Hauptgeschichte - Teil 53

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Kapitel 58: ein erzwungener Besuch bei Fiona - Teil 2


Inzwischen hatte sich Sabine wieder auf den Weg in die Klinik gemacht und saß nun wieder am Bett der Sechzehnjährigen, während Jens mit dem behandelnden Arzt der Schülerin sprach.
„Fiona, ich habe schon mit deiner kleinen Schwester gesprochen. Sie wird dich besuchen, wenn es dir wieder besser geht. Aber erst einmal musst du wieder zu dir kommen. Aber spätestens morgen wirst du wieder halbwegs ansprechbar sein, dann werden wir es mal versuchen, ob du einen Besuch von Milena verträgst...", versprach Sabine und sah die Sechzehnjährige, die vor ihr im Bett lag,
Fiona hatte große Ähnlichkeit mit Milena. Das liebe Lächeln schienen beide Mädchen von ihrem Vater geerbt zu haben. Sabine war sich sicher, dass sich Fiona und Milena auf Anhieb gut verstehen würden.
„Sabine..." Eine ihr bekannte Stimme nährte sich auf vorsichtigen Schritten und Sabine erkannte in der Stimme keinen geringeren, als Oberst Ralph Brandt.
„Ralph, was machst du denn hier? Ich habe gar nicht gedacht, dass du... hier auftauchst..."
„Ich bin Fionas Patenonkel; Jens und ich haben die Kleine zusammen aufgezogen. Ich war häufig bei Fiona zu Besuch, als sie noch ein Kind war. Besonders oft, wenn die Kleine krank war und Maria sich wieder einmal komplett aus der Affäre gezogen hatte. Das konnte die Mutter von der Kleinen immer sehr gut. Sich aus der Affäre ziehen und ihr Kind im Stich lassen. Was ist denn mit Fiona? Wie geht es ihr?"
„Sie hatte eine Blinddarmentzündung, musste deswegen notoperiert werden. Die Kollegen konnten Komplikationen weitestgehend vermeiden, aber Fiona ist am nächsten Tag aus ihrem Bett aufgestanden. Sie hatte durch Zufall von Jens' Zusammenbruch erfahren. Und... Dann wollte sie einfach zu ihrem Vater."
„Fiona, Kleines. Was machst du denn für Sachen? Ich habe dir doch nicht beigebracht, dass du aus deinem Bett aufstehen sollst, wenn du noch krank bist. Süße... Dein Papa und ich haben dir doch immer gesagt, dass du auf deinen lieben Onkel Doktor hören sollst und das tun musst, was er dir sagt. ... Kleines, du kommst wieder auf die Beine...", versprach Ralph und setzte sich neben Sabine ans Bett der Sechzehnjährigen.
„Ich wollte aber nicht nur nach Fiona sehen... Ich wollte auch... Sabine, ich habe nachgedacht. Über uns, über die Beziehung von Jens und dir... Über die kleine Milena. Und ich bin mir sicher, dass... Sabine, bist du dir sicher, dass Jens der leibliche Vater von Milena ist?"
„Natürlich ist Jens der Vater der Kleinen! Ralph, was soll das? Willst du jetzt schon wieder einen Keil zwischen Jens und mich schieben? Wir beide sind glücklich miteinander, wir haben ein wunderbares Kind zusammen. Wir lieben uns.", erklärte Sabine mit ernster Stimme und sah wieder auf Fiona. „Willst du denn nicht gleich Fionas Mutter fragen, ob es nicht sein kann, dass Fiona dein Kind ist?"
„Nein... Sabine, wir haben uns damals... gestritten, weil du deinen Job nicht für ein Kind opfern wolltest. Ich habe, wenn wir beide miteinander geschlafen haben, extra nicht verhütet. Und plötzlich... warst du schwanger.", erklärte Brandt und Sabine stockte der Atem.
„Du hast nicht verhütet?! Was soll das heißen, du hast nicht verhütet? Ich... Ralph, du bist nicht der Vater von Milena. Jens ist der leibliche Vater der Kleinen, du bist der Patenonkel. Das ist doch auch..."
„Sabine!" Ralph nahm die Hand der Notärztin und versuchte durchzusetzen, dass Sabine ihn ansah, doch sie blickte nur auf Fiona. „Sabine, ich habe doch damals so viel falsch gemacht. In unserer Beziehung war... Ich habe nur Fehler gemacht. Das sehe ich ein. Wir haben unsere Versuche gehabt und ich habe immer wieder versagt. Aber... Dass du ausgerechnet dann schwanger wirst, wenn wir beide... auf Sylt sind... Sabine, das ist ein Zeichen. Wir haben es einmal nicht darauf ankommen lassen, ich habe verhütet... Aber genau in dieser Nacht, als Milena passiert ist..."
„Habe ich mit Jens im Bett gelegen. Der einzige, der für die Vaterschaft in Frage kommt, steht draußen, redet mit Fionas behandelndem Arzt und heißt Jens Blank. ... Ralph, ich habe dich einmal sehr geliebt. Aber du wolltest mich nicht verstehen. Du hast dich gegen mich gestellt. Und nicht nur gegen mich, sondern... Auch gegen meine Vorstellung von einer Beziehung... Du wolltest mich, sofern wir ein Kind bekommen hätten, an Heim und Herd ketten. Ich sollte meinen Beruf aufgeben, sollte nur noch halbtags fliegen. Ich sollte mich um unser Kind kümmern. Und das wollte ich nicht. Ich liebe meinen Beruf genauso sehr, wie du. Wir haben uns unser Leben aufgebaut, du dir deines, ich mir meines. Wir sind beide glücklich mit dem, was wir haben."
„Aber du hast deinen Job... an den Nagel gehangen, als es Milena schlecht ging. Du hast Kettwig um Urlaub gebeten, als die Kleine im Krankenhaus lag... Für Jens hast du dein Leben komplett nach dem Kind ausgerichtet. Aber wenn ich dich darum bitte, mit mir eine Familie zu gründen... Hast du abgeblockt... Sabine, ich liebe dich. Und ich werde... dafür sorgen, dass Jens nach Fort Rucker versetzt wird. Alexander Karuhn kommt zurück auf den SAR. Und wir beide ziehen endlich unser gemeinsames Kind groß..."
„RALPH! Milena ist nicht von dir! Milena ist die Tochter von Jens und somit auch die Halbschwester von Fiona. Und ich bin auch sehr froh, dass nicht du der Vater von Milena bist, sondern Jens. Er hat mich nicht an den Herd fesseln wollen; er kümmert sich auch um unser Kind. Dich interessiert Milena doch nur, weil... Weil sie die Tochter von mir ist. Weil du die Kleine dazu benutzen kannst, mich zu erpressen. Ich will nicht, dass du einfach über mich entscheiden kannst, wie es dir passt... Mal bin ich die Mutter deiner Kinder, mal Notärztin und mal das Anhängsel eines erfolgreichen Kommodore. In deinem Leben habe ich doch gar kein Platz; du bist doch nur auf Karriere gepolt. Bei Jens fühle ich mich das erste Mal angenommen; bei ihm weiß ich, dass ich noch mein eigenes Leben habe. Dass ich trotz unseres Kindes auch Notärztin sein kann; dass sich Jens auch mal freinimmt, um Milena zu versorgen."
„Sabine, ich als Jens' Vorgesetzter, kann ihm das Leben schwer machen. Das weißt du doch.", erklärte Brandt grinsend und sah auf Fiona. „Fiona wird sich bestimmt auch freuen, wenn sie nach Amerika ziehen kann. Dann ist sie von ihrer Mutter weg; hat ihren Vater für sich allein und..."
„Und wird ihr Baby bald inmitten von fremden Leuten zur Welt bringen?! Ralph, dass du es gleich weißt, Fiona ist schwanger. Sie erwartet in einigen Wochen ein Baby. Das ist auch der Grund für den Zusammenbruch gewesen, weswegen Fiona hier im Krankenhaus liegt. ... Du kannst Fiona nicht vor die Wahl stellen wollen, wo sie lieber wohnen will. Ob sie lieber bei Jens wohnen bleiben will oder... Oder in Deutschland bei ihren Freunden. Johnny, Wollcke und ich werden es nicht zulassen, dass du eine Familie zerstörst..."
„Ich werde auch eine Familie nicht zerstören, ganz im Gegenteil. Ich werde eine Familie endlich ordnen... Milena ist meine Tochter. ... Sabine, ich verlange einen Gen-Test..."
„Den kannst du dir sparen, Ralph. Milena hat die Blutgruppe von Jens geerbt. Ich habe Blutgruppe A, Jens B. Und unsere kleine Milena... Tadadada... hat B. Also, du kannst dir das Geld für einen Vaterschaftstest sparen. Kauf lieber für Fionas Baby ein kleines Geschenk; deine Patentochter wird sich freuen..."
„Ich... Sabine, das hast du dir doch gerade ausgedacht. Milena ist meine Tochter. Ich... Ich kann unmöglich nicht der Vater der Kleinen sein. Als Milena entstanden ist, waren wir beide zusammen...", erklärte Ralph, doch Sabine schüttelte den Kopf.
„Nein, waren wir nicht.", wehrte die Notärztin die Aussage ab. „Ich war in der besagten Nacht mit Jens zusammen. Wir haben gemeinsam im Rettungszentrum geschlafen. Und in dieser Nacht... haben Jens und ich nicht verhütet. Beide nicht. Als ich mit dir zusammen war... habe ich die Pille genommen.", gab Sabine zu. „Ich hätte also gar nicht schwanger werden können; es sei denn, die Pille hätte nicht gewirkt..."
„Aber... Ich verstehe nicht...", erklärte Ralph, als sich die Tür von Fiona ein zweites Mal öffnete und statt des von Sabine erwarteten Majors plötzlich Fionas leibliche Mutter in der Tür stand.
„Guten Tag, Frau Wächter... Was machen sie denn hier?", fragte Sabine und musterte die Frau lange, bis Maria endlich den Grund für ihren Besuch nannte: „Ich... Ich wollte mein Kind besuchen. Fiona hat viel zu lange auf ihre Mutter warten müssen. Jetzt will ich endlich wieder für meine Tochter da sein."
„Du willst für Fiona da sein? Genauso, wie damals. Als Fiona bei euch zu Hause im Bett lag und über 39 Grad Fieber hatte. Als dich dein Mann gebeten hatte, auf Fiona aufzupassen, weil er sich bei der Kleinen angesteckt hatte. ... Maria, ich kann nicht glauben, dass du dein Kind im Stich lässt und einfach nur, weil dir nichts besseres einfällt, was du tun könntest, hier im Krankenhaus eintrudelst...", fuhr Ralph Brandt die Mutter von Fiona an und sah Maria mit erboster Stimme an.
Der Hass, der von Ralph ausging und Maria betraf, konnte man mit bloßem Auge erkennen und Sabine stellte sich schützend vor Fiona. „Ralph... Oberst Brandt, Frau Wächter. Wenn sie beide sich streiten müssen, dann... Dann gehen sie bitte raus. Fiona braucht noch Ruhe. Die Narkosemedikamente sind bereits seit gestern Abend herunter gefahren wurden. Wahrscheinlich kommt Fiona in wenigen Stunden endlich wieder zu sich."

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