Kapitel 49 | Konfrontation

131 15 22
                                    

Voller Wucht hämmerte ich gegen die Tür und hörte damit nicht auf, bis Carter sie öffnete und mich erschrocken ansah. „Was ist denn los, mein Engel...?" 

Ich rauschte an ihm vorbei und machte mir nicht einmal die Mühe, meine Wut zu verstecken. „Spar dir das." 

Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich und schien nicht die leiseste Ahnung zu haben, weshalb ich so aufgebracht war. Es fiel mir unheimlich schwer, die alles entscheidende Frage zu stellen, aber ich brauchte die Gewissheit und ich sah in seine sonst so ehrlichen Augen und hoffte mit jeder Faser meines Körpers, dass er es abstreiten würde und dass das alles nur ein Missverständnis meinerseits war. 

„Ist es wahr? Dass du dich mir nur wegen lächerlichen hundert Dollar angenähert hast? Weil du diese beschissene Wette mit Blake eingegangen bist?" 

Die Farbe wich aus Carters Gesicht und er fasste sich ungläubig an die Stirn. „Lumina, lass es mich dir erklären..." 

„Sag mir einfach nur die Wahrheit", unterbrach ich ihn und mittlerweile zitterte ich am ganzen Körper. „War es so?" 

Er ließ seine Hände sinken und sah mich flehend an. „Genau darüber wollte ich letztens in Lissabon mit dir reden, weißt du noch? Ich wollte immer ehrlich zu dir sein und dir an diesem Abend die ganze Geschichte erzählen, denn es steckt noch viel mehr dahinter." 

Ich konnte nicht fassen, dass er nicht einmal versuchte, es zu leugnen. Da war es nun hin, mein letztes Fünkchen Hoffnung. Kopfschüttelnd und wutentbrannt ging ich auf Carter zu und verpasste ihm eine Ohrfeige. 

„Wie konntest du mir das antun? Die ganze Zeit über hast du mit mir und meinen Gefühlen gespielt. Und ich war so naiv mich in dich zu verlieben, ich blöde Kuh." 

Ich war in Tränen aufgelöst und konnte nicht glauben, dass das gerade wirklich passierte. Die Gefühle sind nicht echt gewesen und alles, was seit der Party geschehen ist, war ein einziges Spiel. Angefangen mit dem Camping in Stockholm, wo er auf fast schicksalhafte Weise mein Lieblingslied gesungen hat und ich am nächsten Morgen quasi in seinen Armen aufgewacht bin. Der unvergessliche Ausflug nach Burano, wo ich mich ihm mit meinem Leben anvertraut habe. Als wir uns die Sterne in Rom, und den Supermond in Barcelona angesehen haben. Wie wir zusammen Fallschirm gesprungen sind und uns danach so nahe gekommen sind, wie nie zuvor. An Paris wollte ich erst gar nicht denken, an unseren ersten Kuss, daran, wie wir unsere Gefühle zueinander gestanden haben... Unsere Gespräche, unsere Tattoos, alles was uns in irgendeiner Weise verbunden hat. Diese ganzen Erinnerungen waren nun zerstört, weil die Gefühle nicht echt gewesen sind. 

Kurz hielt sich Carter seine von meinem Schlag brennende Wange fest, dann streckte er verzweifelt seine Hand nach mir aus, aber ich brachte wieder ein paar Meter Abstand zwischen uns.

„Lumina, das war alles von Blake von vornherein so geplant, er hat uns beide reingelegt. Ich war selten so betrunken, wie an jenem Abend, aber nur, weil er mich ständig abgefüllt und mir ein Glas nach dem anderen gereicht hat. Ich weiß, dass ich diese Wette trotzdem nicht hätte eingehen sollen und dass ich damit einen riesigen Fehler begangen habe, und ich bereue es aus tiefstem Herzen, das schwöre ich. Als ich gemerkt habe, dass ich ernsthafte Gefühle für dich entwickelt habe, bin ich auf direktem Wege zu Blake hingegangen und habe ihm gesagt, dass er sich sein Geld sonst wohin stecken soll. Meine Gefühle waren – und sind immer noch – echt, nichts davon war gespielt. Bitte, Lumina, du musst mir glauben. Ich will dich nicht verlieren, du bist das Beste, was mir jemals passiert ist." 

Ich schluchzte laut auf und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass ich ihm verzeihen könnte und alles so wäre, wie vorher, aber das war mit diesem neuen Wissen einfach unmöglich. Qualvoll verzog ich mein tränenüberströmtes Gesicht und schüttelte den Kopf, bevor ich mein ganzes Herz ausschüttete. 

Lumina ✈ Destination: EuropaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt