Hauptgeschichte - Teil 71

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Kapitel 76: Eine wunderbare Nachricht



„Guten Morgen, Hilde...", grüßte Uwe seine Frau, die an diesem Morgen erst gegen halb Neun aus dem Bett kam, obwohl die beiden Eheleute meistens schon um halb Sieben wach waren. „Hast du gut geschlafen?"
„Ja, hab ich... Sag mal, hat sich Jens denn eigentlich schon wegen Fiona gemeldet? Weißt du, wie es der Kleinen geht und ob sie endlich wieder wach ist?"
„Nein, Jens hat noch nicht angerufen. Aber wir können ja selbst nach dem Frühstück zusammen ins Krankenhaus fahren und nach unserem großen Mädchen schauen. ... Sie wird sich freuen, Oma und Opa endlich wieder zu sehen, wenn sie wieder wach ist...", wusste Uwe und Hilde schluckte kurz.
Sie hatte mit ihrer Enkeltochter schon eine Ewigkeit nicht mehr gesprochen, hatte das Mädchen nur gesehen, als die Sechzehnjährige schon nach ihrer Operation im Koma lag.
Tagelang hatte Hilde große Sorgen um die Sechzehnjährige gehabt; hatte gezittert, ob alles wieder mit ihrem Enkelkind in Ordnung kam und ob das Baby ebenfalls überlebte.
Als Jens ihr dann allerdings bei ihrem letzten Besuch erzählt hatte, dass Fiona wieder aus dem Koma geholt werden könne, da war die ganze Sorge um die Sechzehnjährige plötzlich von Hilde abgefallen. Sie fühlte sich das erste Mal in der ganzen Zeit nicht mehr außen vor; endlich hatte sie etwas erfahren, bevor es passiert war.
„Ich kann mir vorstellen, dass sich Fiona sehr über unseren Besuch freut... Aber am meisten würde sie sich freuen, wenn wir ihr ihr Lieblingszimmer wieder so einrichten, wie sie es das letzte Mal gesehen hat. Schließlich werden wir jetzt Ur-Opa und Ur-Oma. Da wird so ein Spielzimmer dringend gebraucht...", lächelte Uwe und zeigte auf die Tür zum ehemaligen Spielzimmer der Sechzehnjährigen, das er nach Jens' plötzlichem Auszug zum Gästezimmer umfunktioniert hatte.
„Wir hätten auch schon wegen Milena das Gästezimmer wieder zum Spielzimmer umfunktionieren können...", fiel Hilde auf und ihr Mann nickte. „Ja, du hast recht. Aber Milena war ja immer zu klein dafür... Sie hätte an dem Zimmer wohl kaum Freude gehabt. Und außerdem... Die Erinnerungen an Fiona... Wie Maria die Kleine damals aus dem Haus gebracht hat..."
Uwe schluckte schwer und dachte an die „Entführung" seiner Stiefenkelin Fiona zurück. Gern tat er das nie, doch ab und an kamen die Erinnerungen daran doch immer wieder.
In den letzten Tagen, seit Uwe und Hilde wussten, dass die inzwischen Sechzehnjährige wieder da war und dass sie jetzt vielleicht wieder zu Jens zog, kamen die Erinnerungen an die Kindheit des Mädchens immer öfter zurück. Immer mehr dachte Uwe daran, wie es war, als die kleine Fiona noch bei Hilde und ihm gewohnt hatte.
„Aber jetzt essen wir erst mal Frühstück. Dann können wir ins Krankenhaus fahren und unsere große Fiona besuchen. Sie wird sich bestimmt sehr freuen, wenn wir da sind.", erklärte Uwe lächelnd und stellte die beiden Kaffeetassen und die Kanne auf den Tisch, als plötzlich das Telefon klingelte.
„Wer das wohl schon wieder ist... So früh am Morgen...", seufzte Hilde und ging zum Telefon. „Blank...", meldete sie sich und hörte am anderen Ende die Stimme ihres Sohnes.
„Jens, das ist aber eine Überraschung, dass du jetzt anrufst. ... Wir wollten dann gleich zu Fiona fahren und sie besuchen. Wieso fragst du das? Ist irgendwas mit der Großen nicht in Ordnung? Oder hat Maria etwa... Das ist ja wunderbar, Jens. Schön, dass Fiona endlich wieder wach ist. Wie geht es ihr denn? ... Das klingt ja fabelhaft. Dann können wir die Große ja bald nach Hause holen. Oder hat sie sich schon entschieden, lieber bei Maria und Thomas in Berlin zu bleiben? ... Das kriegen wir doch hin, Jens. ... Wir werden uns sicher heute Abend bei Fiona sehen. Danke für deinen Anruf, Großer. Einen schönen Dienst. Tschüss..."
„Was wollte Jens denn?", erkundigte sich Uwe bei seiner Frau und bekam sogleich zur Antwort, dass Fiona endlich wieder wach war und sich schon auf den Besuch ihrer Großeltern freuen würde. „Jens hat mir gerade erzählt, dass es unserer großen Maus schon wieder so gut geht, dass sie wohl bald nach Hause kommen kann. Und sie hat auch schon durchblicken lassen, dass sie bei ihrem Vater bleiben will. Und dass sie ihr Baby auch hier in Hamburg auf die Welt bringen will.", berichtete Hilde ihrem Ehemann überglücklich.
Man sah, wie sehr sie sich über die Aussage von Fiona freute und wie froh sie war, wenigstens ihr Ur-Enkelkind beim Aufwachsen zusehen zu dürfen.
„Unsere große Maus wird sicherlich eine sehr gute Mutter für ihr Baby werden. So liebevoll, wie sie immer mit ihrer Puppe umgegangen ist, als sie noch ein Kind war. Oder dann mit dem kleinen Hasen, der bei den Nachbarn im Garten gewohnt hat...", erinnerte sich Hilde an die Kindheit ihrer mittlerweile sechzehnjährigen Enkeltochter und Uwe nickte zustimmend.
„Da hast du Recht... Aber ich habe doch auch schon damals gesagt, dass unsere Große ganz sicher einmal eine sehr gute Mutter werden würde. Du hast es mir nur nie geglaubt... Das einzige, was mir Sorgen macht... Wie wird Fiona die Geburt von ihrem Baby überstehen?"
„Da mache ich mir gar keine Sorgen bei unserer großen Maus. Sie wird die Geburt sicher ganz tapfer hinter sich bringen. Ich kenne Fiona doch... Und wenn Sabine und Jens bei ihr sind... Dann wird das alles gar kein Problem werden. Sobald das Baby geboren wurde, wird Jens uns anrufen und berichten, dass sein Enkelkind auf der Welt ist.", lächelte Hilde. „Wie damals... Als seine Kleine auf die Welt kam und er uns so stolz angerufen hat..."


„Hast du denn deine Mutter schon angerufen und ihr gesagt, dass Fiona wieder wach ist?", erkundigte sich Sabine bei ihrem Lebensgefährten, als sie in den Aufenthaltsraum zurückkam und sich neben Jens an den Esstisch setzte.
„Ja, ich habe sie gerade eben angerufen... Und du hast dich schon wieder beruhigt, wie ich sehe..." „Jens, du musst mich verstehen. Ich kann mir nicht vorstellen, von dir getrennt zu werden. Denkst du, für mich wäre die Nachricht, dass du... im Krankenhaus liegst und..."
„Bisher ist es doch alles nur eine reine Vorsichtsmaßnahme, Süße. Ich erfreue mich immer noch bester Gesundheit. Hey, Liebling. Ich war erst vor gut einem Monat zu meinem alljährlichen Check-Up. Und wenn dort irgendwas nicht normal gewesen wäre, dann hättet ihr einen anderen Piloten...", beruhigte Jens seine Lebensgefährtin und schloss Sabine in seine beschützenden Arme.
„Oh... Unser Liebespärchen hat Sehnsucht nacheinander...", grinste Wollcke und betrachtete seine verliebten Kollegen, die miteinander schmusend am Tisch saßen, während Jens der Notärztin ab und an einen liebevollen Kuss auf die Stirn drückte.
„Bist du eifersüchtig? Dass ich diese wunderbare Frau abbekommen habe, die dich hat abblitzen lassen.", grinste Jens und erinnerte den Bordtechniker so an die vergeblichen Versuche seinerseits, mit der Notärztin kurz nach deren Beginn auf dem SAR 71 zusammen zu kommen.
Sämtliche Blumensträuße, die Wollcke ihr annonym zukommen ließ, hatten nichts gebracht - mehr noch - Sabine kam hinter das Geheimnis und machte ihrem Kollegen ein für alle mal klar, dass sie zwar mit dem Techniker befreundet sein wolle, aber für eine Beziehung nicht frei wäre.
Ja, damals... Da war sie noch mit Karsten zusammen. Aber nachdem der Sabine so massiv verletzt hatte, dass sie sich nicht mehr nach Hause getraut hatte, hatte sie ein für alle mal einen Schlussstrich unter die Beziehung gezogen und sah mit jedem Tag ihren Kollegen Jens mehr mit anderen Augen.
Plötzlich hatte sie diese gewisse Anziehungskraft gespürt, die sie vorher nur bei ihrem Ex-Freund Karsten gespürt hatte. Sie war richtiggehend in Jens verliebt.
Umso schlimmer war es für die Ärztin, dass der Pilot, der augenscheinlich für sie das Gleiche empfunden hatte, eine Ewigkeit den Mut nicht besessen hatte, mit Sabine zu reden. Lieber hatte er eine Beziehung zu der Journalistin Juliane Dammeier vorgeschoben, in der er zum Schluss einfach nicht mehr glücklich geworden war.
Und wenn er sich selbst nicht belügen wollte - er war in der Beziehung mit Juliane auch eigentlich nie richtig glücklich geworden, schließlich saß seine Traumfrau bei Einsätzen grundsätzlich auf der Rückbank des Hubschraubers und kümmerte sich immer liebevoll um die Patienten.
Immer wieder hoffte Jens insgeheim, dass Sabine den ersten Schritt machte und ihm sagte, wie viel sie für ihn denn wirklich empfand.
Umso schlimmer war es deswegen für den Piloten gewesen, als er nach einem Einsatz erfuhr, dass seine Angebetete ausgerechnet mit seinem Freund und Vorgesetzten Ralph Brandt eine Beziehung eingegangen war.
Sabine wiederum war allerdings auch nicht sehr begeistert davon, als sie erfuhr, dass Jens mit Juliane zusammen war. Dabei wollte die Ärztin mit ihrer Beziehung zu Ralph nur ihren Lieblingspiloten aus der Reserve locken...
Doch jetzt, ein knappes Jahr nach Milenas Geburt und einige Tage nach dem Wiedersehen von Jens und seiner großen Tochter Fiona war alles wieder gut und die Familie war glücklich.

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