Tipps von Autoren (Quelle: https://pol-urbany.jimdo.com/für-schreiberlinge/)
In der Kürze liegt die Würze.
oder
"Was du nach beenden des Buches niemals tun solltest.
In der Simpsons Folge „Fantasien einer durchgeknallten Hausfrau", schreibt Marge einen Roman. Die Szene in der sie ihn beendet sieht folgendermaßen aus:
Sie tippt die letzten Worte. Daraufhin druckt sie es aus, gibt es der Familie zu lesen und schickt es an einen Verlag.
Entspricht das Gezeigte der Wahrheit und sie hat nach dem Beenden des Buches nicht mehr getan als das, hat sie einen Fehler gemacht.
Der schönste Moment an der Arbeit des Schreibens.
Die monatelange Arbeit hat sich gelohnt, alles passt zusammen. Das Ende ist gut. Man tippt die letzten Sätze und der Moment ist da.
Man tippt: „ENDE" unter den letzten Satz. In dem Moment ist zurücklehnen und Schulter klopfen erlaubt. Nicht für die Qualität der Arbeit (noch nicht), sondern für das Durchhalten.
Viele Autoren wollen jetzt die Arbeit ausdrucken und so schnell wie möglich an einen Verlag schicken.
Aber wer denkt dass nun alles vorbei ist, der irrt.
Die Arbeit eines Autoren ist der eines Bildhauers ähnlich. Man klopft die Umrisse der Skulptur aus dem Stein und legt die Details fest. Ist dies geschafft hat man eine Statue die dem Endresultat ähnlich sieht, doch die Haut ist uneben. Das Gesicht grob.
Das ist das Stadium in dem sich ein Buch nach dem „ENDE" befindet.
Nun kommt der Meißel für die Details zum Einsatz. Das Schleifpapier. Und gerne noch Mal der Hammer.
Als ich mein erstes Buch beendete habe, habe ich darauf verzichtet. Ich habe mir alles noch einmal durchgelesen, korrigiert, und es an Verlage geschickt.
Ich werde dir erklären, wie du dein Buch zurecht schleifst, damit es rund und perfekt im Verlag ankommt.
Zu Beginn machst du dir eine Kopie deines Dokumentes. Hänge an den Namen der Kopie das Wort „Endfassung" oder „Verbesserung" dran.
Mit diesem Dokument wirst du weiterarbeiten.
Dein Originaltext bleibt unberührt. Wenn du mit der Verbesserung nicht zufrieden bist, kannst du jederzeit darauf zurückgreifen.
Das Original ist sicher verstaut. Das Dokument zum Verbessern ist erstellt.
Dann schalte den Computer aus.
Triff dich mit Freunden. Spiel ein Videospiel. Geh einem Hobby nach.
Lass das Buch ein paar Tage liegen. Du brauchst nun Urlaub. Die Geschichte ebenfalls. Damit sie reift.
Nach ein paar Tagen (bei einigen Autoren dauert es Monate) kommt die Lust, sich wieder ran zu setzen.
Lies dir deine Geschichte von Anfang an durch.
Auf keinen Fall überfliegen. Lies Satz für Satz. Am besten laut.
Suche in jedem Satz nach überflüssigen Worten. Klischees. Fehlern. Oder schlechten Formulierungen.
Seziere die Adjektive und amputiere sie.
Lösche was dich stört.
Wichtige Informationen wirst du nie löschen können. Das lässt dein Autorenverstand nicht zu. Also hab keine Hemmungen.
Halte nach Sätzen Ausschau, die eine Information geben die der Leser längst hat.
Nach Sätzen die du eingesetzt hast um Lücken zu füllen. Aufzubauschen.
Sätzen die im Widerspruch zu Anderen stehen.
Lösche sie und lies dir jedes Mal den Abschnitt erneut durch. Wenn er dir ohne den Satz gefällt, suche nach einem weiteren Satz den du löschen kannst.
Hast du einen weiteren gefunden? Weg damit.
Bist du dir bei einem Satz unsicher, markiere ihn Rot. Beim nächsten Lesen des Abschnitts wirst du dich vielleicht fragen wieso du ihn nicht gleich gelöscht hast.
Sogar ganze Abschnitte und Szenen kannst du löschen wenn die Informationen darin nicht wichtig für den Verlauf der Geschichte sind.
Das fällt besonders schwer, ist aber wichtig. Nichts ist schlimmer als eine Szene durch die man sich quälen muss weil sie ein Blinddarm ist.
Behalte immer im Hinterkopf dass sie ja noch in der Originalversion existieren. Dann fällt das Streichen leichter.
Hast du das ein paar Seiten durchgezogen, lies den Anfang erneut durch.
Hat die Diät Wirkung gezeigt, wirst du feststellen dass die Geschichte besser vorankommt.
Vielleicht findest du beim zweiten Durchlesen weitere Fettstellen an denen du festklebst. Weg damit.
Hast du diese Prozedur bis zum Ende durchgehalten, vergleiche die neue Seitenzahl mit der des Originals. Nicht wenige Autoren stellen in diesem Moment fest dass ein paar Dutzend Seiten weg sind.
Stell dir vor wie sich Menschen freuen wenn sie ein paar Dutzend Kilos von den Rippen haben.
Freue dich ebenfalls.
Nun lies dir Geschichte noch einmal durch. Bestimmt findest du weitere Sachen die du streichen kannst. Stellen denen eine andere Formulierung gut tut.
Tu das sooft du willst.
Mir macht diese Aufgabe große Freude.
Es ist wie das Hätscheln eines Babys. Das Großziehen, nachdem man es monatelang ausgetragen hat.
Irgendwann kommst du an den Punkt an dem du merkst dass es nicht mehr geht. Das Buch ist erwachsen.
Nun wird dir die Ehre zuteil dein Werk zu drucken.
Zücke den Rotstift und setze dich damit in die Badewanne. Stell dir vor du hast es gerade gekauft und sieh es so kritisch wie möglich.
Du kannst es anderen zu lesen geben. Mache ihnen aber klar, dass sie dir keinen Gefallen tun indem sie lügen um deine Gefühle zu schonen. Denn der Leser wird es später nicht. Unehrliche Testleser können deine Arbeit zunichte machen, indem sie dir Informationen verschweigen die du nur von ihnen bekommen kannst.
Wenn das alles geschafft ist, die Testleser finden es gut, du findest es gut, dann kommt der schwerste Teil.
Die Verlagssuche.
(Hier könnt ihr euch ja mal das Buch: "die Verlagsdame" angucken.)
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