Klischees oder warum wir so Klischee sind...
Klischees, Klischees, Klischees.
Starten wir mit "Würgen".
Es ist die erste Reaktion der Figuren in Büchern, wenn etwas stinkt.
Versuch dich daran zu erinnern, wann das letzte Mal etwas so gestunken hat, dass du würgen musstest.
Bedenke. Als „würgen" bezeichnet man Kontraktionen der Speiseröhre um den Mageninhalt hoch zu befördern. Das Gefühl, das man beim kotzen hat. Ich glaube nicht, dass du das schon einmal empfunden hast, weil etwas gestunken hat.
Protagonisten in Büchern würgen in einem Fort.
Der Lehrer stinkt aus dem Mund.
Er muss würgen.
Er geht am Misthaufen vorbei.
Er muss würgen.
Da liegt eine Leiche.
Er muss würgen.
Schon als Kind ist mir aufgefallen, wie großzügig Autoren mit diesem Wort umgehen und ich stellte mir die Frage, ob damit das würgen gemeint ist, als was ich es verstehe. Das Gefühl, dass jetzt die Kotze kommt.
Ich kam zum Schluss, dass die Autoren damit sagen wollen, dass der Protagonist einen Laut des Ekels ausstößt, welcher an ein Würgen erinnert.
Es ist ein Klischee.
Ein Wort, das so oft benutzt wurde, dass man es anwendet, ohne darüber nachzudenken. Auch wenn es unangebracht ist.
Es gibt Klischees, die keine Fehlinformation liefern, jedoch so oft benutzt wurden, dass man sie nicht mehr hören kann.
Die Augen so blau wie das Meer. Wie oft hat man diese Phrase schon gehört?
Der brutale Mord. Ein Mord ist immer brutal.
Die Gänsehaut, die der Protagonist vor Angst bekommt. Ich hatte noch nie solche Angst, dass ich eine Gänsehaut bekam. Die bekommt man nur, wenn man dem Tod ins Auge blickt. Eine Erfahrung, die den Meisten erspart blieb.
Orientiert man sich jedoch an Büchern, glaubt man dass man nur leicht erschrecken muss, um eine Gänsehaut zu bekommen.
Die Nackenhärchen, die einem zu Berge stehen, sind ein Verwandter dieses Klischees.
Noch schlimmer ist nur „die Haare standen ihm zu Berge".
Solche Sätze gehören in die Kinderliteratur.
Wir alle kennen das Gefühl der Eiseskälte am Rücken, wenn wir dabei ertappt worden, als wir etwas verbotenes getan haben.
Das ist keine Gänsehaut, das sind keine Härchen.
Also lass diese Worte in Ruhe, und beschreibe das Gefühl.
Wenn sich solche Dinge häufen, hört der Leser irgendwann auf den Protagonisten ernst zu nehmen, weil dieser die ganze Zeit Dinge empfindet, die ihm unbekannt sind.
Er würgt Kotze hoch, weil die Mülltonne stinkt. Es ist dunkel im Keller. Er bekommt eine Gänsehaut. Er erschrickt, die Haare stehen ihm zu Berge.
Wer soll sich mit so einem Menschen identifizieren?
Ist es nun verboten eine Person würgen zu lassen, wenn etwas stinkt?
Nein.
Man sollte es beim Protagonisten vermeiden.
Wenn einer von seinen Freunden einen Laut des Ekels ausstößt, kann man diesen als „Würgen" beschreiben, da es für den Protagonisten so aussieht.
Würgt der Protagonist, besteht beim Leser kein Zweifel, dass er gleich kotzt. Er erhält die Information von ihm selbst. Wenn er sagt: „Ich muss würgen" bedeutet das nicht. „Aus deiner Sicht mag es so aussehen, als würde ich würgen, aber eigentlich ekle ich mich nur ."
Die Versuchung ist groß beim Schreiben Floskeln einzubauen.
Ausdrücke wie „vom Donner gerührt" sagen dem Leser, dass eine Person starr ist.
Wieso also nicht bei der einfachen Beschreibung bleiben? Oder gar den Schrecken der Person darstellen, indem man sagt, man könne nicht mal die Atmung wahrnehmen?
Weil es einfacher ist auf Ausdrücke zurückzugreifen, die sich bereits bewährt haben. Alle verwenden sie, warum ich nicht?
Sei stolz auf diesen Stil. Respektiere ihn, indem du ihn einzigartig machst, und ihn nicht aus verbrauchten Phrasen recycelst.
Wann immer dir eine Floskel auffällt, denke darüber nach, ob dir dein Text es nicht wert ist, eine neue Umschreibung zu finden.
(Der Text wurde größtenteils von dem zuvor schon mal besagten Autoren übernommen. Gott verfluche dieses Gehirn, dass es sich nicht an seinen Namen erinnert... :()
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