Hauptgeschichte - Teil 36

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Kapitel 41: Eine große Liebe





Auch an diesem Sonntagmorgen hatten Wollcke, Johnny, Oberstarzt Kettwig und Jens' Vertretung, Major Frischner, Dienst, und während Wollcke und Johnny gerade gemeinsam das Frühstück vorbereiteten, telefonierte Oberstarzt Kettwig mit Sabine.
„Und wie geht es ihrer kleinen Tochter heute?", erkundigte sich Sabines Vertretung bei der Ärztin, die die ganze Nacht bei Milena verbracht hatte. „Es geht ihr zum Glück wieder besser; das Fieber ist runter. Der Kollege hatte mit seiner Diagnose recht."
„Das ist doch eine wunderbare Nachricht, Frau Oberstabsarzt. Dann wird ihre Tochter wohl auch bald wieder aus der Klinik entlassen werden können. Wenn ihre Maus weiterhin so gute Fortschritte macht. Da werden sich die Kollegen sicherlich auch sehr freuen. Wenn sie wieder übernehmen. ... Ihre Rückkehr wird im Team schon sehnsüchtig erwartet."
„Damit müssen sich Wollcke und Johnny allerdings noch gedulden.", lächelte Sabine und sah wieder auf ihr Kind, das in ihrem Arm lag und weit weniger kränklich aussah, wie noch vor einigen Stunden.
„Aber kommen sie schnell wieder zurück.", meinte Kettwig und nickte, als Sabine ihm erklärte, ihr möglichstes zu tun, um schnell wieder in den Dienst zurückkehren zu können. „Aber erst einmal möchte ich, dass meine Kleine wieder vollständig auf die Beine kommt. Ohne zu wissen, dass es Milena gut geht, komme ich nicht in den Dienst zurück... Und um Jens muss ich mich auch noch kümmern. Sonst klappt er mir noch einmal zusammen. Er hat sich heute Nacht schon wieder von Zuhause weggeschlichen und ist hergekommen. Obwohl Fionas Stiefvater ihn nach Hause gebracht hat..."
„Wie geht es Major Blanks Tochter denn?", erkundigte sich Kettwig nach dem Befinden des sechzehnjährigen Teenagers, ohne die Schülerin einmal gesehen zu haben.
„Es geht ihr wohl noch nicht wirklich besser. Sie ist immer noch sehr erschöpft; das Fieber ist noch nicht wieder runter. Ich werde später selbst noch einmal nach meiner Stieftochter schauen. Aber jetzt bin ich erst mal bei Milena im Krankenhaus und kümmere mich noch ein wenig um meine Maus...", erklärte Sabine und Kettwig nickte bestätigend. „Nehmen sie sich die Zeit, die sie für ihre Familie brauchen. Wenn alles wieder in Ordnung ist, dann können sie wieder herkommen...", meinte der Oberstarzt und legte das Telefon, nachdem er sich von Sabine verabschiedet hatte, wieder zurück.
Neugierig lugte Homann währenddessen um die Ecke und wollte wissen, wie es der kleinen Milena ging und wann Sabine wieder ins Team zurück kommen würde.
„Ich weiß es noch nicht, ob die Frau Oberstabsarzt bald wieder kommt. Es kommt darauf an, wie sich der Zustand von Milena entwickelt. Aber es sieht im Moment alles danach aus, dass es nicht mehr lange dauert, bis die Frau Oberstabsarzt wieder zum Dienst kommen wird. Major Blank ist schließlich auch wieder auf den Beinen.", erklärte Kettwig dem Obergefreiten und Homann nickte zufrieden. Er arbeitete gern mit Sabine und Jens zusammen und war auch froh, wenn beide bald wieder in den Dienst zurück kehrten.
„Allerdings wird Milena noch ein bisschen im Krankenhaus bleiben müssen. Bis sie wirklich wieder auf den Beinen ist...", fuhr Kettwig fort und noch einmal nickte Homann kurz.


Doch nicht nur Milena lag noch immer im Krankenhaus und erholte sich mithilfe der Medikamente, die ihr gegeben wurden. Auch ihre große Schwester Fiona, die eigentlich nur die Halbschwester war, erholte sich noch von ihrer Blinddarmoperation.
Seit fast einer Woche lag sie nun schon im Krankenhaus und wurde regelmäßig von den Ärzten untersucht.
Endlich hatte sich innerhalb der letzten Nacht Fionas Zustand zum Glück ein wenig gebessert und als am Morgen ihr behandelnder Arzt Dr. Bleichmann die aktuellen Werte der Sechzehnjährigen kontrollierte, stellte auch er die schnelle Besserung von Fionas Zustand erfreut fest.
„Guten Morgen, Dr. Bleichmann.", begrüßte Jens den behandelnden Arzt seiner Tochter.
Der besorgte Vater hatte sich während der letzten Nacht, als ihm die Sorge um Fiona überkam, doch wieder ins Krankenhaus geschlichen und saß nun schon wieder einige Stunden an Fionas Bett, als der behandelnde Arzt der Sechzehnjährigen ins Zimmer kam.
„Ah, Herr Blank. Sie sind ja auch wieder da. Wie geht es ihrer Tochter denn?" „Fiona... Ich würde sagen, ihr geht es besser. Sie ist nicht mehr so heiß, wie gestern. Nur heute Nacht, da hatte sie noch ziemlich hohes Fieber. Die Ärztin hatte ihr daraufhin eine Spritze gegeben. Die hatte ganz gut angeschlagen..."
„Ja, das hat die Kollegin hier auch eingetragen. Ich wollte nur noch einmal nach ihrer Tochter schauen. Ob sich die Werte heute Früh auch noch verändert haben. ... Aber wenn ich das EKG so sehe... Es scheint wirklich bergauf zu gehen; Fiona geht es besser. Wir können sie sicher bald wieder aufwachen lassen."
Das war für Jens die schönste Nachricht. Endlich, nach gefühlt so vielen Jahren, würde seine Tochter wieder aufwachen und sicherlich auch schnell wieder nach Hause können.
Die Freude in Jens' Augen wurde schnell sichtbar und er streichelte, während der Arzt die aktuellen Werte von Fiona in die Krankenakte eintrug, seiner Tochter über die Stirn.
Ein wenig erhöhte Temperatur hatte sie noch, allerdings war es heute Nacht viel schlimmer, als Jens ins Zimmer kam und seine intubierte Tochter im Bett liegen sah.
Auch, wenn Fiona zu dem Zeitpunkt noch nicht wach war, er hatte ganz genau gespürt, dass es seiner Kleinen schlecht ging.
Die Haare hatten ihr verschwitzt im Gesicht geklebt und ihre sonst so gesunde Gesichtsfarbe war in ein blasses und sehr besorgniserregendes Weiß gewechselt.
Aber jetzt - jetzt ging es Fiona von Minute zu Minute immer besser, ihre Gesichtsfarbe war wieder zurück gekehrt und Jens spürte, dass es seiner Tochter, sicherlich auch durch das von einer ihm unbekannten Ärztin verabreichte Medikament, erheblich besser ging.
Wieder dachte Jens zurück an die Trennung von Maria und ihm. Hätte er damals vielleicht darum gekämpft, sein Kind regelmäßig sehen zu können, dann wäre es Fiona sicherlich erspart geblieben, ihren Vater zu vermissen. Sie hatte sich so sehr gefreut, als sie Jens wieder sehen durfte. Als er wieder vor ihr stand und seine kleine Prinzessin in den Arm nehmen konnte.
Wieder und wieder überlegte er, ob sich Maria wohl auch so liebevoll um Fiona gekümmert hatte, wie er. Er sah sich wieder selbst am Bett seiner kranken Tochter, als sie noch ein Kindergartenkind war, ihr den Schweiß von der Stirn tupfend.
Sobald die Kleine krank war, war Jens für das Mädchen da. Sie hatte kaum eine Minute alleine sein müssen, wenn sie mit Fieber im Bett lag. Sobald Jens spürte, dass seine Tochter krank wurde, hatte er sich frei genommen und hatte auf die Kleine aufgepasst.
Maria hatte damals kaum Lust oder viel Zeit, sich im Krankheitsfall um Fiona zu kümmern und so blieb es meist an Jens hängen, die kranke und meist kraftlose Fiona zu versorgen und mit dem Mädchen zum Kinderarzt oder, im Notfall, sogar ins Krankenhaus zu fahren.
Oftmals war Maria, wenn Fiona krank wurde, einfach nicht mehr Zuhause und kehrte erst nach der Genesung der Prinzessin zurück.
„Kein Wunder, dass deine Mama abgehauen ist. Das kann sie ja ausgezeichnet, mein Liebling. Aber deswegen werde ich mich dafür einsetzen, dass du bei Sabine und mir bleibst. Da kannst du dich in Ruhe auf die Geburt deiner Kleinen vorbereiten. Oder wird es vielleicht doch ein Junge? Hm, Fiona? Was meinst du?"
„Auf jeden Fall hat das Baby ihrer Tochter einen äußerst starken Lebenswillen. Wir haben schon vermutet, dass Fiona eine Fehlgeburt erleidet. Aber dem Baby geht es sehr gut..." „Da kommt es ganz nach meiner Kleinen... Bei Fiona hatten wir auch erst die Befürchtung, sie würde vor der Geburt sterben... Aber Fiona hat sich auch ins Leben gekämpft. Genau, wie ihr Baby jetzt...", erzählte Jens und betrachtete immer noch mit einem liebevollen Lächeln seine Tochter, die in ihrem Bett lag und tief und fest schlief.
Während der behandelnde Arzt der Schülerin vorsichtig über den gelegten Venenkatheter ein wenig Blut abnahm, hielt Jens die Hand seiner Tochter fest in seiner. Er wusste, wie "gern" sich seine kleine Fiona mit einer Nadel stechen ließ. Schon, als das Mädchen noch den Kindergarten besuchte, war es meistens ein Kampf, sie bei einer Impfung oder einer Blutabnahme zum Stillhalten zu bewegen.
Aber jetzt, durch die Medikamente, die sie im künstlichen Koma hielten, war die Kleine ruhig gestellt und spürte sicherlich nichts von der Abnahme.
„Du hast es schon hinter dir, Spatz. Es ist schon vorbei...", sprach der Pilot liebevoll mit seiner Tochter, als der Arzt die Blutabnahme beendet hatte und einer Krankenschwester die Röhrchen in die Hand drückte.
„Bringen sie die Probe bitte ins Labor... Jetzt hat es Fiona auch schon geschafft. Ich denke, morgen können wir sie dann auch aufwachen lassen. ... Mal eine andere Frage: Haben sie in den letzten Tagen mal etwas von ihrer Ex-Frau, also von Fionas Mutter gehört? Sie war noch nicht einmal hier bei Fiona; seit der OP haben wir Frau Wächter nicht mehr gesehen..."
„Nein, ich habe keine Ahnung, wo sich Maria herum treibt. Aber so war sie immer, wenn es Fiona schlecht ging und sie uns brauchte. Maria hat sich immer wieder davor gedrückt, unsere Tochter zu versorgen, wenn sie krank zu Hause im Bett lag. Und Fiona war als Kind sehr anfällig für jegliche Erkrankungen. Meistens hatte sie mindestens einmal im Monat irgendeinen grippalen Infekt, der die Kleine dahingerafft hat. Und dann hatte sie auch so schnell ziemlich hohes Fieber. Es war immer nicht schön, die Kleine so krank vor sich liegen zu sehen. Sie tat mir immer so leid..."
Wieder dachte Jens zurück. Wie oft hatte er bei Fiona am Bett gesessen und ihr beim Gesundwerden geholfen. Er liebte seine Große über alles auf der Welt und zeigte es ihr auch immer, wenn sie als Kind einmal krank gewesen war.
Auch, als er die kleine Fiona damals mit hohem Fieber aus dem Kindergarten geholt hatte...  

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