Hauptgeschichte - Teil 73

58 0 0
                                    

Kapitel 78: Komm doch bitte wieder nach Hause



„Fiona, meine Maus. Lass dir ruhig Zeit mit dem Gesundwerden. Es wird alles gut... Dein kleiner Bruder kann doch darauf warten, bis du wieder auf die Beine kommst... Und außerdem kann er dich genauso gut hier besuchen, dann brauchst du nicht aufzustehen und siehst deinen kleinen Bruder doch wieder...", meinte Maria zu ihrer Tochter und gab ihr einen liebevollen Kuss, den Fiona mit zugekniffenen Augen akzeptierte.
„Mama, ich... Danke, dass du dich um mich kümmerst. Ich liebe dich, Mama.", flüsterte die Sechzehnjährige und nahm die Hand ihrer Mutter fest in ihre. „Aber ich bin auch froh, dass ich endlich wieder meinen Papa bei mir haben darf. Weißt du, wie sehr ich Papa vermisst habe, als ich bei dir und Thomas gewohnt habe. Ich habe jeden Tag gehofft, Papa endlich wieder sehen zu dürfen."
„Aber... Du kannst doch nicht einfach... hier in Hamburg bleiben wollen. Wenn es dir wirklich nur darum ging, deinen Vater wieder zu sehen... Jetzt hast du ihn ja gesehen. Da kannst du doch jetzt wieder mit nach Hause kommen. Du bist hier nicht zu Hause, Fiona. An die Zeit, als wir damals zusammen mit deinem Vater in Diepholz gewohnt haben... Daran kannst du dich doch gar nicht mehr erinnern. Du bist in Berlin zu Hause. Und deswegen diskutiere ich auch nicht mehr mit dir. Sobald du hier aus dem Krankenhaus kommen darfst, dann werde ich dich abholen und wir fahren gemeinsam zurück nach Berlin. ... Süße, es ist wirklich besser, wenn du wieder mit nach Berlin zurück kommst. Dein Freund Lucas wohnt doch auch in Berlin; er hat ein Recht darauf, sein Kind zu sehen. Wenn dein Baby auf die Welt kommt, dann kannst du doch gerne jederzeit zu deinem Papa nach Hamburg fahren."
„Ich will aber nicht mehr in Berlin wohnen, Mama. Ich will hier in Hamburg bleiben und auch nur hier in Hamburg bei Papa und Sabine mein Baby auf die Welt bringen. Bei Papa und Sabine fühle ich mich wohler, als bei dir und Thomas in Berlin. Natürlich werde ich dich und Thomas sehr vermissen. Aber... Papa und ich müssen die Zeit aufholen, in der wir nicht zusammen sein konnten. Und das sind mehrere Jahre."
Maria sah ihre Tochter mit einem traurigen Blick an und versuchte die Sechzehnjährige doch noch dazu zu überreden, mit ihr nach Berlin zurück zu kommen. Doch Fiona war sich sicher, in ihrer neuen Heimat Hamburg bleiben zu müssen. „Papa wird sich freuen, wenn ich mein Baby hier auf die Welt bringe. Und er wird mir ganz sicher auch bei der Geburt meines Babys zur Seite sehen. ... Du würdest mich doch, wenn ich in den Wehen liege, komplett im Stich lassen. So, wie du es getan hast, als ich noch ein Kind war und krank im Bett lag. Da hat sich auch immer Papa um mich gekümmert; du bist ja grundsätzlich immer weggerannt, wenn ich als Kind mal nicht ganz gesund war und mit Fieber in meinem Bett liegen musste."
„Aber... Süße, ich habe mich in den ganzen Jahren... seit meiner Trennung von deinem Vater... verändert. Das weißt du doch, meine Große... In den letzten Jahren war ich immer bei dir, wenn du krank warst. Ich habe dir bei deinem Liebeskummer geholfen, als sich Lucas von dir getrennt hat... Ich war in deiner Nähe, als... Als du von deiner Klassenfahrt nach Weimar wieder gekommen bist und... Und es dir so schlecht ging, weil du krank geworden bist. Ich habe doch immer auf dich aufgepasst.", widersprach Fionas Mutter ihrer Tochter
Doch die Sechzehnjährige überlegte kurz und konterte sogleich, sie wäre auch oft genug alleine gewesen. „Mama, du hast mich oft genug im Stich gelassen, wenn... Wenn es brenzlig wurde. Wo warst du denn zum Beispiel, als mich Thomas aus der Schule holen musste, weil ich mit Verdacht auf Meningitis zusammen gebrochen war? Wo bist du gewesen, als ich mit meiner schweren Lungenentzündung im Krankenhaus lag? Du warst immer verschwunden, wenn ich dich gebraucht habe, Mama. Im Gegensatz zu Papa. Der hat sich immer um mich gekümmert. Er hat sogar seinen Dienst sausen lassen; nur, um bei mir am Bett zu sitzen, als ich im Krankenhaus lag."
„Ich weiß, Fiona. Ich habe dich oft im Stich gelassen, als du noch ein Kind warst.", gab Maria zu, bevor sie anfügte: „Aber... Das wird sich alles ändern. Ich werde dir in den nächsten Wochen, den nächsten Monaten, den nächsten Jahren immer beistehen, wenn du mich brauchst. Ich werde in deiner Nähe sein, wenn du dein Baby auf die Welt bringst. Es wäre sowieso besser, wenn du das Baby per Kaiserschnitt auf die Welt..."
„Mama! Was soll denn das jetzt heißen? Ich diskutiere doch bestimmt nicht mit dir darüber, wie ich das Baby auf die Welt bringen werde. Es ist schließlich ganz alleine meine Entscheidung. Du kannst mir nicht vorschreiben, dass ich einen Kaiserschnitt machen lassen soll! Ich will, sofern nichts dagegen spricht, das Kind auf jeden Fall auf natürlichem Wege auf die Welt bringen!", protestierte Fiona gegen die Pläne ihrer Mutter und schüttelte, während sie ihre Hand auf ihren Bauch legte, energisch den Kopf. „Und ich werde mir auch nicht vorschreiben lassen, wo ich mein Baby auf die Welt bringe. Sabine und Papa werden mir ganz bestimmt gerne zur Seite stehen... Und sollte das Baby in der Nacht auf die Welt kommen wollen... Sabine ist Ärztin, die hat bestimmt in ihren Einsätzen auf dem Hubschrauber schon eine beachtliche Menge Geburten betreut..."



Jonas, der nun endlich wieder von seinem Vater aus dem Krankenhaus abgeholt werden konnte, spielte noch mit der Krankenschwester ein bisschen „Mensch ärgere dich nicht", während er auf Thomas wartete.
Endlich öffnete sich die Zimmertür des Jungen und Thomas trat herein. „Hallo, mein Großer. Was macht ihr denn hier?", fragte der Pilot und begrüßte seinen sechsjährigen Sohn mit einem liebevollen Kuss.
„Wir spielen Mensch ärgere dich nicht, Papa. Das siehst du doch hier.", beschwerte sich Fionas Halbbruder, zeigte auf das Spielbrett und Thomas nickte bestätigend.
„Ach... Ja, natürlich. Jetzt sehe ich das auch... Wer gewinnt denn von euch beiden?" „Ich... Guck, Papa. Ich bin mit meinem letzten Männchen kurz vor dem Häuschen." Der sechsjährige Knirps zeigte auf das letzte grüne Spielmännchen, das noch auf dem Spielfeld stand.
„Aber wenn die Schwester... Paula... eine Drei würfelt...", mahnte Thomas seinen Sohn. „Dann muss das Spielmännchen wieder ins Starthäuschen zurück. Und dann musst du von Neuem anfangen."
„Aber die Schwester Paula würfelt keine Drei. Die hab ich nämlich alle schon gewürfelt, Papa. Auf dem Würfel sind nur noch die Eins, die Zwei, die Vier, die Fünf und die Sechs..."
Stolz präsentierte der Sechsjährige seinem Vater den Spielwürfel, der außer den Zahlen, die der Kleine aufgezählt hatte, doch noch eine Seite mit der „Drei" hatte.
„Hier ist doch die Drei, Jonas. ... Spielt ihr noch die Runde zu Ende? Und dann fahren wir nach Hause. Michael und Karin sind auch noch mit Klara unterwegs, die kommen später noch mal bei uns vorbei. ... Jonas, komm jetzt bitte. Ich packe deine Sachen zusammen."
„Ich will aber noch die Runde zu Ende spielen, Papa. Und dann möchte ich noch mit der Schwester Paula Memory spielen. Das haben wir auch noch nicht gemacht... Und dann..."
„Jonas! Schau, du bist dran. Wenn du jetzt eine Eins würfelst, dann hast du schon gewonnen...", erinnerte die Krankenschwester den Jungen an den für ihn möglichen positiven Ausgang des Spiels, wenn er jetzt nur noch die richtige Zahl würfelte.
„Und dann spielen wir eine Runde Memory... Mit Papa zusammen... Und Fiona muss auch mitspielen. Und Mama und... Und der Papa von Fiona..."
„Fionas Papa ist noch arbeiten. Der fliegt hier in Hamburg den Rettungshubschrauber, Jonas. Da kann er nicht mal schnell hier ins Krankenhaus kommen, um mit uns hier Memory zu spielen. Und außerdem..." Während er die Sachen seines Sohnes aus dem Schrank räumte, sah Thomas den Sechsjährigen an. „Können wir auch zu Hause Memory spielen. Oder wir fahren heute Abend mal zusammen zu Fionas Papa... Dann lernst du sogar die kleine Schwester von Fiona kennen..."
„Fiona hat doch keine kleine Schwester, Papa.", widersprach Jonas, doch sein Vater bestätigte noch einmal den Wahrheitsgehalt seiner Aussage: „Doch... Fiona hat eine kleine Schwester. Ihr Papa hat mit seiner neuen Frau noch einmal ein Baby bekommen. Ich habe die kleine Schwester von Fiona auch schon kennen lernen. Michael und ich haben Fionas Stiefmama mit der Kleinen unten im Krankenhaus getroffen..."
„Dann kennt Fiona ihre kleine Schwester ja auch schon...", wusste Jonas, doch sein Vater widersprach ihm: „Nein, Fiona kennt ihre Schwester leider noch nicht. Weißt du, als Michael und ich die kleine Maus kennen gelernt haben, da war sie selbst krank. Und da konnte die neue Frau von Fionas Papa nicht mit dem kleinen Mädchen zu deiner großen Schwester... Das wäre viel zu gefährlich gewesen, wenn sich Fiona bei Milena, wie die kleine Schwester von Fiona heißt, angesteckt hätte..."
„Aber jetzt ist die kleine Schwester von Fiona wieder gesund und darf Fiona kennen lernen, oder?", wollte Jonas wissen und Thomas nickte bestätigend.
„Ja, jetzt ist das Baby wieder ganz gesund und durfte wieder zu ihrer Mama und ihrem Papa nach Hause... Die kleine Milena ist erst ein dreiviertel Jahr alt. So eine kleine Maus ist das noch..." Mit seinen Händen zeigte der Pilot seinem Sohn die ungefähre Größe der kleinen Milena und Jonas nickte zufrieden.
„Dann kann die kleine Schwester von Fiona ja auch bald schon in die Schule gehen... Aber vorher geht sie in den Kindergarten...", wusste der Erstklässler aus seiner eigenen Erfahrung. „Darf ich denn dann die Kleine auch besuchen, wenn sie in die Schule kommt?"
„Das müssen wir dann zu gegebener Zeit mit Fionas Papa und seiner Frau besprechen. Aber wenn du ganz lieb bist und dich um die kleine Milena kümmerst, wenn wir bei den beiden sind, dann werden sie dich bestimmt auch zu der Schuleinführung von Fionas kleiner Schwester einladen...", versprach Thomas und der Erstklässler Jonas schien sich schon sehr auf die Schuleinführung von Milena, die allerdings noch in weiter Ferne lag, zu freuen.

VaterfreudenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt