Ab sofort wurde nur noch noch vorne geblickt und ich griff überschwänglich nach Savannahs Hand. „Es ist nun fast soweit", piepste ich, je näher wir unserem Terminal kamen.
„Echt unfassbar", hauchte sie. „Das wird die Zeit unseres Lebens, das verspreche ich dir."
Schließlich kamen wir vor dem Terminal zum Halt und lasen auf dem großen Bildschirm „London". Es tummelten sich bereits eine überschaubare Anzahl von Menschen in diesem Bereich und wir nutzen die Gelegenheit, um uns umzusehen und jemanden zu erspähen, der in unserem Alter sein könnte.
„Warte mal." Savannah runzelte ihre Stirn, machte ein paar unsichere Schritte vorwärts und atmete dann laut auf. „Ist nicht wahr. Carter? Carter Reilly?"
Savannah ließ ihren Rucksack unachtsam auf den Boden fallen und ging schnellen Schrittes auf einen gut gebauten, schwarzhaarigen Jungen zu, der seinen Blick auf sein Handy fixiert hatte, bis meine Freundin seinen Namen rief.
Er sah hoch und wusste Savannah zunächst nicht einzuordnen, aber dann hellte sich auch sein Gesicht auf und er fragte ungläubig: „Ach was, Vannah Banana? Was für ein Zufall, wie viele Jahre ist es jetzt schon her?"
Die beiden nahmen sich kurz in den Arm und grinsten sich besonnen an. „Zu viele. Wir waren zwölf Jahre alt, als wir uns das letzte Mal gesehen haben."
„Und du erkennst mich wieder?"
„Dein Gesicht würde ich niemals vergessen, Carter. Du bist also auch einer der Glücklichen, der mit nach Europa darf?"
„So ist es", stimmte der Junge zu und Savannah klatschte begeistert.
„Das ist ja toll! Dann hast du aber schon einen langen Weg hinter dir, nicht wahr?"
„Ich bin bereits vor drei Stunden hier gelandet und bin echt müde, da ich letzte Nacht auch kaum geschlafen habe."
„Ja, so siehst du auch aus", kicherte sie.
Mit Savannahs Rucksack im Schlepptau trat ich zu den beiden und hob skeptisch eine Augenbraue. „Vannah Banana? Ernsthaft?"
Meine beste Freundin grinste nur breit und wies auf ihren alten Bekannten. „Lumina, das ist Carter. Wir kennen uns seit dem Kindergarten, waren auch auf derselben Grundschule und haben uns das letzte Mal vor fünf Jahren beim Sommer Camp gesehen, bis er nach Texas gezogen ist. Oh, und Carter, das ist meine beste Freundin Lumina."
Sie drückte mich leicht an sich und ich senkte meinen Blick zu Boden, sobald ich merkte, dass Carter mich von oben bis unten ansah und ich mich dadurch unglaublich unwohl in meiner Haut fühlte. Sie hatte diesen Typen in meiner Gegenwart zuvor noch nie erwähnt und so wie es sich anhörte, hatten sie damals viel Spaß miteinander gehabt und viel erlebt. So, wie Savannah auf ihn zugelaufen ist, hätte ich fast schon vermutet, da wäre mehr passiert, wenn sie damals nur nicht so jung gewesen wären.
„Leute, ich habe tierischen Durst. Ich hole mir etwas beim Automaten. Will jemand auch etwas?", bot sie an, aber ich schüttelte den Kopf.
„Ich nehme gerne ein Wasser", antwortete Carter und zwinkerte ihr zu, woraufhin sie lächelnd nickte. „Alles klar, kommt sofort!"
Da ich ungern alleine mit Carter hier stehenbleiben wollte, setzte ich mich ebenfalls in Bewegung, aber seine Stimme hielt mich auf. „Hey hey, warte mal, wo willst du hin?"
„Zu Savannah", antwortete ich wahrheitsgemäß und runzelte die Stirn, als er mich zu sich winkte. Langsam ging ich zu ihm zurück, blieb aber trotzdem auf Abstand.
„Hör mal, du musst mir einen riesigen Gefallen tun", flüsterte er angestrengt und sah mich ernst an. Damit hatte ich nicht gerechnet und ich verschränkte trotzig meine Arme, während ich ihn entrüstet anfunkelte.
DU LIEST GERADE
Lumina ✈ Destination: Europa
Teen FictionDas Leben war für Lumina nicht immer einfach. Aufgewachsen im Waisenhaus, kämpfte sie ums Überleben, bis sich ihr größter Wunsch erfüllt und sie adoptiert wird. Zehn Jahre später ist Lumina zu einem Teenager herangewachsen und steht vor ihrem ersten...