Kapitel 49: Sorgen und Freude
Fiona, die an diesem Abend immer noch Besuch von ihren Großeltern Hilde und Uwe hatte, schien es wieder um einiges schlechter zu gehen. Das fiel dem behandelnden Arzt der Sechzehnjährigen sofort auf, als er gegen halb Sieben noch einmal bei der Schülerin im Zimmer nach dem Rechten sah.
„Wie geht es Fiona denn?", erkundigte er sich bei Hilde, die die Hand ihrer Enkelin fest in ihrer hielt und zwischen ihrem Mann, ihrer Enkelin und dem Arzt hin und hersah.
„Es scheint ihr immer noch nicht besser zu gehen.", erklärte die Großmutter der Sechzehnjährigen und streichelte über die blasse Hand ihrer Enkelin. „Sie ist immer noch so blass. Und ihre Hände sind so kalt... Lebt Fiona denn eigentlich noch? Oder sind das nur die Maschinen, die Töne von sich geben?"
„Ihre Enkelin lebt, machen sie sich keine Sorgen. Sollte sich der Zustand von Fiona stark verschlechtern und sogar vielleicht in lebensgefährliche Tiefen abrutschen, würden sich die Geräte sofort melden. ... Frau Blank, sie können ganz beruhigt nach Hause fahren; wir haben alles unter Kontrolle. Ich habe heute Nachtdienst und schaue regelmäßig nach Fiona. Sie wird auf keinen Fall alleine sein."
„Aber... Ich kann meine Enkelin doch nicht einfach... im Stich lassen. Fiona braucht mich; ich bin doch als ihre Oma für die Kleine zuständig, wenn Jens und Maria sich nicht kümmern können. Ich muss für meine Enkelin doch sorgen, wenn... Wenn sie alleine ist und... Und ihre Familie so sehr braucht."
„Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen um ihr Enkelkind zu machen. Wir kümmern uns sehr gut um unsere Patientin... Dr. Biedenstedt hat sich bereit erklärt, seinen Feierabend ein wenig nach hinten zu verschieben, um sich um Fiona zu kümmern. Und momentan ist der Zustand ihrer Enkelin auch zum Glück nicht besorgniserregend schlecht. Sie befindet sich auf dem Wege der Besserung.", machte der behandelnde Arzt von Fiona der Großmutter der Sechzehnjährigen Mut und betrachtete seine noch immer im künstlichen Koma liegende Patientin, die tief und fest schlief und von allem, was um sie herum passierte, nichts mitbekam.
„Ich... Sie müssen mich verstehen, Dr. Bleichmann... Ich habe meine Enkelin einige Jahre nicht mehr gesehen, sie ist bei ihrer Mutter aufgewachsen. Jens und ich konnten nicht miterleben, wie Fiona langsam größer wurde, wir waren nicht bei ihrer Einschulung dabei. Wir haben so viel im Leben unserer Kleinen verpasst. Und jetzt, wo wir Fiona endlich wiedersehen können, liegt sie einfach hier und bewegt sich nicht."
„Wir halten sie noch immer im künstlichen Koma, Frau Blank. Das ist für den Zustand ihrer Enkelin besser. Dann kann sich Fiona besser von den schweren Komplikationen, die es in den letzten Tagen bei ihr gab, besser erholen. Aber sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen, dass es ihrer Enkelin vielleicht schlechter geht, als sie denken. Fionas Zustand ist sehr gut...", bestätigte der behandelnde Arzt der schwangeren Sechzehnjährigen nach einem erneuten Blick auf die Anzeigen der Geräte, die Fionas Kreislauf überwachten und bei den kleinsten Problemen sofort Alarm schlugen.
Sanft streichelte Hilde der Schülerin über die Hand und flüsterte mit leiser Stimme: „Süße, ich bin bei dir. Du brauchst keine Angst zu haben, Fiona. Ich passe auf dich auf... Und dein Papa kommt dich auch in ein paar Minuten wieder besuchen. Er wollte nur erst mal deine kleine Schwester wieder nach Hause bringen. Aber in ein paar Minuten ist dein Papa wieder bei dir. Keine Angst, Süße."
Liebevoll betrachtete Hilde die schlafende Schülerin und seufzte. Beim Nachdenken fiel Hilde auf, dass sie wirklich sehr viel im Leben der heute Sechzehnjährigen verpasst hatte.
Jens und sie waren nicht dabei, als Fiona ihren ersten Milchzahn verlor, sie hatten Fiona nicht zu ihrem ersten Schultag begleitet.
Fiona war viele Kilometer von ihrem Vater und ihren Großeltern entfernt aufgewachsen.
Und so konnten sie nicht bei Fiona sein, wenn die Kleine erkältet war und im Bett lag. Sie hatten nicht mitbekommen, als es in der vierten Klasse bei Fiona um den weiteren Schulweg ging.
Wie hätte Jens wohl damals entschieden? Hätte er Fiona auch aufs Gymnasium geschickt? Oder wäre er mit Fionas Mutter in einen Streit darüber verfallen und hätte sich am Ende durchgesetzt, Fionas Schullaufbahn in der Realschule fortzusetzen?
So viele Dinge hatte Maria alleine entschieden; ohne mit Jens darüber zu sprechen. So vieles war nebenher passiert, ohne, dass Jens davon etwas erfuhr.
Da fiel Hildes Blick auf Fionas Bauch. Und wieder fiel ihr etwas ein, was sie nicht von ihrer Enkelin mitbekommen hatte.
Wer war der Vater von Fionas ungeborenem Baby? War es ein Schulfreund von Fiona? Oder hatte die Sechzehnjährige im Wohnhaus ihrer Mutter jemanden kennen gelernt? Oder... War der Sechzehnjährigen vielleicht etwas passiert, was sie nicht wollte?
Schnell schüttelte Hilde den Kopf. Nein, das durfte nicht passiert sein. Es gab dafür auch keinerlei Anzeichen, weswegen sie den Gedanken schnell vergessen konnte.
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Vaterfreuden
FanfictionJens und seine Ehefrau sind noch glücklicher, als sich ein Baby ankündigt. Fünf Jahre lang kann niemand die kleine Familie trennen, bis Jens' Frau plötzlich Thomas kennen lernt. Zehn Jahre sind Jens und seine kleine Prinzessin Fiona getrennt. Doch e...