13 - Nephilim?

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Ich spürte die starke Magiewelle fast augenblicklich. Mitten in der Bewegung blieb ich stehen, was den niederen Dämonen um mich herum einen verwirrten Blick entlockte. Meine Hand legte sich um die Lehne eines Stuhls und ohne mein Zutun formten sich aus ihnen Krallen. Ich hörte das laute Knacken des Holzes, als die Lehne nachgab und sich mir Holzsplitter in die Hand bohrten. Doch es störte mich nicht, Schmerz hatte mich noch nie wirklich interessiert. Ich wusste das sich meine Augen in diesem Moment von ihrem kühlen Blau wahrscheinlich in ein grelles Rot verfärbten und meine Pupillen sich zu Schlitzen verformten. Dies bemerkten auch die niederen Dämonen, ich konnte aus dem Augenwinkel sehen wie sie sich schnell aus dem Staub machten. Immernoch stand ich völlig starr da, die Augen weit aufgerissen und die Holzsplitter immer tiefer in meine Hand drückend. Die Luft flimmerte regelrecht von dieser Machtwelle, obwohl sie langsam abebbte. Selbst wenn ich es wöllte, könnte ich mich nicht bewegen, was mich zutiefst beunruhigte. Die Tatsache, das ich keine Kontrolle über meinen Körper hatte war mehr als nur schlecht. Kein normales Wesen setzte einfach so eine derartige Macht frei, die sogar mich lähmt. Mit aller Kraft zwang ich meinen Körper zu bewegung, doch nichts rührte sich. Ich knurrte tief und setzte dieses mal mehr meiner Kräfte frei. Mit einem wütenden Schrei brach ich meine Starre und zerstörte mit der freigesetzten Kraft das gesamte Zimmer. Meine riesigen Schwingen waren ebenfalls aus meinem Rücken gebrochen und hatten sich in die Wände gegraben. Das Brechen und Knacken von Holz war zu hören, als alles in sich zusammen fiel. Einige Holz- und Glassplitter gruben sich in meine Hände, die meisten prallten jedoch an meiner Rüstung ab.

Ein riesiges Bücherregal war in sich zusammen gebrochen und hatte dabei eine riesige Staubwolke verursacht. Nun lagen hunderte uralte Bücher auf dem Boden. Die Seiten waren teils eingerissen, oder der Buchrücken abgerissen. Auch die Bilder an der Wand, sowie Skulpturen und Fenster hatten meinen kleinen Ausbruch nicht überlebt. Die aufwändig gestalteten Mosaikfenster aus Bleiglas waren komplett zersprungen und die Bilder waren allesamt zerfetzt. Ich hustete, aufgrund des ganzes Staubs und versuchte mich zu beruhigen. Langsam zog ich meine Schwingen, die ungefähr zu einem Drittel in der Wand steckten, zurück. Nun befanden sich in zwei der Wände riesige Löcher. Meine, zu Klauen geformten, Hände zitterten leicht und ich konnte das Gewicht meiner Hörner auf meinem Kopf spüren. Auch die Magiewelle war mittlerweile fast vollständig abgebbt, lediglich ein leichtes Flirren war noch wahrnehmbar.

Alles war still, nur mein schwerer Atem war zu hören. Langsam hob ich meine rechte Hand und begann die Holzsplitter hinaus zu ziehen. Ein ziemlich großer hatte sich so durch meine Handfläche gebohrt, das er aus dem Handrücken rausragte. Er gab ein leises Schmatzen von sich, als ich ihn herauszogen. Rotes, dickes Blut tropfte zäh von ihm und ich warf ihn zu den anderen auf den Boden. Die Wunde heilte sich augenblicklich und nach ein paar Sekunden war nichts mehr zu sehen. Nachdem ich auch meine schwarzen Flügel noch einmal in Augenschein genommen hatte drehte ich mich zur Tür herum und wollte zu den Höllenfürsten gehen, als diese schon aufgerissen wurde.

Belial stürmte ohne zu klopfen in den Raum und blieb augenblicklich stehen, als er das Chaos sah. In seinen sonst rein goldenen Augen waren dunkelrote Sprenkel zu sehen und seine stets glatten Haare lagen wirr auf seinem Kopf. Auch seine immer so ruhige Austrahlung war nicht mehr vorhanden. "Ich nehme an du hast es auch gespürt." sagte ich ruhig, mit einem unterdrückten Knurren. Belial nickte und ließ die schwere Tür hinter sich ins Schloss fallen. "Was hat das zu bedeuten? Ich konnte noch nicht mal zurodnen wer oder was das gewesen ist!" sagte Belial völlig verwirrt. Ich legte den Kopf schief und sah den Höllenfürsten nachdenklich an. "Hast du nicht?" fragte ich dann und sah seinen fragenden Blick. "Es war einer unserer Brüder." sagte ich, wobei ich das Wort 'Brüder' mehr auspuckte. Ich sah, wie sich der König der Dämonen versteifte und seine Augen sich weiteten. Ich sah auf und blickte ihm direkt in die Augen.

Mein Name ist MorgensternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt