34 - Dem Tod so nahe

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Entgeistert starrte ich den Erzengel an und seufzte innerlich genervt. Ich hatte wirklich die Hoffnung gehabt unbeschadet aus der Sache rauszukommen, doch da hatte ich mich offensichtlich geirrt. "Wenn Luzifer glaubt wir würden dieses Relikt unbeobachtet lassen, dann muss ich seinen Plan hier leider zunichte machen." lachte Raphael und sah mich abschätzend an. Ich ließ das schwere Eisengitter los und stand auf. Mag sein, dass ich gegen Michael nicht so gut abgeschnitten hatte, aber diesen Engel würde ich vernichten. Wut rauschte durch mich, die bei seinen nächsten Worten nurnoch bestärkt wurde. "Und dann hat er auch noch sein kleines Töchterchen geschickt, um die Drecksarbeit zu machen. Dabei hat doch bereits deine Schwester damals nichts erreichen können." feixte er. "Wie hieß sie noch gleich?" Er fuhr sich überlegend durch seine dunklen Haare und grinste mich dann breit an. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und biss meine Zähne aufeinander, um mich irgendwie zu zügeln. Plötzlich klatschte er in die Hände und grinste noch breiter. "Ach ja, Verelana, stimmts?" lachte der Engel. "Ich erinnere mich noch an ihren entsetzten Gesichtsausdruck, als ich ihr den Bauch aufeschlitzt hab, an ihre Schmerzensschreie. Und selbst als ich ihr den Kopf abgehackt habe, hat sie keine Reue gezeigt, genauso stur wie ihr Vater. Stur und dumm." Mir platzte der Kragen und ich sah den Engel mit roten Augen wütend an. "Es reicht! Wenn ich mit dir fertig bin wirst du nichtmalmehr als gerupftes Huhn durchgehen!" fauchte ich, während ich bereits Kampfhaltung einnahm. Raphael tat es mir gleich und streckte seine rechte Hand nach vorne. In dieser bildete sich eine einschneidige Axt, deren Klinge, genauso wie die Waffen der anderen Engel, weiß glühte. In das Axtblatt waren goldene Runen eingraviert, die sich zu bewegen schienen. An seinem linken Arm bildete sich ein breiter Schild, der nach unten hin spitz zulief. Er war ebenfalls aus dem weißen Material geschmiedet und mit den gleichen Runen verziert.

Währenddessen sammelten sich zu meinen Füßen bereits Schatten, auch wenn sie durch die Magie des Relikts und dem Einfluss der Kathedrale geschwächt wurden. Raphael machte einen Schritt auf mich zu und schwang dabei die Axt, wie als wöge sie nichts. Dabei summte sie laut und schien die Luft wortwörtlich zu teilen.

Offenbar hatte er jetzt keine große Lust mehr auf Vorreden, denn plötzlich wurde seine Bewegung wesentlich schneller. Er bewegte sich viel schneller als ich erwartet hätte, vorallem wegen dieser Rüstung. Nur knapp konnte ich unter der Axt wegspringen und mich ans andere Ende des Raumes begeben. Bevor er erneut die Gelegenheit bekam mich anzugreifen sprang ich vor und wollte ihm einen Hieb mit meinen Klauen verpassen. Doch wieder unterschätzte ich seine Geschwindigkeit und wurde von seinem Schild zurückgeschleudert. Mit einem lauten Krachen flog ich gegen die Wand und teleportierte mich sofort wieder weg. Genau im richtigen Moment, denn dort wo ich eben noch gewesen war steckte nun die Klinge von Raphaels Waffe in der Wand.

Ich sprang wieder auf und teleportierte mich hinter ihn, um ihn diesesmal wirklich zu erwischen. Bevor ich jedoch meine Klauen in seine Rüstung graben konnte ließ er sich auf sein rechtes Knie fallen und sein Schild begann zu leuchten. Dann wurde er größer und umgab seinen ganzen Körper wie einen Schutzschild, gegen den ich sprang. Das alles hatte er in weniger als einer Sekunde geschafft und mir damit wieder eine Chance genommen ihn zu verletzten. Ich hing noch förmlich an dem leuchtenden Schutzschild, als Raphael wieder aufstand und erneut mit seiner Axt nach mir ausholte. Erschrocken versuchte ich wieder wegzuspringen, als ein stechender Schmerz meinen linken Arm durchzog. Der Erzengel hatte mit seiner Axt mein Handgelenk erwischt und das Fleisch fast bis auf den Knochen durchtrennt. Ein paar Zentimeter weiter und meine Hand wäre ab gewesen. Blut floss aus dem tiefen Schnitt und tropfte auf den Boden, während ich mich zischend wieder zurückzog. "Es ist genau das Gleiche wie mit deiner Schwester damals, auch sie musste lernen das es keine Möglichkeit für sie gibt mich zu verletzen. Mal sehen ob du genauso lange durchhältst wie sie." lachte er und sah zu, wie mein Blut von der Klinge seiner Waffe tropfte und sich auf dem Boden sammelte. Ich hatte währenddessen damit zu kämpfen, dass die Wunde nicht heilen wollte, genauso wie bei Michaels Schwert. Offenbar hatten die Erzengel ihre Waffen irgendwie gesegnet oder mit Weihwasser eingerieben, wahrscheinlich beides.

Mein Name ist MorgensternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt