Ich öffnete meine Augen, fand mich in einem großen Raum wieder und stützte mich an der nächsten Wand ab. Ich hasse Teleportieren. Jedes Mal aufs neue fühlte es sich an, also ob mein gesamter Magen herumgedreht wurde. Außerdem ging meine gesamte Orientierung dabei verloren. Taumelnd verließ ich den Raum und fand mich auf einem großen Flur wieder. Genervt blies ich mir eine der dunkelroten Haarsträhnen aus dem Gesicht und ging los. Mein Palast bestand, so wie jeder andere in der Hölle auch, aus einem einzigen Wirrwarr aus Gängen und glich einem riesigen Labyrinth. Jemand unerfahrenes hätte sich verlaufen und nie mehr den Ausgang gefunden. Auf dem Weg zu meinem Zimmer, welches ganz oben lag, begegnete ich mehreren meiner Angestellten, sowie Wachen und ein paar Kerberos. Endlich, am fast höchsten Punkt meines Palastes angekommen, stieß ich die Tür aus massivem Holz auf und trat hinein. Meiner Zimmer sah etwas aus wie ein Balkon. Tatsächlich war die einzige gerade Wand die, in der die Tür eingelassen war und an welcher die Kopfseite des Bettes stand. Ansonsten glich es mehr einem Balkon in Form eines Halbkreises mit Dach, denn über meinem Zimmer war noch eine Etage. Das Geländer aus grauem Marmor, gegenüber von meinem riesigen Himmelbett, reichte gerade mal so bis zur Hüfte. In der Lücke zwischen Geländer und Decke waren keine Fenster eingebaut worden, ein spezieller Zauber ersetzte hier die Scheibe. So gelang immernoch Luft in den Raum, Regen und Kälte wurden dagegen abgehalten. Obwohl sich die Temperatur in der Hölle sowieso nie änderte. Das Bett stand auf einer Art Podest, welches ebenfalls halbkreisförmig war. Der Boden bestand aus grauem Marmor, auf welchem dicke Teppiche ausgelegt waren. In dem Raum gab es zwei weitere Türen, die eine führte ins Badezimmer, die andere in den begehbaren Kleiderschrank. In dem Kleiderschrank hingen Ballkleider, sowie ganz normale Alltagsoutfits. Bei dem Gedanken an die engen Kleider zog sich alles in mir zusammen, wie ich sie doch hasste.
Seufzend ließ ich mich auf mein extrem weiches Bett fallen und starrte an die Decke. Müde streckte ich mich, wobei meine Knochen teilweise laut knackten. Ich fühlte mich jeden Tag mehr ausgelaugt und hatte das Gefühl bald an der Langeweile zu ersticken. Wenn ich mich gerad mal um keine Regierungsangelegenheiten kümmern musste, wollten entweder die Angestellten oder irgendwelche Bürger irgendetwas von mir. Denn während mein Vater Kämpfe plante oder Dämonen auf die Erde schickte, musste ich das machen, was ihm zu langweilig war. Die Drecksarbeit also, logisch wer mir die aufgebrummt hat. 'Als Tochter Luzifers musst du auch lernen, dich um solche Angelegenheiten zu kümmern.' hallte Leviathans Stimme in meinem Kopf nach. "Jaja..." murmelte ich leise. Im Prinzip war mein Leben also ziemlich ermüdend. So stellt man sich das Leben als Teufels Tochter wohl nicht vor. Wenn ich nur kämpfen dürfte, mich wenigstens von den anderen Dämonen nicht mehr wie ein Stück Dreck behandeln lassen müsste. Aber das war wohl nur Wunschdenken, schließlich widersetzte sich niemand dem Teufel, auch nicht seine Tochter.
"Na, wieder einen besonders spannenden Prozess gehabt?" riss mich eine belustigte Stimme aus meinen Gedanken. Müde öffnete ich meine Augen und sah ein lilanes Augenpaar vor mir. "Arya!" begrüßte ich meine oberste Hofdame, Managerin und beste Freundin. "Wie gehts unserer königlichen Hoheit denn?" fragte sie nekisch. Ich rollte mit den Augen und ließ meine Beine von der Bettkante baumeln. Arya war um einiges älter als ich und ich kannte sie bereits seit ich denken konnte. Da ich meine richtige Mutter nie kennen gelernt hatte, war sie diejenige gewesen, die mich großgezogen hatte. Sie war stets nett und fürsorglich gewesen, hat mir das Lesen und Schreiben beigebracht und hatte immer Zeit für mich, wenn mein Vater gerad zu tun hatte. Außerdem war sie, wie schon erwähnt, meine beste Freundin, hautpsächlich, da ich groß keine anderen Frauen kannte. Mit ihr konnte ich über alles reden und kam mit all meinen Problem zu ihr. Sie sah es immer, wenn mir etwas auf dem Herzen lag, ich konnte sie schon lange nicht mehr anlügen. Es gab niemanden, dem ich mehr vertraute, als ihr.
Ihr lilanen Augen, die kleine blaue Punkte hatten, strahlten stets eine gewisse Wärme und Sympathie aus. Zumindest, wenn sie mit mir sprach. Anderen Dämonen bot sie gerne mal die Stirn, besonders wenn es um mich ging. Als Dämon der Täuschung war sie in der Lage Kopien von sich zu erzeugen und selbst stärkere Dämonen Dinge sehen zu lassen, die überhaupt nicht da waren. Außerdem war da noch diese nützliche Tatsache, dass Arya jedes Schloss der Hölle wie ihre Westentasche kannte, warum wusste ich nicht.
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Mein Name ist Morgenstern
Fantasía"Nichts wird dich mehr zerstören als die Erkenntnis, dass du dieses Leben führen musst. Egal was du tust, du wirst diese Schlachten schlagen, du wirst in diesem Krieg an vorderster Front kämpfen und du musst ihn gewinnen, denn er ist der Letzte." Vo...