38 - Im Himmel der Hölle

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Am nächsten Tag stand trotz der noch zu Hauf bestehenden ungelösten Probleme ersteinmal Belials Prozess auf dem Plan. Sollte er tatsächlich keinen guten Grund haben Luzifer zu betrügen, so würde er seine Strafe bekommen und Sitri oder ich wahrscheinlich seinen Platz einnehmen.

Immernoch etwas geschwächt stand ich also auf und betrachtete meinen Rücken in einem mannshohen Spiegel, den Arya aus dem Nichts gezaubert hatte. Die Narben waren so gut wie nichtmehr zu sehen und auch mein Gespür für die Schatten wurde mittlerweile wieder stärker. Nachdem ich mir etwas übergezogen hatte betrat auch plötzlich Zagan wieder den Raum und lächelte mich an. Normalerweise schlief er mit in meinem Zimmer, doch heute war er früh aufgestanden um zu trainieren. "Und, wie läufts?" fragte ich in Gedanken. Innerhalb der kurzen Zeit, seit der sich Zagan verwandelt hatte, hatte unsere telepathische Verbindung enorm zugenommen. Manchmal konnte ich bereits seine Gefühle und Gedanken spüren. Sachen, die ich mit ihm bereden wollte musste ich nichtmal bewusst an ihn richten, er merkte es auch so. "Gut, ich kann schon immer besser kämpfen, aber in meinen eigentlichen Körper komm ich immer noch nicht zurück." Ich rollte mit den Augen, dieser war doch sogar sein richtiger Körper. "Nein, ist er nicht!" Hörte ich die beschwerende Antwort Zagans in meinem Kopf und wusste das er wohl in diesem Moment meine Gedanken gelesen hatte. "Wo warst du eigentlich vorletzte Nacht, du versuchst ganzschön krampfhaft die Erinnerung daran zu verdrängen." Tauchte seine Frage in meinem Kopf auf, während ich ihn schnell schüttelte und Zagan keine Antwort gab. Dieser sah mich nur etwas verwirrt an, beließ es jedoch dabei.

Zagan lief immernoch nur in der dunkelgrauen Hose und mit den klauenartigen Handschuhen herum. Seine langen grauen Haare hatte er sich auf der linken Seite nach hinten gebunden, auf der anderen hatte er aus einer vorderen Strähne einen Zopf geflochten. Zusammen mit den Tatoos und der Tatsache, dass er sogut wie ausgewachsen war sah man ihm seine Herkunft schon sehr an. Er hatte viel von seinem Vater, was mich grinsen ließ. "Hey, ich weiß wieso du grinst." beschwerte er sich, musste aber selbst lachen. "Ach, du bist auch hier." erklang Aryas fröhliche Stimme und sie tauchte aus dem Badezimmer auf. "Bevor ihr euch zu Luzifers Palast begebt, Namrael wollte nochmal mit dir sprechen." sagte meine Freundin und sah mich entschuldigend grinsend an. Ich rollte genervt mit den Augen, wer nicht so alles was von mir wollte. Neben mir grinste Zagan ebenfalls. Offenbar war die Verbindung über Nacht schonwieder stärker geworden und er konnte meine Gedanken besser lesen. Da hat sie recht, aber offenbar kann sie das nicht mit meinen. Hörte ich nun auch unbewusst Zagans Gedanken, die überhaupt nicht an mich gerichtet waren. "Was du kannst, kann ich schon lange." murmelte ich und erntete einen überraschten Blick. "Bis dann, ich sag dir dann was passiert ist." rief ich noch und wir verließen mein Zimmer.

Zagan wusste natürlich das wir als erstes zu Namrael gehen würden und war auch schon gespannt was er wollte. In letzter Zeit war ich jedoch nicht besonders oft bei ihm gewesen, kein Wunder das er nun wissen wollte wie es mir ging und was ich alles erlebt hatte. Mittlerweile musste ich meine Fähigkeit mich zu teleportieren zum Glück nichtmehr verstecken und konnte so mit etwas Anstrengung die Schatten rufen. Wir verschwanden in der Dunkelheit und tauchten kurz darauf wieder vor Namraels Palast auf. Dieser war nochmal eine ganz eigene Nummer für sich, denn Namrael liebte es zu Fliegen und das hatte er auch hier zum Ausdruck gebracht. Zagan rückte näher zu mir und ich spürte seine leichte Panik in meinem Kopf. Namraels Palast war, wer hätte es gedacht, in erster Linie grau. Doch er bestand nicht etwa aus grauem Gestein, nein ganz im Gegenteil. Der Palast schien aus hellgrauem Nebel zu bestehen, sich ständig zu bewegen und keine feste Form zu haben. Ob es wirklich nur Nebel oder nicht doch die Seelen Toter war, deren Strafe es war als Palastwand zu dienen war mir noch nicht ganz schlüssig. Außerdem herrschte ein ziemlich starker Wind, der mir die Haare ins Gesicht bließ, aber auch einen Grund hatte.

Mein Name ist MorgensternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt