Hauptgeschichte - Teil 11

133 1 0
                                    

Kapitel 16: Glücklicher Ausgang

Minutenlang musste Maria vor dem Zimmer von Fiona warten, als endlich der behandelnde Arzt der Schülerin zu der Sechzehnjährigen kam.
„Fiona... Fiona wird... Fiona wird jetzt zum Glück ihr Baby verlieren.", erkannte die Frau beruhigt grinsend. Sie schien sich über den Zustand ihrer Tochter sehr zu freuen; auch, wenn sie, als Mutter von drei Kindern, wusste, wie schön es meistens mit einem Kind war.
„Ich hätte ihr vielleicht das Mittel doch geben sollen...", flüsterte Christian und stand von dem Stuhl, auf dem er saß, auf. „Dann könnten wir jetzt sicher sein, dass sie das Baby verliert."
„Christian, jetzt halt endlich deine Klappe... Ich will doch nicht meine Tochter verlieren; Fiona stirbt gerade. Hast du denn gemerkt, wie schlecht es ihr geht?" „Du wolltest, dass Fiona das Baby nicht bekommen wird... Irgendwie müssen wir doch dafür sorgen, dass Fiona eine Fehlgeburt erleidet. ... Jetzt wird gleich der Arzt aus dem Zimmer kommen und..."
Die Tür zu Fionas Zimmer öffnete sich und Sabine trat heraus; direkt auf Fionas Mutter zu. „Frau... Wächter. Fiona muss dringend operiert werden. ... Es kann sein, dass sie durch ihre Schuld das Baby verlieren wird.", knirschte Sabine und Maria grinste: „Das ist doch das, was wir wollten. Fiona... muss das Kind nicht unbedingt bekommen. Ihr Freund wird ihr unter Garantie nicht bei der Geburt..."
„Darum geht es doch nicht, Frau Wächter. Fiona... Fiona will ihr Baby bekommen. Und sie haben nicht das Recht, darüber zu entscheiden... Wie es mit dem Baby ihrer Tochter weiter geht. Außerdem... Wissen sie eigentlich, was sie Jens angetan haben? Er... Er liegt da unten auf der Intensivstation..."
„Das geht mich nichts mehr an, Frau Doktor... Petersen. Ich bin nicht mehr mit Jens verheiratet; er hat sich damals von mir scheiden lassen. Und bei unserer Scheidung hat er sich auch gleichzeitig gegen unsere gemeinsame Tochter entschieden. ... Hat er ihnen erzählt, dass ich Fiona entführt hätte? ... Das ist eine Lüge. Ich kann ihnen die Wahrheit, die volle Wahrheit über Jens' und meine Beziehung... erzählen..."
„Die einzige, die hier schamlos lügt, sind sie...", stellte sich Sabine schützend vor ihren Lebensgefährten. „Sie haben dafür gesorgt, dass... Dass Jens zusammenklappt. Und anstatt ihm zu helfen... überlassen sie ihm seinem Schicksal. Sie haben in Jens' Leben nichts mehr zu suchen."
„Vielleicht habe ich in Jens' Leben nichts mehr zu suchen. Aber im Gegenzug hat er auch nichts mehr mit Fiona zu tun. Und deswegen... werde ich Fiona später wieder nach Hause mitnehmen. Sie wird jetzt noch ihr Baby hier in der Klinik abtreiben. Und dann packe ich meine Tochter wieder ins Auto und bringe sie in ihr Zuhause. Bei Jens kann sie nicht bleiben..."
„Doch, natürlich kann Fiona bei Jens und mir hier in Hamburg bleiben. Auch, wenn er sterben sollte... Ich werde mich um Fiona kümmern... Sie wird bei mir bleiben. Und in ein paar Wochen wird Fiona unter meiner Aufsicht ihr Baby zur Welt bringen...", sagte Sabine mit entschlossener Stimme, bevor sie wieder zu ihrer Stieftochter ins Zimmer ging.

„Wie geht es Fiona?", erkundigte sich Sabine bei ihrem Kollegen, der Fiona gerade über den Zugang in ihrer Hand ein kreislaufstabilisierendes Mittel gab. „Hat sie... Hat sie etwa das Baby verloren? Was ist mit Fiona los?"
„Wir wissen leider noch nicht, ob wir einen Abort... ausschließen können. Aber wir müssen erst einmal dafür sorgen, dass sich der Kreislauf der Patientin wieder stabilisiert... Ihr Blutdruck ist am Boden; sie scheint auch Fieber zu haben... Und sie ist immer noch ohne Bewusstsein. ... So, jetzt ist das Mittel erst mal drin. ... Wir bringen die Patientin zum Ultraschall. ... Sie können Fiona gerne begleiten, wenn sie wollen, Frau Kollegin. Sofern Fiona wieder zu sich kommen sollte, wird sie es wahrscheinlich sehr beruhigen, wenn sie neben ihr stehen und sie ein wenig trösten.", wies Dr. Bleichmann der Krankenschwester, der neben ihm stand, an.
„OK... Fiona, Süße... Ich bin hier bei dir. Mach dir jetzt bitte keine Sorgen... ich bin hier neben dir... Du bist auf keinen Fall alleine, wenn du nicht alleine sein willst, Kleines. Ich passe auf dich und dein Baby auf.", sprach Sabine vorsichtig auf Fiona ein und die Sechzehnjährige, die endlich wieder zu sich kam, stöhnte schwach. „Sab... Sabine? Was ist... Was ist denn los? Was habe... ich denn?"
„Fiona... Mach dir jetzt bitte keine Sorgen. Es kommt alles wieder in Ordnung. ... Süße, der Doktor Bleichmann wird dich wieder auf die Beine bekommen.", versprach Sabine und Fiona deckte ihre Hand auf ihren Bauch. „Ich... Was ist mit meinem Baby? Was habe ich? Ist das... Ist mein Baby... tot?"
„Nein... Nein, Fiona. Kleines, mach dir keine Sorgen... Wir machen jetzt nur noch kurz eine Ultraschallaufnahme und schauen uns dein Baby ganz genau an...", sprach Sabine beruhigend auf die Schülerin ein und legte ihr ihre Hand auf die Stirn. „Du bist sehr heiß, Süße... Wo hast du denn genau Schmerzen?"
Fiona deutete auf die rechte Seite ihres Bauches und Sabine legte ihre Hand vorsichtig auf die angegebene Stelle. „Hier... Hier tut es dir weh?", erkundigte sich die Notärztin und noch einmal nickte Fiona. „Ich will... Das ist mein Baby... Mein Baby ist tot..."
„Nein, Fiona... Süße... Hattest du die Schmerzen schon vorher?" Zum dritten Mal antwortete Fiona mit einem Nicken auf die Frage der Notärztin.
„Süße, dein Baby... Dein Baby wird nicht sterben, versprochen... Fiona, das... Die Schmerzen kommen nämlich nicht davon, dass... Dass du das Kind verlierst, sondern... Du hast eine Blinddarmentzündung.", erkannte Sabine und gab der Sechzehnjährigen einen Kuss auf die heiße Stirn. „Doktor Bleichmann wird dich wohl gleich operieren müssen. Aber keine Angst, ich bleibe bei dir und passe auf dich auf."
„Sa... Sabine, was... Was ist mit meinem Papa?", fragte Fiona ihre Stiefmutter und Sabine schluckte kurz. „Es... Dein Papa hatte... wahrscheinlich einen Myokardinfarkt. Aber mach dir jetzt bitte keine Sorgen; Jens wird nicht sterben. Das verspreche ich dir, Kleines."
„Papa... Ich will zu ihm... Ich will jetzt zu meinem Papa...", weinte die Sechzehnjährige und hielt sich ihre Hand auf ihren Bauch, bevor „ich... Ich will sofort zu Papa... Sonst lasse ich keinen Arzt an mich ran..."

Während sich Sabine noch um ihre Stieftochter Fiona kümmerte und Jan bei Jens am Bett saß, hatte Johnny mit Homann telefoniert und ihm von dem schlimmen Zwischenfall erzählt. Der Obergefreite hatte daraufhin sofort versprochen, dem Kommodore Bescheid zu geben und dafür zu sorgen, dass Anneliese umgehend von einem Kollegen ins Rettungszentrum gebracht wurde.
Anschließend machte sich der Rettungsassistent auf den Weg zur Intensivstation, wo er seinen Freund Wollcke immer noch an Jens' Bett sitzend erblickte. „Hallo Wollcke... Wie geht es ihm?"
„Die Ärzte haben sich noch nicht wieder hier blicken lassen... Genauso, wie Sabine." Wollcke stand von Jens' Bett auf und stellte sich ans Fenster. „ich habe immer gehofft, dass... so etwas niemals passiert. Es... Natürlich gehört es zu unserem alltäglichen Job, dass... Dass wir auch einmal Patienten versorgen müssen, die... Die..." Das traurige Schluchzen unterbrach Wollcke immer wieder in seinen Ausführungen und mit Tränen in den Augen betrachtete er seinen Freund.
„Hey... Jan, unser Pilot lässt uns doch nicht im Stich. Du wirst sehen, in ein paar Tagen steht er wieder bei Anneliese und diskutiert mit Sabine, dass er schon wieder fit ist und den Dienst übernehmen kann. Wir kennen Jens doch beide, Jan... So leicht lässt er sich nicht von uns trennen..."
„Aber... Wie sollen wir Jens' Mutter erklären, was... Was passiert ist?" „Ich habe im Rettungszentrum angerufen; Homann hat mir erzählt, dass... Dass Jens' Mutter noch dort ist. Vielleicht hat er es ihr schon gesagt...", berichtete Johnny von seinem Telefonat und tatsächlich – schon nach ein paar Minuten, in denen die beiden Männer neben Jens' Bett standen, wurde die Tür aufgerissen und Hilde Blank stürmte mit Tränen in den Augen ins Zimmer.
„Jens... Jens, mein... Mein Kind... Was ist denn mit ihm nur passiert?", fragte Hilde die beiden Kollegen ihres Sohnes und erkannte erst einige Augenblicke später, dass Sabine gar nicht da war.
„Was... Wo ist denn Sabine?", erkundigte sie sich und bekam von Jan die Antwort: „Ich... Ich denke, sie ist immer noch bei Fiona..." „Fiona? Wohl eine Patientin? ... Meine Enkelin heißt auch Fiona...", flüsterte Hilde traurig, doch Johnny erwiderte: „Sabine ist bei Ihrer Enkelin, Frau Blank."
„Unsere Fiona? Unsere kleine Fiona ist hier?" „Ja... Wir haben Fiona gestern mit dem Hubschrauber hierher ins Krankenhaus fliegen müssen. Sie war bei einem Ausflug zusammengebrochen. ... Frau Blank, ich weiß nicht, ob ich es ihnen schon erzählen darf, aber...", berichtete Wollcke, bevor er in seiner Erzählung gestört wurde.
„Wollcke... Johnny..." Die schwache Stimme von Jens ließ den Bordtechniker kurz innehalten und er drehte sich umgehend zu seinem besten Freund um. „Jens... Hey, was machst du denn für Sachen? ... Hey, Herr Pilot... Wir wollten eigentlich auch mal wieder zu einem neuen Einsatz... fliegen..."
„Ich bin schon da...", stöhnte Jens kurz und versuchte, sich aufzusetzen, doch Wollcke hinderte seinen besten Freund sofort daran. „Bleib liegen, Jens. Wir... Sonst holen wir sofort Sabine her... Deine Liebste ist gerade noch bei Fiona im Zimmer und kümmert sich um deine Prinzessin. Aber ich hole deine Liebste gleich..."
„Jens...", schluchzte nun auch seine Mutter und fiel ihrem Sohn um den Hals. „Jens, mein... Mein Kleiner... Ich... Was ist denn nur passiert? Wie geht es dir?"
„Gut...", log Jens, was ihm nicht wirklich gelang. Seine Mutter schüttelte lächelnd den Kopf und erwiderte: „Das glaube ich dir aber nicht... Bin ich froh, dass... Dass du wieder... wach bist... Als euer Herr Homann erzählt hat, was passiert ist, da... Da bin ich sofort her gefahren. ... Übrigens, euer Chef holt euren Hubschrauber wieder nach Wandsbek zurück. Ihr solltet euch vielleicht mal auf dem Landeplatz sehen lassen; er wartet oben bei eurem Hubschrauber auf euch... Ich bleibe in der Zwischenzeit bei Jens..."
„Und wo ist... Wo ist Milena?", krächzte Jens mit kraftloser Stimme, als er sich ein zweites Mal aufzurichten versuchte, worauf seine Mutter ihm antwortete: „Milena ist im Rettungszentrum; der Herr Oberstarzt Kettwig kümmert sich erfreulicherweise um die Kleine... Er ist wirklich ein sehr guter Arzt..."
„Was... Ist irgendwas mit der Kleinen?", wurde Jens von den Ausführungen seiner Mutter verängstigt und Hilde hielt kurz inne, bevor sie erklärte: „Nein... Nein, die Maus ist kerngesund. Mach dir keine Sorgen... Ich habe den Herrn Oberstarzt nur gebeten, mal nach Milena zu schauen. Sie hat wieder so sehr gebrüllt. Aber Dr. Kettwig meinte, er könne momentan nichts Beunruhigendes feststellen. ... Und du kommst ganz sicher auch ganz schnell wieder auf die Beine, mein Kleiner..."

VaterfreudenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt