Prolog

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Es war ein schöner und sonniger Tag in Los Angeles. Lemony und Luke genossen ein leckeres Mittagessen in einem Restaurant in der Innenstadt. Die zwei haben sich bereits komplett in der Großstadt eingelebt und ihr Studium frisch beendet. Sie waren wunschlos glücklich und konnten sich nicht vorstellen, dass zu deren Glück noch etwas fehlen sollte.

Zur selben Zeit stand auf der anderen Straßenseite ein kleines, sechsjähriges Mädchen ganz alleine und beobachtete die Menschen. Ihr Blick fiel auf das Restaurant, auf die lachenden Leute, die dort saßen und das leckere Essen, was ihnen an den Tisch gereicht wurde. Sofort meldete sich ihr grummelnder Bauch. 
Ihre letzte Mahlzeit war bestimmt schon zwei Tage her und da hat sie auch nur ein läppisches Brötchen abbekommen. Trotzdem blieb sie an ihrem Platz stehen, traute sich nicht, irgendjemanden anzusprechen und nach Essen zu fragen. Sie wollte aber auch nicht wieder zurück ins Waise haus, dort war es schrecklich und das kleine Mädchen hasste diesen Ort mehr als alles andere. Sie wollte einfach nur eine Familie. Mehr nicht.

Satt und bereit, den freien Tag nun am Strand ausklingen zu lassen, standen Lemony und Luke von ihrem Tisch auf und überlegten, in welche Richtung sie sich aufmachen wollten. Das blonde Mädchen sah sich um und ihre Augen trafen auf die Kleine auf der anderen Straßenseite, die mit gesenktem Kopf auf den Boden blickte. So weit sie sich erinnern konnte, stand sie bereits dort, als die zwei gerade ins Restaurant gekommen sind. Wo waren ihre Eltern?

Die Kleine hob den Kopf und sah in die Augen des hübschen, blonden Mädchens auf der gegenüberliegenden Straßenseite und konnte nicht anders, als sich zu wünschen, so wie sie sein zu wollen. Irgendetwas in ihr wollte zu ihr hinüberlaufen und sie von nahem betrachten, aber das wäre genauso falsch, wie nach Essen zu fragen, also blieb sie immer noch stehen. 
Es dauerte jedoch nicht lange, bis das hübsche Mädchen die Hand des Jungen ergriff, der die ganze Zeit neben ihr stand und die beiden entschlossen auf sie zukamen. Die Kleine konnte nicht fassen, dass sie wirklich in ihre Richtung gingen und sah die zwei mit großen Kulleraugen an.

Lemony beugte sich zu dem Mädchen hinunter und fragte sie nach ihrem Namen und wo ihre Eltern waren. Sie bekam keine Antwort. Nur einen tieftraurigen Blick, der ihr beinahe das Herz zerriss. Sie tauschte einen Blick mit ihrem Verlobten aus, der die Kleine ebenfalls ansprach, aber vergeblich. Daraufhin kam ihm jedoch eine andere Idee in den Sinn – Bei der Behörde nachzufragen, wo das Mädchen herkommt. Irgendjemand musste sie doch vermissen! Luke hob sie in seinen Arm und wollte sie auf schnellstem Wege wieder in Sicherheit bringen.

Die Kleine wusste nicht, wie ihr geschah, war zu ängstlich, um etwas zu sagen, konnte sich noch nicht einmal an ihren Namen erinnern. Oder an ihre Eltern. Oder an sonst irgendetwas in ihrem Leben. Außerdem dem furchtbaren Kinderheim. Die nächsten Stunden waren ein Albtraum. Sie saß regungslos in einem kalten Raum und hörte den Erwachsenen zu, wie sie sich mit einer Frau stritten und immer lauter wurden. Dies schien kein Ende zu nehmen und sie wusste, dass sie in kurzer Zeit wieder im Waisenhaus sitzen würde, wo sie Tag für Tag aufs Neue hoffen durfte, in eine Familie zu gelangen.

An diesem Tag schien jedoch ein Wunder geschehen zu sein, denn statt in den vertrauten und unangenehmen Räumen des Heims zu landen, befand sie sich mit einem Mal in einer komplett neuen Umgebung, einem Haus voller Liebe – Einem Gefühl, dass sie so zuvor noch nie gespürt hat.

Und so wurde „Die Kleine" zu Lumina.

Lumina ✈ Destination: EuropaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt