Kapitel 71: Es wird alles wieder gut
Jens' Mutter und ihr Ehemann Uwe waren am Abend noch einmal mit der kleinen Milena in den Park spazieren gefahren und hatten den Kinderwagen der Kleinen dort so lange um den See geschoben, bis das neun Monate alte Mädchen eingeschlafen war.
Der Ausflug schien allerdings nur die kleine Milena abgelenkt zu haben, denn auf dem Rückweg nach Hause führten Uwe und seine Frau ein Gespräch über ihre sechzehnjährige Enkelin, von der sie noch nicht wussten, dass sie wieder wach war.
„Meinst du, Fiona wird wieder zu sich kommen?", fragte Uwe besorgt, während er zu Milena sah und beim Anblick des schlafenden kleinen Mädchens zu lächeln begann. „Sie liegt jetzt seit ein paar Tagen im Krankenhaus... Und Jens macht sich immer noch riesen große Sorgen um unsere Große. Er macht das nicht mehr lange mit, wenn sie noch länger im Koma bleibt..."
„Die Ärzte werden Fiona schon wach bekommen.", wusste Jens' Mutter und sah nach hinten auf den Rücksitz seines Autos, auf dem Milena in ihrem Kindersitz schlummerte und mit ihrem kleinen, hellbraunen Plüschhund, der einen großen weißen Fleck an der Brust hatte, kuschelte.
Ab und an zog das schlafende Mädchen ihren Plüschhund an den Mund und nuckelte am Ohr. „Die kleine Maus sieht so süß aus, wenn sie schläft... Da erinnere ich mich direkt wieder an unsere große Fiona, als sie so alt war, wie Milena heute. Wie unsere kleine Fiona immer im Auto eingeschlafen ist, als wir mit ihr in den Park gefahren sind, weil Jens und Maria mal einen Tag allein verbringen wollten. Oder wir uns die kleine Maus einfach mal geschnappt haben, damit ihre Eltern sich vom Alltag ausruhen können."
„Wir haben uns Fiona ziemlich oft damals einfach mal ausgeliehen...", fiel Uwe auf. „Ich weiß noch, wie wir damals mit Fiona in den Urlaub nach Österreich gefahren sind. Wie alt war die Maus damals? ... Zwei, drei Jahre müsste sie gewesen sein. Unser kleines Mädchen... Und jetzt ist sie schon ganze sechzehn Jahre alt und bekommt selbst in ein paar Monaten ihr Baby..."
„Wobei wir sie unterstützen werden...", war sich Hilde über den weiteren Lebensweg ihrer Enkeltochter schon ziemlich sicher. „Unsere Fiona wird sicherlich ihre Schule jetzt erst einmal beenden wollen, bevor sie sich ins Berufsleben stürzt. Sie ist jetzt in der... zehnten Klasse..."
„Jepp, nach den Sommerferien ist Fiona in der zehnten Klasse. ... Aber wenn sie bald ihr Baby bekommt, wird sie es mit Sicherheit nicht schaffen, ihre Schule fertig zu machen. Besonders, wenn ihr Baby noch nicht in die Krippe geht. Dann braucht sie jemanden, der sich um das Baby kümmert, solange unsere Fiona in der Schule sitzt... Ob unsere Große das schafft... wage ich zu bezweifeln."
„Wir werden sehen, wie sich das alles entwickelt. Aber auf jeden Fall lasse ich unsere Große nicht mehr zu ihrer Mutter zurück. Maria hat Fiona viel zu lange für sich alleine gehabt, während Jens versucht hat, seine Tochter zu vergessen. Aber ich weiß doch, wie schwer es ihm immer fiel, als... Als er Kinder gesehen hat, die in Fionas Alter waren. Jedes Mal hat Jens mit den Tränen gekämpft, als er an unsere Große erinnert wurde."
„Das hat ja jetzt auch endlich ein Ende. Fiona weiß, wo ihr Papa wohnt. Sie weiß, wo er arbeitet. Und wenn sie aus Berlin hierher nach Hamburg kommen und ihren Papa besuchen will, dann soll sie einfach bei uns anrufen. Dann holen wir Fiona ab. Oder schicken ihr eine Fahrkarte... Das ist doch alles überhaupt kein Problem für uns.", wusste Uwe und er blickte wieder zu der kleinen Milena nach hinten. „Und für Milena wird das auch schön sein, dass sie eine große Schwester hat, die sich um sie kümmern kann... Wenn Fiona zu Besuch ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Fiona und die Kleine nicht miteinander verstehen."
Inzwischen hatte Fionas behandelnder Arzt die gründliche Untersuchung der Sechzehnjährigen abgeschlossen und trat nun an den wartenden Vater des Mädchens heran.
„Was ist mit meinem Kind?", wollte Jens nervös wissen, bevor der Arzt hinter sich die Tür schloss, während sich Michael noch ein wenig um Fiona kümmerte.
„Herr Blank... Mein Kollege und ich haben uns Fiona noch einmal ganz genau angesehen. Ich kann sie beide jetzt erst einmal beruhigen, bisher scheint Fiona alles gut überstanden zu haben. Dass sie noch ein bisschen durcheinander ist, ist nur eine Nachwirkung der Medikamente, die wir ihrer Tochter in den letzten Tagen gegeben haben. Es wird sich sicherlich bald wieder ändern..."
„Und wann wird sich das ändern? Wann wird sich Fiona wieder dran erinnern, dass... Dass ich ihr Vater bin? Sie hat durch mich durchgesehen, als sie wieder zu sich gekommen ist. Ich war doch gar nicht da... Wie sie mich angesehen hat... Ich war gar nicht existent..."
„Sie brauchen sich keine Sorgen um ihre Tochter zu machen; wir werden uns um Fiona kümmern. Und wenn sie jetzt bei ihrer Tochter bleiben und sich ein wenig um Fiona kümmern, dann wird die Erinnerung ganz schnell wiederkommen. Ihre Lebensgefährtin..." Der Blick von Dr. Bleichmann ging zu Sabine. „wird sich bestimmt auch um Fiona sorgen, wenn sie beide gemeinsam bei ihrer Tochter sind. ... Machen sie sich keine Gedanken um Fiona. Es wird alles wieder in Ordnung kommen."
„Na, so zuversichtlich wie sie würde ich auch gerne sein. Stattdessen muss ich hier drauf warten, bis sich meine eigene Tochter wieder dran erinnert, dass ich ihr Vater bin, der sich ganze fünf Jahre fast alleine um die Kleine gekümmert hat, weil ihre Mutter sich jedes Mal weigerte, als irgendwas nicht in Ordnung war.", beschwerte sich Jens bei dem behandelnden Arzt seiner Tochter und warf durch die Fensterscheibe einen Blick auf seine Tochter, die inzwischen wohl wieder eingeschlafen war, während ihr Ziehonkel Michael an ihrem Bett saß. „Kann ich jetzt wenigstens zu meinem Kind?"
„Ja, natürlich können sie zu ihrer Tochter... Fiona wird sich freuen, sie zu sehen.", erklärte der behandelnde Arzt der Sechzehnjährigen und lächelte freundlich, bevor Jens und Sabine gemeinsam Fionas Zimmer betraten.
„Hey... Sie ist gerade wieder eingeschlafen.", begrüßte Michael den Piloten, der sich zu seiner Tochter ans Bett setzte und ihre Hand nahm. „Sie wird sich freuen, wenn sie merkt, dass du bei ihr bist."
„Ist wirklich alles in Ordnung? So, wie es mir der Arzt von Fiona gerade gesagt hat?", wollte Jens wissen, ließ dabei seinen Blick aber nicht von seiner Tochter ab. „Ich mache mir einfach Sorgen um die Kleine...", fügte er noch flüsternd hinzu, bevor Michael nickte und versprach, mit Fiona wäre wirklich soweit alles in Ordnung.
„Sie ist noch ein bisschen durcheinander, weil sie so lange von Medikamenten am Aufwachen gehindert wurde. Lass sie doch erst mal ein paar Stunden munter sein. Dann wird auch die Erinnerung zurückkommen. Spätestens morgen Mittag begrüßt Fiona dich wieder mit einem fröhlichen Lachen. So, wie sie es immer gemacht hat, als sie Kontakt zu ihrem Papa haben konnte. ... Sie hat ihren Papa sehr vermisst, seit sie bei ihrer Mutter gewohnt hat. Ich habe mit Fiona oft über dich gesprochen, Jens."
Michaels Erzählungen folgend betrachtete der erfahrene Pilot seine Tochter und streichelte ihr liebevoll durch die Haare, wovon Fiona wieder aufwachte und ihren Vater erschrocken ansah.
„Pschht...", sprach Jens beruhigend auf seine Tochter ein. „Ich bin es nur. Dein Papa... Es ist alles gut, Spatz. Ich bin bei dir. Und jetzt lasse ich dich auch nicht mehr alleine..."
„Paa... Papa...", flüsterte Fiona erschöpft und sie versuchte sich an ihren Vater zu erinnern, doch bisher schien in den Erinnerungen noch ein riesen großes Loch zu sein.
„Mach dir keine Sorgen, Fiona. Deine Erinnerungen an deinen Papa kommen bald wieder. Du musst jetzt einfach Geduld haben... Überanstrenge dich jetzt nicht, Spatz. ... Wir rufen deine Mama jetzt gleich an und sagen ihr Bescheid, dass du auch wieder wach bist... Hm, soll deine Mama herkommen?"
Fiona schüttelte den Kopf und sah noch einmal zwischen Michael und Jens hin und her. „Papa...", flüsterte sie noch einmal mit schwacher Stimme in Jens' Richtung. „Papa... Papi... Ich will nach Hause... Wo... Wo bin ich denn hier? Ich will endlich wieder nach Hause..."
„Pscht, ganz ruhig... Fiona, ich verspreche dir, es wird alles gut. Ich bin bei dir und passe auf dich auf.", versprach Jens leise, bevor der Blick seiner Tochter auf Sabine fiel.
Erschrocken versuchte die Sechzehnjährigen, das Gesicht von Sabine einer ihr bekannten Person zuzuordnen, doch jegliche Versuche waren für die Katz' und erschöpft ließ es Fiona nach einigen Minuten sein, sich angestrengt an etwas erinnern zu wollen.
Der Zustand seiner Tochter schien für Jens nicht zu verkraften sein und fast schon fluchtartig stand er plötzlich von Fionas Bett auf. „Süße, ich komme später wieder zu dir. Jetzt muss ich erst mal mit deiner Mama telefonieren, dass sie auch endlich zu dir kommt und dich besucht, meine Große. Und deine Oma und dein Opa werden sich bestimmt auch sehr über die Nachricht freuen, dass du endlich wieder wach bist. Die beiden haben dich schon eine ganze Weile so sehr vermisst..."
Sabine, die genau wusste, warum ihr Lebensgefährte schon wieder verschwand, folgte Jens, nachdem sie Michael bat: „Könntest du bitte noch ein paar Minuten bei Fiona bleiben und dich um sie kümmern? Sie sollte jetzt nicht alleine sein... Ich müsste mich mal kurz um Jens kümmern."
„Natürlich. Ich kümmere mich hier selbstverständlich um Fiona... Stimmt's, meine Große? Ich bleibe bei dir und kümmere mich um dich. Deine Stiefmama und dein Papa sind gleich wieder bei dir und kümmern sich selbst wieder um dich...", erwiderte Michael und setzte sich wieder zu Fiona ans Bett, bevor Sabine das Zimmer verließ.
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Vaterfreuden
Hayran KurguJens und seine Ehefrau sind noch glücklicher, als sich ein Baby ankündigt. Fünf Jahre lang kann niemand die kleine Familie trennen, bis Jens' Frau plötzlich Thomas kennen lernt. Zehn Jahre sind Jens und seine kleine Prinzessin Fiona getrennt. Doch e...