44 - "Vergib mir..."

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Charun

Angespannt stand ich da und stützte mich auf meiner Sense ab. Seit über 300 Jahren hatte ich das Reich der Toten mal wieder verlassen, doch nicht freiwillig. Auch ich hatte den mächtigen Schlag gespürt, der wie eine Machtwelle durch die ganze Hölle gefegt war. Mit einer unglaublichen Gewalt hatten sich die Engel ihren Weg in die Hölle freigelegt und so jeden Dämon hier von ihrem Auftauchen informiert. Der Krieg hatte jetzt richtig begonnen. Das sogar ich dies gespürt hatte kündigte eine verheerende Schlacht an. Weder wusste ich wo mein Bruder war, noch wo ich jetzt so genau hin musste. Das einzige, was mir auch schon die Seelen erzählt hatten war die Tatsache, das sich kaum Dämonen in der Hölle aufhielten und wir so den Engeln komplett unterlegen waren. Sollten die Engel gewinnen würde das natürlich auch unschöne Konsequenzen für mich haben, weshalb ich an diesem Krieg auch teilnahm. Niemand sollte sagen ich würde nicht für das Kämpfen, was ich beschützen sollte.

Seufzend drehte ich mich herum und betrachtete noch einmal die schwarze, wabernde Masse, die das Reich der Toten darstellte, bevor ich meine Sense verschwinden ließ und mich in die Luft erhob. Genauso lange, wie ich den Nebel nicht verlassen hatte war ich auch nicht mehr geflogen, doch das war nichts was man verlernte, vor allem nicht als ehemaliger Engel. Der Wind peitschte mir ins Gesicht und brachte die ersten Kampfgeräusche mit sich. Als ich unter mir ein paar Engel fliegen sah beschloss ich mich dem Kampf anzuschließen. "Mal sehen, ob ichs überhaupt noch kann." knurrte ich und ließ meine Flügel verschwinden. Dann fiel ich einfach und landete genau auf einem Engel. Dieser hatte damit natürlich nicht gerechnet und stürzte sofort ab. Dabei packte ich noch die rechte Schwinge seines Bruders und zog ihn mit. Dieser war schon etwas wehrhafter und wollte mit seinem Dolch nach mir stechen. Gelangweilt packte ich die Klinge der Waffe, riss sie ihm aus der Hand und warf sie weg. Meinen handschuhartigen Drachenklauen machte das nichts aus. In der Luft drehte ich mich mit ihm, sodass ich über ihm war und drückte mich dann ab. So nah wie wir am Boden waren würde er es nicht mehr schaffen sich zu drehen. Doch der Engel krallte sich an meinem Arm, weshalb ich kurz vorm Boden meine Schwingen ausfuhr. Durch den Ruck wurde er losgerissen und prallte mit einem lauten Knirschen auf. Sein Bruder war etwas glimpflicher davon gekommen, er schien sich nur einen Flügel gebrochen zu haben. Doch damit war er leichte Beute für die anderen Dämonen und so gut wie verloren, sollte er sich nicht als begabter Kämpfer herausstellen.

Ich flog ein kleines Stück weiter, rief meine Sense und landete geschickt vor einer Gruppe Engel, die gerade dabei war eine Gruppe Kinder zu töten. "Wie erbärmlichen, sogar für euch." schnaubte ich und holte mit meiner Waffe aus. Dann ließ ich die große Klinge durch die Luft sausen und dabei laut summen. Eine Klinge aus dunklem Nebel schoss durch die Luft und traf ihre Ziele auf Hüfthöhe, wo sie alle zerteilt wurden. Die Kinder jubelten begeistert auf und musterten mich interessiert. "Das ist der Wächter der Toten." flüsterte eins ehrfürchtig, weshalb die Augen der anderen noch größer wurden. "Und wenn ihr mich nicht schon frühzeitig wiedersehen wollt, dann solltet ihr euch jetzt besser einen einigermaßen sicheren Platz suchen." knurrte ich, woraufhin sie nickten und davon rannten.

Augenrollend drehte ich mich herum und rammte dem Engel hinter mir das Ende meiner Sense in den Bauch. Überrascht klappte er zusammen und ich konnte mir ein selbstgefälliges Grinsen nicht verkneifen. Wenn die Engel dachten sie könnten sich so einfach an mich ran schleichen, dann waren sie noch dümmer als sie aussahen. Dem nächsten trennte ich mit einer schnellen Bewegung den Kopf ab, woraufhin der Rest seines Körpers langsam in meine Richtung kippte. Genervt trat ich ihn weg und wandte mich dem nächsten zu. Dessen schneller Attacke wich ich aus und kratzte ihn lediglich mit einer meiner Krallen am Hals. Kurz sah er mich zufrieden an, bevor sein Gesicht plötzlich Überraschen zeigte und er sich bestürzt an den Kratzer an seinem Hals fasste. Der Bereich um die kleine Wunde herum wurde von roten Linien durchzogen, die aussahen wie als würde die Haut gleich aufbrechen und sich immer weiter ausbreiteten. Nach nicht mal zwei Sekunden wurden seine Augen ebenfalls von vielen roten Adern durchzogen und Blut lief aus seinem Mund. Als eine seiner Schwestern entsetzt zu ihm eilte rammte er ihr die Spitze seines Beidhänders durch den Bauch. Ich wich zufrieden zurück, als er auch seine anderen Freunde angriff und total in einen Rausch verfiel. Es dauerte nicht lange, dann war sein gesamter Körper mit rot schimmernden Linien überzogen und er zerfiel plötzlich zu Asche.

Mein Name ist MorgensternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt