Traurig schlang ich die Arme um meinen Körper und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich dies hinunterzog, indem ich meinen Blick auf den Boden haftete. Ich spürte, wie Savannah mir tröstend über den Rücken strich und war ihr dankbar, dass sie nichts dazu sagte.
Auf meinem Handy tauchte auch keine Nachricht auf, nichts, und als unsere Gruppe sich langsam in Bewegung setzte, war ich mir sicher, dass unsere gestrige Begegnung doch nicht so schicksalhaft war, wie zuerst gedacht und dass ich mir wie so oft nicht solche Hoffnungen hätte machen dürfen.
Sobald wir jedoch die ersten paar Meter zurückgelegt haben und ich schon drauf und dran war, frustriert Javis Nummer aus meinen Kontakten zu löschen, da er sich noch nicht mal die Mühe machte, zurückzuschreiben, hörte ich jemanden weit hinter mir meinen Namen rufen.
„Lumina!", hallte es durch die ganze Straße und ich blieb wie angewurzelt stehen und wirbelte herum. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich in der Ferne doch tatsächlich Javi auf mich zulaufen sah. Mein Gesicht erhellte sich augenblicklich und alle missmutigen Gedanken von eben waren wie weggeblasen. Er hat mich doch nicht hängen lassen! Nach einigen Sekunden kam er mit einem breiten Grinsen vor mir zum Halt und begrüßte mich mit einem „¡Hola!"
„Hey", antwortete ich und konnte nicht anders, als ihm in die Arme zu fallen.
Ich tat dies komplett automatisch, als würden wir uns jahrelang kennen und als wäre es das Normalste auf der Welt. Sein Brustkorb bewegte sich im schnellen Tempo auf und ab, was bedeutete, dass der Arme einen halben Marathon zurückgelegt haben muss, während ich vorschnell vom Schlimmsten ausgegangen bin.
„Wo warst du denn so lange?", fragte ich besorgt. „Ich habe dir eine Nachricht geschrieben, aber du hast nicht geantwortet. Ich dachte, du kommst nicht mehr."
„Glaub mir, ich würde dich nicht so schnell versetzen", lachte er. „Die Straßenbahnen waren so voll, dass ich eine abwarten musste und die nächste genommen habe. Ich habe mich so beeilt, dass ich gar nicht aufs Handy geschaut habe. Tut mir leid."
„Ist schon okay, jetzt bist du ja da."
Ich sah ihm lächelnd in die Augen, aber sein Blick schweifte hinter mich und er wirkte leicht verunsichert. Jetzt erst realisierte ich, dass wir beide nicht alleine hier standen, drehte mich schlagartig um und stellte fest, dass alle, inklusive der Gruppenleiterinnen, uns anstarrten.
„Oh, ähm..." Ich wurde leicht nervös, als ich zwölf Augenpaare auf mir spürte und die anderen nun auf eine Erklärung von mir erwarteten. „Leute, das ist Javi. Ich habe ihn gestern im Flugzeug kennengelernt und er lebt hier in Barcelona. Ich habe gedacht, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, ihn heute mitzunehmen, denn er kann uns bestimmt ein paar schöne und auch unbekannte Ecken der Stadt zeigen. Was meinen Sie dazu?", wand ich mich abschließend an Mrs. Shields und Mrs. Bowman, denen beiden ein überraschtes Lächeln über das Gesicht huschte.
„Das ist eigentlich sogar eine sehr gute Idee, Lumina", nickte Mrs. Bowman und stellte sich bei Javi vor. „Hallo, schön dich kennenzulernen. Bist du dir sicher, dass du dies machen willst? Wir werden den ganzen Tag auf den Füßen sein."
„Ja klar, das ist kein Problem für mich. Ich bin oft als Straßenmusiker unterwegs, ich bin das gewohnt."
„Was, echt?" Den Rest der Unterhaltung bekam ich nicht mehr mit, denn Mrs. Bowman entführte Javi mit nach ganz vorne, während ich hinten verblieb, da Savannah mir aufgeregt am Arm rüttelte.
„Oh mein Gott, Lumina! Er ist ja soo süß! Als ihr euch umarmt habt, wollte er dich gar nicht mehr loslassen."
„Psst! Sav!" Ich legte meinen Zeigefinger auf die Lippen und spürte, dass mir die Röte ins Gesicht schoss.
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Lumina ✈ Destination: Europa
JugendliteraturDas Leben war für Lumina nicht immer einfach. Aufgewachsen im Waisenhaus, kämpfte sie ums Überleben, bis sich ihr größter Wunsch erfüllt und sie adoptiert wird. Zehn Jahre später ist Lumina zu einem Teenager herangewachsen und steht vor ihrem ersten...