Fighting... Spannung!

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Willkommen zu einer weiteren Folge:

The Wattpad Fighter! ^^

Heute werden wir ein wenig auf die Spannung eingehen. Die Spannung während des Schreibens, nicht direkt die spannende Handlung in einem Buch.

Wir widmen uns dem Thema: Darstellendes Schreiben. Im Gegensatz zum Beschreibendem Schreiben.

Also ich meine folgendes, wenn ich von beschreibendes vs. darstellendes Schreiben rede:

Im Grunde geht es einfach darum, ob der Leser den Drang verspürt, weiterzulesen oder nicht.
Und zwar nicht wegen der allgemeinen Handlung des Buches, sondern einfach im kleinem Kontext.
Spannung aufbauen, selbst in der kleinsten Handlung.

Denn wann will man weiterlesen? Wenn man neugierig geworden ist! Wenn man nicht genau weiß, was denn nun passieren wird!

Wie baut man nun diese Spannung auf, vor allem in der ganz normalen Beschreibung?
Wie erreicht man das? 

???

???

In dem man das Ergebnis nicht gleich verrät. Wir sprechen hier also davon, dass man bei der ganz normalen Beschreibung im Buch Kleinigkeiten hinauszögert oder sie verschleiert, und somit die Spannung aufrecht hält.

Bei Gefühlen kann man das z.B. wunderbar benutzen.
Man schreibt oft automatisch so:
Figur ist traurig. Figur denkt jetzt, dass er das machen muss.

Aber das ist nicht gut, denn dann ist da kein Mysterium, keine Fragestellung.

Beispiel:

"Nuvayla fasst das heiße Getränk an und lässt es sogleich fallen mit einem lauten Schrei."

--->Getränk ist also heiß und das gefällt Nuvayla nicht. Ende.

Wie kann man es also anders machen?

"Nuvayla hebt den Becher, lässt ihn aber sogleich fallen begleitet von einem leichten, aber deutlichen Schrei. Sie knirscht die Zähne zusammen und blickt mich mit tränenuntermaltem Gesicht an und bringt nur stockend hervor: Ich! brauch... brauch: Eis! Bring mir Eis!"

----->Beim zweiten wissen wir erst nicht, wieso sie das Glas fallen lässt. Dass das Getränk heiß ist, wird ja gar nicht erwähnt... Es könnte dieses und jenes sein (Leser rätselt). Es war offenbar was ernstes (Nuvay knirscht mit den Zähnen)...ja, jetzt wo sie weint, muss es wirklich was ernstes sein.

Und schließlich wird die Szene aufgelöst: Da sie Eis will, war das Getränk wohl sehr, sehr heiß.

Und wenn man sich jetzt einen längeren Satz vorstellt, diesen Schreibstil beibehält und auf die gesamte Handlung abstrahiert, ergibt sich der permanente Drang, weiterzulesen, Spannung und Neugier, aber auch Angst entsteht.

Natürlich braucht man immer wieder Elemente der Ruhe, damit der Leser verschnauffen kann (fährt man 300 km/h auf der Autobahn, ist das Spitze. Doch nimmt die Geschwindigkeit immer mehr zu, hört gar nicht mehr auf, wird der Höhepunkt quälend.----> Das Maß macht's!)

Das was ich beschrieben habe, nennt man beschreibendes vs. darstellendes Schreiben.

Beim ersten Satz wurde beschreibend geschrieben, es wurden also Adjektive verwendet ("heiß"), die das Ergebnis der Szene (Ein heißer Becher wird angefasst, tut weh) sofort aufzeigen, bevor überhaupt Spannung entstehen kann.

Beim zweiten Beispiel hätten wir das darstellende Schreiben, wo der Leser selbst Freiraum zum Denken hat, sodass er selbst erst einmal spekulieren kann, was los ist.

Und in diesem Prozess des Nachdenkens wird man mit Spannung, Neugier, Abneigung etc. emotional gefordert.

Hier ein weiteres Beispiel:

"Simon nahm das scharfe Schwert in die Hand und führte leichtfertig ein Kunststück damit durch. Doch dann sagte er etwas, dass alle erschrack: "Die Vorurteile stimmen, diese Schwerter sind furchtbar und so sind es eure Schmiede"."

Und jetzt dieselbe Szene mit darstellender Schreibweise:

"Simon nahm das Schwert in die Hand und konnte anhand des Schliffs nur erahnen, welchen Schärfegrad diese Waffe haben musste. Er beäugte mit starren Augen die Linienführung der Schwertscheide, ehe er am Griff einen fein eingravierten Schriftzug entdeckte. Er streckte seine Beine in die Standardposition, winkelte seinen linken Arm starr an und führte mit der Bazing-Zeremonie eine für das ungeübte Auge nur schwer verfolgbare Angriffssequenz vor. Er wandte sich den förmlich erstarrten Schülern zu und gab von sich: "Ich habe selbst in meiner Grundausbildung Waffen benutzt, deren Schliff mehr als nur zum Melonenschneiden zu gebrauchen waren. Seid ihr euch sicher, dass ihr mit Pferdehufen nicht mehr Erfolg hättet?""

Beim ersten Beispiel ist mit dem adjektiv "scharf" ein ganzer Gedankenstrang stumpf zusammengefasst: - Der Protagonist erkennt mit dem bloßen Auge ein scharfes Schwert.

Beim zweiten Teil hingegen wird die Szene komplizierter: Durch den Begriff "Linienführung" malt man sich gedanklich eine Schwertklinge aus, gebogen, gerade, krumm? Anschließend fragt man sich, wie scharf es denn nun tatsächlich ist, da nur steht, dass man den Schärfegrad erahnen kann (der Protagonist jedenfalls kann das). Was macht Simon dort? Worauf achtet er? Ist es positiv oder negativ?
Und am Ende kommt die krasse Auflösung: das Schwert taugt zu nichts!

Das Problem beim beschreibendem Schreiben ist also: man ist als Leser vor fertigen, abgepackten Tatsachen gestellt und keinerlei Emotionen brechen aus.

Beim darstellenden Stil hingegen wird der Leser ein wenig auf die Folter gespannt.
Man weiß im Simon Beispiel nicht direkt, ob das Schwert gut ist, aber durch die offensichtlich spöttische Bemerkung von ihm (Melone schneiden) weiß man durch kurzes Nachdenken, was der Protagonist denkt und man fügt zum Bild, das man vom Protagonisten hat, ein weiteres Stück hinzu ("frech"), man erfährt von seinem Grad der Verachtung für die Schmiede (besser Pferdehufen herstellen; ultimative Beleidigung?) und zugleich hat das ganze etwas komödiantisches an sich.

Ein kleines Feuerwerk von Emotionen, Enttäuschung oder Sympathie ( jenachdem, ob man die Art des Protagonisten (Simon) mag oder nicht), sowie die Notwendigkeit, kurz nachzudenken, ob er die Schwerter nun gut findet oder nicht, entsteht.
All das würde beim einfachen Beschreiben nicht entstehen.

Oder um das ganze Gerede kurz zusammen zu fassen:

So schreiben, dass dem Leser permanent im Kopf Fragen entstehen --> Er gerät in einem Zustand, unbedingt die Antwort zu der Frage zu finden.

Und was muss man dazu in jedem Fall tun?

Weiterlesen, umblättern!

Und wie wird ein Buch zu Ende gelesen? Durch Umblättern!

Und wenn man ans Ende kommt? Nachschub!

Ein wenig kompliziert geschildert, befürchte ich... ^^'
Alles okay?

The Wattpad Fighter #1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt