Kapitel 57 | Turteltauben

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Flüchtig vergaß ich das seltsame Gespräch mit meiner besten Freundin wieder und fokussierte mich auf meinen eigentlichen Plan für den heutigen Abend. Savannah hatte immer noch keine Ahnung, dass ich ihr das wohl beste Geschenk machen würde, welches sie jemals erhalten hat. Die Villa aus Paketen und Tüten auf dem Geschenketisch konnte da bei weitem nicht mithalten, da war ich mir sicher.

Sobald sie in der Menge verschwunden war, holte ich mein Handy und tippte aufgeregt darauf herum, um Ollie Bescheid zu geben, dass seinem großen Auftritt nun nichts mehr im Wege stand. Ich bin schon unterwegs!, kam die Antwort, kaum hatte ich meine Nachricht abgeschickt. Er würde sich nochmal melden, wenn er vor der Haustür stehen würde, sodass ich Savannah unter irgendeinem Vorwand hierher locken und sie überraschen würde.

Voller Vorfreude begab ich mich auf die Suche nach ihr und spähte hinaus in den Garten. Die Sterne waren bereits am Nachthimmel zu sehen und heute fühlte ich mich mit meinen Malereien am Arm wie ein Teil von ihnen. Grinsend schlenderte ich am Bierpongtisch vorbei, wo Gabbie und Daria gerade gegen zwei Jungs spielten und das Feld mächtig aufräumten. Ein paar Verrückte schwammen sogar mitsamt Anziehsachen im Pool herum und versuchten, Wasserball zu spielen. Hier draußen schien Sav nicht zu sein, also machte ich mich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer.

Als ich durch die Schiebetür gehen wollte, ging zufällig das automatische Gartenlicht an der Wand an und tauchte das Gesicht des Jungen, der mir entgegenkam, in ein grelles Licht. Für eine Sekunde hielten wir Blickkontakt und als er schließlich an mir vorbeigerauscht war, konnte ich nicht anders, als mich noch mal nach ihm umzudrehen. Irgendwo her kannte ich ihn, dieses Gesicht habe ich definitiv schon einmal gesehen. Nur wo? Das war die unerklärliche Frage und auch noch fünf Minuten später zerbrach ich mir deswegen den Kopf, kam aber nicht darauf.

Immerhin konnte ich Savannah am Esstisch ausmachen und lief zielstrebig auf sie zu. In diesem Moment meldete sich auch mein Handy mit der Nachricht, dass Ollie vor der Tür stand und sein Herz vor Aufregung wahrscheinlich platzen würde, wenn wir nicht in der nächsten Minute die Tür öffnen würden. Geheimnisvoll lächelte ich, hakte mich bei meiner besten Freundin ein und ging einfach mit ihr in Richtung des Eingangs.

„Ähm... Lumi? Wohin entführst du mich jetzt?", fragte sie neugierig und setzte beim Gehen ihr Getränk auf einem Tisch ab.

„Du wirst schon sehen."

Ich hatte aufgrund der Begegnung mit dem bekannten und doch unbekannten Typen keine Gelegenheit gehabt, mir einen guten Vorwand zu überlegen, also beschloss ich, sie einfach ins kalte Wasser zu schmeißen.

„Was wollen wir hier? Alle Gäste sind bereits da. Oder..." Wir standen nun am Geburtstagstisch und Savannahs Augen leuchteten auf. „Stimmt, du hast mir dein Geschenk noch nicht überreicht! Da du meine beste Freundin bist, hast du dir sicherlich etwas ganz besonderes ausgedacht, nicht wahr?", zwinkerte sie mir zu und ich lächelte nur selig vor mich hin.

Ach, wenn du nur wüsstest! Wobei, in wenigen Sekunden würde auch sie es wissen und ich konnte es kaum noch erwarten, ihre Reaktion zu sehen, also erwiderte ich lediglich: „Klar. Das Geschenk befindet sich hinter der Tür."

Ich deutete mit meinem Finger auf die Eingangstür und nun sah meine beste Freundin mich skeptisch an. „Wie, echt jetzt? Hast du etwa einen Pizzaboten bestellt?"

Sie kicherte über ihren eigenen Witz, ging aber schnellen Schrittes zur Tür und öffnete diese in einem Ruck. Währenddessen hatte ich es zum Glück noch geschafft, die Kameraapp auf meinem Handy zu öffnen, um diesen einzigartigen Moment aufzunehmen.

Da standen sie sich nun endlich gegenüber - Savannah, deren Kinnlade runterklappte und der jegliche Farbe aus dem Gesicht wich. Ich wusste nicht, dass Augen so groß werden konnten, wie das jetzt gerade bei ihr der Fall war. Und Ollie - Der tatsächlich einen Anzug mit Fliege trug, dazu einen riesigen Rosenstrauß in den Händen hielt, der doppelt so groß war wie sein Kopf und mit einem Strahlen im Gesicht seine Arme ausbreitete. Es war wie eine Szene aus einem Liebesfilm, bei dem man nicht anders kann, als mitzuschluchzen.

Lumina ✈ Destination: EuropaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt