Kapitel 58 | Wiedersehen

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Ich war mir unsicher, ob ich halluzinierte oder die gesamte Party bis hierhin nur ein Traum war, also kniff ich mir vorsichtig in den Arm, um mich zu vergewissern und zu hoffen, dass ich aufwachen würde, aber nichts geschah.

Stattdessen stand ich wie festgewachsen neben der sperrangelweit geöffneten Tür und wäre nur zu gerne wieder hinausgelaufen, als hätte ich diesen Raum niemals betreten, sobald Carters Blick auf meinen traf. Es war unmöglich, dass er hier war. Das konnte einfach nicht wahr sein.

„Hey", sagte er und seine Stimme zu hören, fühlte sich gleichzeitig vertraut und doch so fremd an. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, und sah irgendwo anders hin, hauptsache nicht in seine Augen.

„Was... was machst du hier?", krächzte ich und ärgerte mich immer noch darüber, dass ich es nicht zustandegebracht habe, diesen Raum wortlos zu verlassen.

„Ich bin hier, um Savannahs Geburtstag zu feiern", kam die Antwort und mein Magen zog sich zusammen. Klar, was sollte er sonst hier? Vielleicht war der Song über mich seine Art gewesen, mit mir abzuschließen und er wollte mich vergessen... Mein Gedankengang wurde plötzlich unterbrochen und es war klar, dass ich mich irrte. „Das war nur ein Witz. Ich bin natürlich nur wegen dir alleine hier."

Für den Bruchteil einer Sekunde wagte ich es wieder, ihn anzusehen, und merkte sofort, was für ein Fehler das war. Sein Blick war viel zu eindringlich, als dass ich ihm standhalten konnte und ich wollte überhaupt nicht mit ihm reden, also zwang ich mich dazu, mich zur Tür zu drehen und einen Schritt nach dem anderen zu setzen, um endlich hinauszugehen. Leider geschah dies in meinem aktuellen Gefühlszustand nur in Zeitlupe, sodass Carter mehr Zeit hatte, darauf zu reagieren.

Er zögerte keinen weiteren Moment, kam auf mich zu, griff nach der offenen Tür und schlug sie flüchtig zu, ohne die geringste Chance für mich, das Zimmer zu verlassen. Er ließ seine Hand auf der Tür verweilen und auf einmal waren unsere Gesichter wenige Zentimeter voneinander entfernt. Abermals drehte ich mich nach links und mein Blick fiel auf seinen Arm, der sich auf meiner Augenhöhe befand. Mein Atem stockte, als ich sah, dass dieser genauso bemalt war, wie meiner - Nur anstatt vieler kleiner Sterne prangten auf Carters Arm unzählige Halbmonde.

Ungläubig starrte ich sie an und dachte angestrengt darüber nach, wie und wann Savannah dies geschafft hat. Denn das war eindeutig ihr Werk, so handelte es sich um haargenau dieselbe Leuchtfarbe und denselben Malstil. Ich konnte nicht anders, als daran zu denken, wie perfekt sich die Monde auf seinem Arm an seinem Tattoo auf dem Handgelenk anpassten und zu allem Übel drifteten meine Augen zu genau dieser Stelle, wo ich ein gelbes Leuchtarmband entdeckte - Genau wie das, was ich trug. Es ist kompliziert.

Mir wurde heiß und kalt zugleich, also wirbelte ich an Carter vorbei, um seiner Nähe und meinen Gedanken zu entkommen und stellte mich ans Fenster, wo er eben noch gestanden hat.

„Wir müssen miteinander reden", meinte er standfest und ich wusste, dass ich nun nicht mehr so leicht aus dieser Situation herauskommen würde.

„Ich habe dir nichts mehr zu sagen", erwiderte ich und war sauer.

Sauer, dass Savannah ihn offensichtlich nur meinetwegen eingeladen hat. Sauer, dass er immer noch das Bedürfnis verspürte, mit mir zu reden, obwohl zwischen uns schon alles längst vorbei war.

„Aber ich habe dir noch vieles zu sagen. Das ist alles nicht so gelaufen, wie geplant."

„Was hast du hier überhaupt verloren?", unterbrach ich ihn. „Solltest du nicht auf Tour sein?"

„Bin ich auch. Aber glücklicherweise haben wir heute einen freien Tag und es geht morgen erst weiter nach Seattle. Deswegen habe ich die anderen dazu gezwungen, hierherzukommen. Damit ich endlich in Ruhe mit dir reden kann und uns niemand stört."

Lumina ✈ Destination: EuropaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt