Kapitel 21 | Aussprache

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Carter war natürlich der Erste, der sich dazu äußern musste und grinste bei meinem Anblick. „Ach, na sieh mal einer an, wer noch wach ist. Luminchen Papillinchen, möchtest du dich zu uns gesellen oder bleibst du lieber dort drüben stehen?" 

Er klopfte neben sich und bedeutete mir damit, sich neben ihn zu setzen. Kurz zögerte ich, dann ließ ich mich doch gleichgültig neben ihn nieder und warf in die Runde: „Worüber habt ihr denn so angeregt gesprochen, wenn ihr mich dafür aufgeweckt habt?" 

„Oh, waren wir echt so laut? Das tut uns leid", entschuldigte sich Carter – freiwillig – und hatte wieder seinen ernsten Blick aufgesetzt, der auf keinen Fall gespielt war. 

„Ist schon gut", murmelte ich nur. 

„Wir haben gerade über Carters Band geredet", erklärte mir Madeline mit den Wimpern klimpernd, die natürlich nicht wissen konnte, dass ich die ganze Zeit über bereits mitgehört hatte. „Und du wolltest uns endlich etwas Richtiges vorspielen", wandte sie sich nun wieder zu Carter und beugte sich erwartungsvoll nach vorne. 

„Ja, stimmt. Was wollt ihr denn hören?" 

„Irgendetwas Leises, damit du meine Freundinnen nicht aufweckst", antwortete ich trocken, woraufhin die anderen lachten. 

„Umso besser, wenn ich sie aufwecke. Das können sie sich doch nicht entgehen lassen." 

„Du bist so ein Macho." 

„Das denkst du also über mich?" 

„Na sicher, was anderes kann ich nicht denken." 

„Ich kann auch ganz anders." 

„Ach ja? Beweise es." 

Ich verschränkte meine Arme und hob herausfordernd meine Augenbrauen. Carter sah mich amüsiert an, bevor er ein Lied auf der Gitarre anstimmte. Nun war ich wirklich gespannt darauf, womit er mich vom Gegenteil überzeugen wollte. Die Melodie kam mir bekannt vor, aber ich kam nicht darauf, was es für ein Lied war. Seine Augen lagen nur noch auf mir und ich versuchte krampfhaft, seinem Blick standzuhalten, aber sobald er anfing zu singen, war dies für mich unmöglich. 

„Look at the stars, look how they shine for you and everything you do, yeah they were all yellow." 

Ich konnte nicht glauben, dass ich dieses Lied zu Beginn nicht erkannt habe, denn es zählte zu meinen allerliebsten Lieblingsliedern aller Zeiten, ohne zu übertreiben. Wie zum Teufel kam Carter dazu, ausgerechnet dieses Lied jetzt und hier zu singen? Fast so, als hätte er es geahnt, wie auch immer er dies angestellt hat. 

Mein Lächeln haftete ich auf den Boden, ich war zu ergriffen um irgendjemandem in die Augen zu sehen. Durch den Karaokeabend wusste ich bereits, dass Carter eine gute Stimme hat, aber das konnte man mit dem, was gerade passierte, nicht vergleichen. Damals war es Karaoke, man hat es mit dem Singen nicht so ernst gemeint und viele Töne sind daneben gegangen. Aber jetzt konnte ich in seiner Stimme so unendlich viel Gefühl und Leidenschaft heraushören, dass ich mir beinahe schon wünschte, er würde niemals aufhören. 

Das tat er dann leider trotzdem und ich hörte, wie die anderen anfingen, begeistert zu klatschen und ich machte mit und wagte es wieder, meinen Kopf zu heben. Unsere Blicke trafen sich und ich konnte in seinen Augen ein Strahlen sehen, das ich nie zuvor bei ihm gesehen habe. Ich wollte irgendetwas sagen, suchte die richtigen Worte, die sekundenlang nicht zu mir kamen und dann war es auch schon zu spät. 

Ein lautes Gekreische erfüllte meine Ohren und ich erstarrte, sobald ich bemerkte, dass Gabbie und Savannah aus dem Zelt hervorkamen und Erstere mit dem Grinsen eines Honigkuchenpferdes auf uns zu rannte. Achtlos quetschte sie sich zwischen Carter und mich und schubste mich dabei beinahe vom Baumstamm hinunter. Im letzten Moment konnte ich mich fangen und warf ihr einen empörten Blick zu, aber wie vermutet, bekam sie gar nichts mehr mit. 

Lumina ✈ Destination: EuropaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt