Hauptgeschichte - Teil 27

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Kapitel 32: Endlich ein Lichtblick



Kurze Zeit, nachdem Sabine bei ihrer Kleinen noch einmal die Temperatur kontrolliert hatte und dabei mitbekam, dass Milena schon wieder sehr hohes Fieber hatte, öffnete sich vorsichtig die Tür.
Assistenzarzt Torsten Biedenstedt steckte den Kopf durch den Türspalt und sah auf die kleine Patientin und ihre sehr besorgt aussehende Mutter.
„Hallo Sabine... Wie geht es denn deiner kleinen Patientin? Hat sie wieder Fieber...", erkundigte sich Torsten, der gerade bei Sabines kleiner Tochter Milena im Zimmer vorbei schaute, nach dem Befinden des Säuglings.
„Es... Es geht ihr schon wieder... um einiges schlechter... Sie hat wieder stark erhöhte Temperatur... Ich mache mir wirklich große Sorgen um die Maus. Das ist doch nicht normal...", seufzte Sabine und sah auf ihre kleine Tochter, die weinend und leise wimmernd in ihrem Bett lag.
„Hat der Kollege sich denn schon mal geäußert, ob er einen Verdacht hat?", fragte Torsten neugierig, doch Sabine schüttelte den Kopf.
„Nein... Ich... Ich habe das Gefühl, er ist genauso ratlos, wie ich... Langsam glaube ich, die Maus simuliert...", erklärte die Ärztin und streichelte dem fiebernden Mädchen über die Stirn. „Wenn sie nicht schon wieder über 39 Grad Fieber hätte... Ich habe der Kleinen gerade schon wieder ein Fieberzäpfchen geben müssen... Sie hat so sehr geschrien dabei... Mir tut mein kleines Mädchen so leid... Am liebsten hätte ich... Am liebsten würde ich Milena die schreckliche Erkrankung einfach abnehmen. ... Aber das geht ja leider nicht... Torsten, ich weiß langsam wirklich nicht mehr weiter. Wenn... Wenn sich nicht bald der Zustand von Milena bessert, dann... Dann sehe ich Jens und mich bald... am Grab der Kleinen stehen..."
„Mach dir jetzt da drüber keine Gedanken, Sabine. Der Kollege unternimmt bereits alles, um herauszufinden, was deiner kleinen Milena fehlt. Und am Grab der Kleinen werdet ihr noch lange nicht stehen. Eher anders herum. In einigen Jahren, wenn Milena schon längst Oma geworden ist... Sag mal, Sabine... Hast du bei deinem Baby schon mal an Drei-Tage-Fieber gedacht?", fiel Torsten ein und Sabine schüttelte kurz den Kopf.
„Du meinst, sie... Milena hat sich im Kindergarten Drei-Tage-Fieber eingefangen? Klar, ihr kleiner Freund Lars, mit dem sie immer spielt, ist jetzt krank. Aber sie fiebert doch schon seit Donnerstag. Heute ist..."
Sabine überlegte krampfhaft, welcher Tag heute war und Torsten half der Kollegin auf die Sprünge: „Fast Samstag... Würde bei der Diagnose also exakt passen. Und auch, wenn die Kleine noch morgen ein wenig fiebert... Das wäre völlig normal bei dem Krankheitsbild... Hey, mach dir keine Gedanken. Ich spreche mit dem Kollegen die Diagnose durch und dann sehen wir weiter... Bald geht es der Kleinen viel besser..."
„Wenn du meinst, Torsten...", bezweifelte Sabine und sah auf ihre acht Monate alte Tochter, die, von ihrem hohen Fieber stark gequält, leise jammerte.
„Mama... Mama...", weinte das kleine Mädchen leise und sah zitternd zu ihrer Mutter hoch. „Mama... Papa... Mami. Mama... Mami... Papa..."
„Mein süßes Mädchen. Papa kommt dich bald besuchen... Und ich bin doch da... Ja, Süße. Wir helfen dir, mein kleiner Schatz. Papa und ich lassen dich nicht im Stich.", versprach Sabine ihrer Tochter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, die vom Fieber glühend heiß war.
„Und was ist, wenn... Wenn sich der Verdacht doch nicht bestätigt... Und Milena stirbt... heute Nacht...", fragte Sabine verängstigt, doch da öffnete sich schon die Tür zu Milenas Zimmer.
„Frau Kollegin. Ich habe eine gute Nachricht für sie... Die Diagnose steht fest. ... Ihre Tochter ist am Drei-Tage-Fieber erkrankt. Wir haben die Laborergebnisse endgültig vorliegen. Es geht ihrer Kleinen bald wieder besser. Sie bekommt jetzt gezielt Antibiotika gegen die Erkrankung und in ein paar Tagen dürfte es ihrer kleinen Motte schon wieder viel besser gehen...", beruhigte der Kinderarzt die aufgebrachte Mutter und legte ihr eine Hand auf ihre Schulter, bevor Sabine fragte, ob er sich sicher wäre.
„Natürlich, Frau Dr. Petersen. Die Ergebnisse der Untersuchung liegen vor. Ihre kleine Tochter ist am Drei-Tage-Fieber erkrankt. Sie können sich gerne die Untersuchungsergebnisse noch einmal genau ansehen."
„Nein... Natürlich glaube ich ihnen. Ich... Ich habe nur... Eigentlich hätte ich doch vorher schon etwas erkennen müssen. ... So schlecht, wie es Milena ging... Ich hätte sie viel früher zum Kinderarzt bringen müssen. Das werfe ich mir die ganze Zeit vor. ... Ich hätte mein Kind nicht so leiden lassen dürfen. Stattdessen habe ich mich nur noch um die Tochter meines Lebensgefährten gekümmert... Und mein Kind dabei völlig... aus den Augen verloren. Sogar meine Mutter und meine Schwiegermutter habe ich zum Babyhüten eingeteilt... Obwohl ich dazu verpflichtet bin, mich um mein Baby zu kümmern..."
„Frau Kollegin... Sie haben für ihre Tochter genug getan... Eltern fällt es manchmal ziemlich schwer, zu erkennen, dass mit dem Baby etwas nicht stimmt. Und ich habe auch erst im Dunklen getappt... Wenn nicht Dr. Biedenstedt mich darauf aufmerksam gemacht hätte, dass es sich um Drei-Tage-Fieber bei der Kleinen handeln könnte... Aber jetzt bekommt ihr Baby die Medikamente, die sie braucht. Und dann können sie ihre süße kleine Maus bald wieder nach Hause holen."
„Torsten... Ich... ich danke dir... Danke, Torsten...", bedankte sich Sabine bei dem ehemaligen Rettungsassistenten des SAR 71 und drückte ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange. „Ich... ich hätte sonst nicht gewusst... Was mit meinem Baby nicht in Ordnung ist... Ich habe... Ich war blind... Ich war einfach zu blind zu sehen, was mit Milena nicht stimmt... Sie wäre fast gestorben..."
„Na... Vorher hätten wir die Kleine schon gerettet, Sabine.", beruhigte Torsten die Notärztin und verließ, mit einem beruhigenden Lächeln und einem letzten Blick auf das schreiend in ihrem Bettchen liegende Baby, das Zimmer der kleinen Patientin, die von ihrer Mutter auf den Arm genommen wurde.

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