36 - Unsanftes Erwachen

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Bild von jojoni-chan

Zukki

Die Erzengel und Dämonen waren aufeinander losgegangen und trugen nun einen brutalen Kampf aus. Licht, Schatten, Eis und Feuer fegten über die kleine Fläche inmitten des Pentagramms. Auch ich war nicht verschont geblieben und hatte mehrere Male den Angriffen eines Erzengels ausweichen müssen. In meinem neuen Körper gar nicht so einfach. Ich hatte in den paar Minuten, seit denen ich diesen Körper besaß, gelernt mich zu teleportieren und aus meinen Händen Klauen zu formen, mehr jedoch noch nicht. Hinzu kam das ich keine Ahnung von den Kampfpraktiken der Dämonen, Engel oder auch nur Menschen hatte. Eigentlich konnte ich froh sein bis jetzt überlebt zu haben. Doch mein oberstes Ziel war nach wie vor aus der Hölle zu kommen und nach Cherubyn zu suchen, was sich jedoch als schwierig erweisen wird.

In diesem Moment schlug direkt neben mir laut krachend ein Blitz ein und ich schreckte panisch zur Seite. Gabriel landete wenige Meter entfernt und parierte einen Angriff von Leviathan, dessen Dreizack unheimlich glühte. Auf meiner anderen Seite stand Beelzebub, dessen Schatten sämtliches Licht und damit auch die Angriffe der Engel absorbierten. Eigentlich waren die Dämonen den gefallenen Engel in der Überzahl gewesen und hätten die Erzengel mit Sicherheit besiegen können, doch dann waren die direkten Berater der Erzengel aufgetaucht und nun war hier im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los. Und dies war nur die Anfangsetappe des Krieges. Wie dann der wahre Krieg aussah wollte ich eigentlich gar nicht wissen.

Gerade wollte ich durch die meterhohen Flammen verschwinden, als diese sich über mir teilten. Erst dachte ich es wäre ein weiterer Engel, bis sie landete und dabei einen Krater im Boden verursachte. Mit einem Schlag war es auf dem gesamten Platz totenstill, lediglich das Knistern der Flammen war noch zu hören. Cherubyn war fast in der Mitte des Platzes gelandet und sah sich prüfend um. Ihre schwarzen Klamotten hingen teils in Fetzten und sie war von oben bis unten voller Blut. Aus ihrem Rücken ragten zwei riesige, weiß glühende Schwingen, deren Spitzen auf dem Boden schliffen. Die Blutspritzer standen im krassen Gegensatz zu der reinweißen Aura die sie ausstrahlte. Sie leuchtete genauso stark wie die Erzengel, wie als wäre sie direkt aus dem Himmel gekommen. Ihre Arme wurden fast komplett von Licht umhüllt, das sich wie Handschuhe um diese schmiegte. Ihre Augen waren rot, doch ihre Klauen und Hörner fehlten, dafür trug sie nun ein glühendes Amulett um den Hals.

Jeder starrte sie einfach bloß entsetzt an. Niemand hatte damit gerechnet das sie jetzt hier auftaucht und dann auch noch so, wie ein Engel. Mit einem lauten Rauschen breitete sie ihre Schwingen aus und lächelte grimmig. Selbst Luzifer warf ihr Auftreten völlig aus der Bahn. "Cherubyn?" brach ich als Erster das Schweigen und stolperte auf sie zu. Sie drehte sich zu mir, schien aber nicht wirklich etwas mit meiner Erscheinung anfangen zu können, kein Wunder. Doch bevor ich etwas sagen konnte ertönte hinter uns ein wütendes Brüllen. Michael hatte sein Schwert gezückt und sprang auf Cherubyn zu. Ich konnte mich nicht so schnell von der Stelle bewegen und nur zusehen, wie das Schwert auf sie zukam.

Aber Cherubyn schien es nichtmal zu interessieren. Beinahe gelangweilt hob sie ihren rechten Arm und vor ihr bildete sich ein weißer Schutzschild. Michaels Schwert schlug dagegen, verursachte jedoch keinen Schaden. Kurz schien er verwundert, doch dann blitzte wieder grelle Wut in seinen Augen auf. "Was hast du mit unserem Bruder getan?" schrie der Erzengel. Cherubyn ließ den Schild verschwinden und sah ihn kalt an. "Das Gleiche wie ihr mit meinen Geschwistern." zischte sie. Ihre Stimme klang wie die eines Engels, hell und erhaben. Hieß das sie hatte Raphael getötet? Waren das dann etwa seine Schwingen, die sie da auf dem Rücken trug? Cherubyns Blick war entschlossen, als sie auf die Erzengel zuschritt und ihre Aura noch heller wurde. In ihren Augen erkannte ich Mordlust und das Bewusstsein über die Macht, die sie gerade ausübte. Michael nahm Kampfhaltung ein und auch alle anderen auf dem Platz veränderten ihre Position. Es herrschte eine angespannte Atmosphäre, die jederzeit zu explodieren drohte.

Mein Name ist MorgensternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt