Hauptgeschichte - Teil 58

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Kapitel 63: Weißt du noch, Fiona? - Teil 3

Flashback:
Mit dem Plüschpferd in der Hand öffnete Ralph Brandt ganz leise die Tür zu Fionas Krankenreich und ließ das Plüschtier um die Ecke schauen, bevor er schleichend Fionas Zimmer betrat und die große Plastetüte, in dem alle Sachen waren, die ins Kinderzimmer gehörten, auf dem Boden vor dem Kinderbett abstellte.
Anschließend wandte er sich, als er an der Wiege der Kleinen stand, an das kranke Kind, das ihn mit einem erschrockenem Blick ansah und sich vor dem Mann zu verstecken versuchte: „Na. Hallo, du kleine Süße. Du brauchst doch vor mir nicht zu erschrecken. Ich bin es doch nur, dein lieber Onkel Ralph... Du machst ja auch schon wieder Sachen mit deiner Familie. Dein Papa hat mich angerufen, weil er sich Sorgen um dich machen muss, Kleines. ... Zeig doch mal her..."
Ganz sachte tastete Ralph die Stirn des Mädchens ab und ihm fiel dabei die glühende Haut der Kleinen sofort auf, bevor er sich an die Kleine wandte: „Fieber hast du also, mein kleines, süßes Mäuslein. Da muss dein ganz lieber Onkel mal schauen... Vielleicht haben wir ja für dich jemanden, der dir hilft, wieder gesund zu werden. Dass das böse Fieber runter geht..."
Brandt zog das Plüschtier aus dem Beutel, verstellte seine Stimme und ließ das hellbraune Plüschpferd, das locker schaukelnde Beine hatte, mit Fiona sprechen: „Hallo, du armes kleines Mädchen. Ich bin... Wie heiße ich denn eigentlich?"
„Wau Wau...", jappste die einjährige Fiona zur Freude und schloss für ein paar Sekunden, weil sie so müde und vom Fieber erschöpft war, ihre kleinen Augen.
„Ich heiße Wau Wau... Das ist aber ein schöner Name... für ein Pferdchen... Und wie heißt du? Ich habe gehört, du bist die kleine Fiona Saphira... Die kleine Prinzessin... Und Prinzessinnen brauchen ein Pferdchen, stimmts?", sprach das Pferd mit dem kranken Kind, während Jens bereits das Fieberthermometer seiner Tochter aus der obersten Schublade der Wickelkommode holte.
„Ralph... Ich habe dir schon das Fieberthermometer von Fiona aus dem Schrank geholt und hier auf die Kommode gelegt. Das ist immer hier in der obersten Schublade der Kommode versteckt...", erklärte Jens seinem Kollegen und Ralph nickte zustimmend.
„Ja, danke Jens. Das kriegen wir schon hin. ... Jetzt wollen wir erst mal unsere arme, kleine, kranke Fiona wieder an mich gewöhnen. Sie hat ganz plötzlich Angst vor ihrem eigenen Patenonkel. Dabei habe ich doch noch gar nicht von Fiebermessen gesprochen..."
„Sie ist immer ein bisschen durcheinander, wenn sie Fieber hat...", erklärte Jens und betrachtete seine kranke Tochter mit besorgtem Blick.
Das Fieber machte sich bei der Kleinen schon seit einigen Minuten bemerkbar und ließ das Mädchen immer wieder kurz ihre Augen schließen und einschlafen. Allerdings war nun der Reiz, ihren geliebten Patenonkel, den sie nach wenigen Augenblicken auch endlich erkannt hatte, zu sehen, viel größer und Fiona kämpfte gegen das Einschlafen mächtig an.
„Mach deine Äuglein ruhig zu, Fiona. Ich bin jetzt bei dir... Dann kann dir nichts böses passieren. Du brauchst gar keine Angst zu haben, dass wir dir irgendwas böses antun wollen. Wir sind nur zu Besuch hier. ... Hier hast du dein neues Plüschtierchen. Das Pferdchen hilft dir, dass du wieder gesund wirst, mein kleines Mädchen...", beruhigte Brandt das ängstlich wimmernde Kind und betrachtete die Bilder, die über dem Bettchen hingen.
Ein großes Bild von einem Pferd, das dem neuen Plüschpferd so ähnlich sah, hing direkt über Fionas Bett und die Kleine zeigte immer wieder darauf.
„Ja, das ist dein Pferdchen... Daran hab ich gar nicht gedacht, dass das Pferdchen an deiner Wand hängt... Da kannst du ja jetzt mit deinem Pferdchen kuscheln..."
„Papi...", jammerte die fiebernde Einjährige und Brandt hob das kleine Mädchen aus dem Kinderbett, wobei er ein zweites Anzeichen für das Fieber der Kleinen spürte.
„Du bist ja ganz verschwitzt, Kleines... Und ein heißes Bäuchlein hast du ja auch... Wir müssen dich jetzt sowieso kurz untenherum ausziehen, wenn du dir von deinem liebe Onkel Ralph ganz lieb und tapfer dein Fieber messen lässt. Da können wir danach gleich ins Bad gehen und die Kleine unter die Dusche stellen. Aber erst mal muss dein ganz lieber Onkel Ralph das tun, was du nicht leiden kannst. Fieber muss bei dir jetzt gemessen werden."
Ralph sah auf den Wickeltisch von Fiona und erblickte außer des restlichen Vorrates an Windeln und der Vielzahl an Pflegeprodukten auch das Fieberthermometer der Kleinen.
„Dein Papi hat das Thermometer immer gleich bei deiner Kommode griffbereit liegen, hm? ... Ja, Fiona. Das kann die kleine Maus gar nicht leiden, wenn wir jetzt Fieber messen müssen. Aber es muss sein, Mauselein... Oh, guck mal. Hier ist dein Pferdchen, das passt auf dich auf. ... Wau Wau... Das liebe Pferdchen setzt der liebe Onkel hier oben hin, damit du ein bisschen abgelenkt bist..."
Ralph platzierte das neue Plüschtier auf dem vorbereiteten Wickeltisch und setzte anschließend die kleine Fiona vor das hellbraune Plüschpferd, das das Fieberthermometer noch ein wenig bedeckte, bis die Kleine zum Temperaturmessen vorbereitet auf der Wickelkommode lag und nicht mehr flüchten konnte.
Das kleine Mädchen, das noch nicht laufen konnte, sondern nur in der Wohnung ihrer Eltern herumkrabbelte und sich an den Möbeln, bevorzugt am Schrank im Wohnzimmer hochzog, streckte ihre kleinen Arme nach dem Pferd aus und quietsche, als sie nicht an das Kuscheltier kam.
Währenddessen suchte Brandt aus der Kommode neben dem Wickeltisch einen frischen Schlafanzug für Fiona heraus und Jens, der in der Tür stand, sah seinem Freund dabei zu.
„Du solltest Babysitter werden...", grinste der Pilot und Ralph nickte. „Ja, ich habe sehr viele verborgene Talente, Jens. ... Ich muss ja auch üben, mich um ein Kind zu kümmern..."
„Was heißt das?", fragte Jens und der immer noch grinsende Ralph sah zu seinem Freund. „Tja... Was könnte das wohl bedeuten?"
„Deine Frau ist schwanger?!", fragte Jens und Brandt nickte. „Meine Frau ist schon im vierten Monat schwanger. Ich werde bald Vater."
„Mein Glückwunsch...", freute sich Jens für seinen besten Freund, bevor Brandt einem Blick auf die schwitzende Kleine warf.
Mit vorsichtiger Stimme fragte der Pilot seinen Kollegen: „Jens, bevor ich bei Fiona dann mit der kurzen Dusche einen riesen Fehler mache und ihren Kreislauf durcheinander bringe... Kannst du mir bitte mal das Telefon und das Telefonbuch bringen? Damit ich kurz im Krankenhaus anrufen und nachfragen kann, ob das in Ordnung ist, wenn ich die Kleine unter die Dusche stelle. Sie ist von dem Fieber schon total verschwitzt. Aber ich bin mir unsicher, ob ich damit nicht ihren Kreislauf zu sehr belaste, wenn ich die Maus dann mit lauwarmen Wasser abdusche. Die Schwestern im Krankenhaus haben damit schließlich Erfahrung... Oder hast du zufällig den Kinderarzt von Fiona mal gefragt, wie er das sieht?"
„Ich habe unseren Kinderarzt erst beim letzten Besuch, als die Kleine krank war, gefragt; er meinte, man solle die Maus lieber nur kurz mit einem lauwarm feuchten Lappen abtupfen, wenn sie so wie jetzt Fieber hat und viel schwitzt... Sonst kann es bei der Kleinen ganz leicht zu einem Kreislaufzusammenbruch kommen... Und das will ich meiner kleinen Fiona lieber ersparen..."
„Gut, dann machen wir das lieber nicht, Maus. Ich will dich ja nicht komplett aus dem Gleichgewicht bringen, dass wir dich vielleicht noch ins Krankenhaus schaffen müssen. Weil dein Kreislauf verrückt spielt und du umfällst...", erklärte Ralph liebevoll und legte seine Hand auf die heiße Stirn des kleinen Mädchens, was von Fiona mit einem kräftigen Schreien kommentiert wurde.
„Fiona, der Onkel Ralph macht gar nichts Böses mit dir, mein Spatz... Es ist alles in Ordnung, was er mit dir macht. Jetzt musst du nur ganz lieb und brav hier liegen bleiben. Und deinen Wau Wau ganz lange anschauen, bis wir dich wieder ins Bettchen legen... Das lenkt dich ganz doll ab, wenn der Onkel Ralph bei dir dein Fieberchen messen muss... Ja, das ist dein neues Pferdchen Wau Wau. Ein ganz toller Name für ein Pferdchen...", sprach Jens mit seiner Tochter und legte ihr das Plüschpferd auf die Brust, bevor Ralph die Kleine kurz hochhob, den über Fionas Rücken verlaufenden Klettverschluss am Body des Kindes öffnete und das Mädchen wieder auf die Kommode legte.
„So, meine kleine Fiona. Jetzt müssen wir nur noch deine Windel auf machen. Und dann muss ich dich ärgern, mein kleines Mädchen. Aber zum Trost habe ich dir vom Einkaufen ein kleines bisschen Schokolade mitgebracht. Das tröstet die Kleine ganz schnell wieder. Und dann ist das Fiebermessen schon wieder vergessen, mein kleines Mädchen...", erklärte Ralph. „Ich hole dann auch gleich deinen Lappen her und dann machen wir die kleine Fiona hier in ihrem Bettchen sauber..."

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