8 - "Du wirst deine Chance bekommen."

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Zügig lief ich durch die Gänge meines Palastes, in richtung meines Schlafzimmers. Die Zahl der Diener, die durch das Gebäude rannten, hatte abgenommen. Dennoch musste ich mehrere Male spektakuläre Ausweichmanöver einleiten, um nicht in ein Tablett voll mit Essen zu rennen. Die Massen an Essen, die bei solchen Veranstaltungen zubereitet wurden, waren eigentlich völlig übertrieben. Besonders, da Dämonen nichts zu essen brauchten und daher auch meistens nichts aßen. Mein Herz raste und ich musste tief Luft holen, um erstmal wieder zur Ruhe zu kommen. Nach dem kurzen Streit mit meinem Vater und der drauffolgen Feststellung, wer offenbar unser Eindringling ist, hatte ich mich ersteinmal abreagieren müssen. Dafür würde ich zwar wieder einen haufen Ärger bekommen, aber es hatte doch niemand mitbekommen. Der Frieden zwischen Himmel und Hölle stand schon seit über 200 Jahren, den konnte so leicht nichts erschüttern. Hoffte ich zumindest. Ich bog um eine weitere Ecke und stand kurz darauf vor meinem Zimmer. Seufzend stieß ich die Tür auf und ließ sie hinter mir wieder ins Schloss fallen. Gerade, als ich mich einfach aufs Bett fallen lassen wollte, kam Arya herein. "Was ist denn mit dir passiert?" fragte meine Freundin panisch und sah mich mit weit aufgrissenen Augen an. Ich sah an mir herunter und wusste, was sie meinte. Mein ganzes Oberteil war voll Blut, wie als hätte mir jemand ein Messer in den Bauch gerammt. Erst jetzt realisierte ich die klebrig warme Flüssigkeit und mir stieg der vertraute Eisengeruch in die Nase. Deswegen haben mich die Diener alle so angestarrt. Dabei hatte ich extra aufgepasst, um kein Blut auf meine Klamotten zu bekommen. Wie sollte ich das denn jetzt sinnvoll erklären?

"Keine Sorge, ist nicht meins." antwortete ich grinsend. Arya beruhigte sich etwas, sah mich aber immernoch verblüfft an. "Und wessen ist es dann? Sag bloß Leviathan hat es zu weit getrieben und du hast ihn angefallen?" erwiederte sie schmunzelnd. Ich lachte. "Nein, ganz bestimmt nicht. Sagen wir so: Ich musste mich abreagieren und in der Hölle darf ich das ja nicht. Du weißt also, wo ich war." Arya schien zu verstehen, sah mich aber dennoch etwas geschockt an. Da sie jedoch wusste, dass ich nichts weiter preisgeben würde schüttelte sie nur den Kopf. "Gib mir die Sachen, bevor das Blut ganz getrocknet ist." ordnete meine Hofdame an. Ich tat wie mir gehießen und legte mich anschließend ins Bett. Es dauerte nicht lange und ich schlief ein.

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein sanftes Rütteln und eine Stimme wach. "Cherubyn, Zeit aufzustehen!" hört ich Aryas Stimme, aber sie klang weit weg. "Nurnoch ein Bisschen." nuschelte ich und kuschelte mich tiefer ins Bett. "Nix da!" Plötzlich wurde mir die Bettdecke weggezogen und ich knurrte frustriert. Verschlafen hob ich meinen Kopf und sah in das lilane Augenpaar meiner Freundin. "Wieso muss ich denn so zeitig aufstehen, der Ball ist doch erst abends!" beschwerte ich mich mit meiner schlaftrunkenen Stimme. "Das heute ein Ball stattfindet ist keine Entschuldigung, um den ganzen Tag zu faulenzen. Nicht für euch, eure Hoheit!" kam die besserwisserische Antwort. "Dein Vater möchte dich sprechen und wir werden eine Weile für dein Kleid brauchen." erklärte mir meine Hofdame. "Oh bitte nicht..." murmelte ich und ließ meinen Kopf wieder in das weiche Kissen fallen. Ich bin sowas von tot. Einfach bloß total geliefert! Plötzlich spürte ich, wie mich jemand aus dem Bett zog und kurz darauf knallte ich auf den Boden. "Weiß du, etwas mehr respekt vor der Prinzessin der Hölle wäre echt toll!" knurrte ich rieb mir den schmerzenden Kopf. "Vielleicht wäre eure Hoheit ja so freundlich sich ins Badezimmer zu begeben und anschließend die Aufgaben zu erledigen, die ihnen der königliche Berater aufgetragen hat?" sagte Arya mit einer zuckersüßen Stimme und einem unglaublich liebenswerten Gesicht, was mich sofort zum lachen brachte. "Ist ja gut, ich geh ja schon!" ergab ich mich und tapste in mein riesiges Bad. Dort gab mir Arya die Sachen für den Tag und half mir meine rote Mähne zu bändigen, die gerade etwas von einem Vogelnest hatte. Da ich gerade keine Lust hatte und ich es heute Abend sowieso nochmal erneuern musste, entschied ich mich gegen Make-up. Nachdem meine Hofdame zufrieden mit meinem Aussehen war ließ sie mich endlich gehen.

Mein Name ist MorgensternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt