit so einem kleinen Wutausbrch hatte er sichtlich nicht gerechnet. "E-Er ist in der Trainingshalle, den Gang dort runter." haspelte er und zeigte auf einen Gang rechts von mir.

Ich knurrte noch einmal wütend, dann lief ich los. Auf der einen Seite des Ganges befanden sich in regelmäßigen Abständen große, blau weiße Mosaikfenster, die häufig irgenwelche Wesen darstellten, die im Wasser leben. Auf der anderen Seite befanden sich ab und zu Türen aus einem hellen Material, dass ich nicht zuordnen konnte. Manchmal füllten die leeren Lücken an den Wänden auch Bilder. Viele davon waren entweder von Leviathan, einem seiner Berater oder irgendwelchen mystischen Wesen und Schlachten. Ich kam an einem Fenster vorbei, welches größer als die anderen war. Ich blieb stehen und sah es etwas verwirrt an. Das Fenster schien ungefähr in der Mitte des Ganges zu sein, zumindest so weit ich sehen konnte, und zeigte ein Paar weißer Schwingen. Unter den Schwingen stand in schöner Schrift 'Libertas et iustitia'. "Freiheit und Gerechtigkeit" murmelte ich. Da hatte sich das jahrelange lernen von Latein doch ausgezahlt. Ich legte meinen Kopf schief und dachte nach. Ein etwas merkwürdiger Text für einen Höllenfürsten, vorallem für Leviathan. Ich wusste zwar das die Engel, die damals gegen Gott rebelliert hatten, auch für ihre Freiheit kämpften dennoch wunderte mich der Spruch, zusammen mit den weißen Schwingen etwas.

Mein Name ist MorgensternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt