Hauptgeschichte - Teil 41

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Kapitel 46: Wiedersehen nach über 10 Jahren


Flashback:
In ihrem großen und sehr hellen Krankenzimmer hatte die dreidreivierteljährige Fiona endlich ein wenig Ruhe, als ihr Vater sie ins Bett legte und sich, die blasse Hand seiner kranken, kleinen Tochter fest in seiner Hand haltend, neben das Krankenbett setzte.
Das kleine Mädchen, das in der Zwischenzeit von ihrem Vater behutsam ihren Schlafanzug angezogen bekommen hatte und von den Schwestern zur Kreislaufüberwachung an das EKG gehangen wurden war, wimmerte kraftlos, sie wolle wieder nach Hause zu ihrer Mama.
„Ich rufe jetzt gleich bei Mami an. Du brauchst gar keine Angst zu haben, Mami ist gleich wieder bei dir und passt auf dich auf... Und Omi und Opi kommen auch bald zu dir.", hatte Jens dem kranken Kindergartenkind versprochen, als er ihr vorsichtig über die Hand streichelte und beim Anblick seines kleinen, fiebernden Prinzesschens kurz seine Augen schloss, um zu vergessen, wie schlimm die Kleine litt. Die große Angst, die er um sein Kind hatte, stieg ins Unermessliche und er gab sich abschließend sogar die Schuld am schlechten Zustand der Dreijährigen.
Seine Kleine litt unter mächtig hohem Fieber, über 40 Grad hatte das Thermometer nach der Messung angezeigt, wie er von Dr. Schirmer nach dem Fiebermessen erfahren hatte, und das nahm Fiona viel Kraft.
Wieder und wieder ging Jens in Gedanken diesen Tag durch. Hätte er am Morgen schon, als das Fieberthermometer bereits eine Temperatur von über 38 einhalb Grad angezeigt hatte, seine Kleine zum Kinderarzt bringen müssen? War es von ihm wirklich die richtige Entscheidung gewesen, seine Kleine in der Kita unter zu bringen und erst gegen Mittag dort wieder abzuholen?
Die ängstliche Stimme seiner Tochter holte Jens aus seinen Gedanken wieder zurück und er sah auf die fiebernde Fiona, die ihren liebevollen und besorgten Papa mit hunderten Tränen in den Augen ansah. Voller Angst schaute das kränklich blasse, kleine Mädchen zwischen ihrem Papa und ihrem behandelnden Arzt, der inzwischen wieder mit Schwester Karola gemeinsam neben dem Kinderkrankenbett stand, hin und her.
„Ich wollte ihre Tochter noch an die Infusion anschließen, damit wir den schlechten Zustand von Fiona schnell wieder in den Griff bekommen... Fiona. ganz ruhig. Es wird dir nichts wehtun. Dein Papa ist bei dir und passt auf, dass ich dir nicht wehtue. In ein paar Sekunden hast du es auch schon wieder hinter dich gebracht.", versprach der Arzt und ließ sich von der Krankenschwester die Kanüle reichen, die er anschließend der kleinen Fiona zeigte. „Das ist die ganz klitzekleine Nadel. Die merkst du gar nicht. Schau, Süße... Wir pieksen die kleine Nadel hier in deine kranke Hand und dann bekommst du darüber deine Medizin."
Behutsam streichelte er über Fionas linke Hand, während Jens die rechte Hand seiner Tochter fest in seiner hielt und dem Kindergartenkind ihren Teddy, den er an den Bettrand des Gitterbettes gesetzt hatte, in den Arm legte.
„Fiona. Meine arme kleine Prinzessin, schau mal. Dein Teddy lenkt dich ein bisschen von der bösen Nadel in deinem Händchen ab. Dann merkst du wirklich nicht, was mit dir passiert... Soll der Teddy dir eine Geschichte erzählen, damit du schlafen kannst?", sprach Jens behutsam auf seine Tochter ein und lenkte Fiona mit dem Teddy und der Puppe so gut ab, dass sie gar nicht mitbekam, wie der Kinderarzt die Kanüle in ihre Hand stach.
Schon wenige Augenblicke später lief die Infusion, die der Arzt an die Kanüle angeschlossen hatte, in die Blutbahn der knapp Vierjährigen.
Doch lange blieb die Kanüle von der ängstlichen kleinen Fiona nicht unentdeckt. Ängstlich schlug sie mit der Hand, in der die Nadel steckte, um sich und schrie voller Panik nach ihrer Mutter und ihrem Vater. „Papa... AUUU... Papa... PAPIII... AUUUUU. .... MAMA... MAMMMMIII...", brüllte Fiona und quiekte ängstlich, sie wolle zu ihrer Mutter und ihren Großeltern nach Hause.
Als nach wenigen Augenblicken die Nadel immer noch in ihrer Hand steckte und weder Dr. Schirmer, noch ihr Vater dran dachten, die Nadel wieder herauszuziehen, spielte sie an der Kanüle herum und wollte sie ängstlich schreiend selbst aus der Hand ziehen.
Das gefiel ihrem behandelnden Arzt gar nicht. „Fiona, hey... Die Nadel muss in deiner Hand drin bleiben. Da bekommst du deine Medizin... Fiona, pschschscht... Pscht, Fiona. Ganz ruhig... Lass die Nadel in Ruhe. Sonst tust du dir selbst weh, wenn du an der Nadel herumspielst. ... Lass dir von deinem Papa eine Geschichte zum Schlafen erzählen.", wollte der Arzt die kleine Patientin ablenken, doch es funktionierte leider nicht.
Fiona spielte weiterhin an der Nadel in ihrer Hand herum und jammerte ängstlich schreiend, sie wolle zu ihrer Mama. „Maaaama... Papi, Mami soll hier sein. Maaaaaamiiii... Auuuu... Die Pieks tut weh... Papi, das weg... Mach das weg... AUUUA...", weinte das Mädchen schreiend und zeigte panisch auf die Nadel in ihrer Hand. „Ich bin müde. Die Spritze soll weggehen... Geh weg... nicht mehr Pieks machen... Auuu..."
„Die Nadel muss jetzt in deiner Hand drin bleiben. Sonst müssen wir dir ganz oft eine Spritze in deinen Arm pieksen, um dir deine Medizin zu geben. Und das magst du gar nicht, wenn das passiert... Schau mal, Fiona. Wenn die kleine Nadel schon in deiner Hand steckt, dann muss der Doktor nur noch die Spritze in die Nadel pieksen und auf das große Knöpfchen hier oben drücken. ... Dann tut dir die Spritze genauso wenig weh, wie deinem Papi. Dann ist es sogar umgedreht. Dann tut die Spritze deinem Papi mehr weh, als dir, die die Spritze bekommt. ... Die Spritze hier ist doch ganz lieb zu dir. Die bringt dir etwas zum Naschen."
Anschließend wandte sich der Kinderarzt an den Vater der Kleinen: „Sie können gerne im Zimmer übernachten. Damit ihre Tochter nicht allzu alleine ist, wenn sie hier im Krankenhaus liegen muss. Oder sie rufen ihre Frau an, damit sie sich um Fiona kümmert... Wir können das gerne mit ihren Vorgesetzten klären, dass sie sich um ihre Tochter kümmern müssen, Herr Blank. Wenn sie uns die Telefonnummer geben..."
„Ich rufe meinen Chef selbst an, danke... Meine Kollegen wissen bereits, dass meine kleine Maus krank ist. Ich habe es ihnen heute Morgen erzählt, als ich etwas später, als sonst zum Dienst gekommen bin. Und mein Chef weiß auch bereits Bescheid, dass Fiona krank ist. Er wohnt in unserer Nachbarschaft; ich habe ihn heute Früh auf dem Weg zur Arbeit getroffen und ihm davon erzählt, dass Fiona wohl wieder krank wird.", lehnte Jens das Angebot von Dr. Schirmer ab und sah wieder auf seine kranke Tochter.
„Fiona, Prinzessin... Ich bleibe so lange bei dir, bis du wieder aus dem Krankenhaus raus darfst. Du wirst bald wieder ganz gesund. Und so lange bleibe ich bei dir und passe auf dich auf. Und Oma und Opa kommen dich auch bald besuchen.", versprach der Pilot seiner kranken und erschöpften Tochter und streichelte dem Mädchen so lange über den Kopf, bis die Vierjährige vor Müdigkeit aufgrund des hohen Fiebers einschlief
und ihr Atem etwas unregelmäßig den Brustkorb der Kleinen hob und senkte.
Flashback Ende



Auch heute, viele Jahre später sah Jens noch seine kleine Tochter erschöpft vor sich liegen; auch, wenn aus dem vierjährigen Mädchen mittlerweile eine stattliche Sechzehnjährige geworden war, aus der selbst in einigen Monaten ganz sicher eine wunderbare und liebevolle Mutter wurde.
„Fiona tut mir so leid, wie sie sich hier quält... Sie hat es einfach nicht verdient, hier im Krankenhaus liegen zu müssen und um ihr Leben und das ihres Babys kämpfen zu müssen. Für die Kleine wäre es doch viel einfacher, wenn sie endlich wieder nach Hause kommen und sich dort auf ihr Baby freuen könnte.", seufzte der besorgte Major und legte seine Hand auf die Hand seiner Tochter.
Die war, seit er damals die Kleine das letzte Mal kurz nach der Scheidung der Eltern gesehen hatte, genauso gewachsen, wie auch der Rest des Mädchens.
Und auch, wenn in der Zwischenzeit mehrere Jahre seit damals und nicht nur ein paar Wochen vergangen waren, so hatte Jens beim Anblick seiner kranken Tochter das Gefühl, am Bett des kranken Kleinkindes Fiona zu sitzen; auch heute noch, nach mehr als zehn Jahren.
Dabei war seine Tochter inzwischen stattliche sechzehn Jahre alt geworden und besuchte in Berlin bereits die neunte Klasse des Gymnasiums.
„Was hast du eigentlich vor, wenn du hier nach Hamburg ziehst? Möchtest du wegen dem Baby deine Schule abbrechen? Oder nur für ein Jahr pausieren? ... Hm, mein kleiner Liebling? Was meinst du, wie es bei dir und deiner Lebensplanung weiter gehen könnte?"
Von den Medikamenten noch immer in Tiefschlaf gehalten reagierte Fiona kein bisschen auf die Frage ihres Vaters, der besorgt an der Bettkante der Sechzehnjährigen saß, und Jens seufzte noch einmal hörbar auf, als er sah, wie kränklich seine Tochter doch auf ihn wirkte.
„Ich habe schon wieder solche Angst um dich. Genauso, wie damals, als ich dich aus dem Kindergarten abgeholt habe. Als du mit einer Herzmuskelentzündung fast fünf lange Wochen im Krankenhaus auf der Kinderstation gelegen hast und immer wieder unter diesem schrecklichen Fieber leiden musstest...", erzählte der Major seinem Kind und legte beschützend seine Hand auf Fionas Brustkorb. „Aber heute helfen dir nicht nur die Ärzte hier im Krankenhaus, sondern auch deine Stiefmama Sabine und Thomas' bester Freund Michael... Die beiden passen genauso gut auf dich auf, wie ich und deine Mama... Obwohl die Mama noch nicht einmal hier war, mein kleiner Liebling. Aber du musst deine Mama auch verstehen. Sie hat es lange Zeit auch nicht wirklich einfach gehabt..."
Die Tür zu Fionas Zimmer öffnete sich und ihre Großmutter kam herein. Allerdings brachte sie nicht nur eine ganze Menge Zeit für den Besuch bei ihrer geliebten, inzwischen sechzehnjährigen Enkelin mit, sondern auch den Stiefopa des Mädchens.
„Hallo Uwe...", begrüßte Jens seinen Stiefvater, ließ seinen Blick vor lauter Sorge um seine Tochter aber kaum von der kränklich wirkenden Fiona abschweifen.
„Hallo Jens... Oh, Fiona. Kleiner Engel. Da bist du ja endlich wieder. ... Sie ist so sehr gewachsen, seit ich sie damals das letzte Mal gesehen habe. ... Fiona, meine große Maus. ... Jens, wie geht es Fiona denn?", erkundigte sich Uwe bei seinem Stiefsohn, der mit einem besorgten Blick auf Fiona antwortete: „Sie hat im Moment sehr hohes Fieber. Die Ärzte wissen noch nicht, was los ist. Aber sie schauen oft nach Fiona und geben ihr Medikamente gegen das Fieber. Antibiotika können sie ihr ja durch die Schwangerschaft kaum geben; nach der Blinddarmoperation haben die Ärzte ihr schon in ganz geringer Dosis Antibiotika gegeben. Eigentlich hätte die Dosis höher sein müssen, meinte Sabine. Aber die Ärzte wollten wegen der Schwangerschaft kein Risiko eingehen. Und sie wissen bisher ja auch nicht, was mit Fiona los ist."
„Hat sie vielleicht schon vorher... irgendwelche Probleme gehabt? Hat Thomas irgendetwas erzählt? Oder deine Ex-Frau?", fragte Hilde ihren Sohn besorgt und strich ganz behutsam über Fionas Kopf, der der Großmutter des Mädchens sehr heiß glühend vorkam.
„Maria war schon ewig nicht mehr da... Seit der Blinddarmoperation hat sie unsere Tochter verlassen und sich nicht mehr blicken lassen... Thomas weiß auch nicht, wo Maria ist. Und jetzt liegt auch noch Fionas Halbbruder Jonas nach einem Unfall hier im Krankenhaus..."
„Und selbst ihren Sohn lässt sie im Stich.", fügte Thomas an, der die Zimmertür von Fionas Zimmer vorsichtig geöffnet hatte und nun im Zimmer der Sechzehnjährigen stand. „Obwohl Maria den Kleinen über alles auf der Welt liebt und ihn sonst nie alleine lässt. Aber heute... Ich habe schon versucht, Maria telefonisch zu erreichen. Aber ihr Handy ist aus. Und Zuhause in Berlin ist sie auch nicht. ... Aber es geht Jonas zum Glück wieder um einiges besser, als nach seinem Unfall. Seine Schmerzen sind auch schon dank der Medikamente, die die Ärzte dem Kleinen gegeben haben, abgeklungen... Michael ist gerade mit Karin und der kleinen Klara bei Jonas und kümmert sich um ihn, damit ich hier bei Fiona sein kann."

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