Kapitel 27 | Schmetterling

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Ich dachte zuerst, ich würde noch träumen, denn nach dem gestrigen Abend war es gar nicht so unwahrscheinlich, dass ich von Carter träumen würde. Aber er war tatsächlich hier und sah mich mit einem breiten Grinsen an. 

„Carter, was machst du denn hier?", murmelte ich verschlafen und rieb mir die Augen. 

„Ich schätze mal, dass du nicht wegen mir hier bist?", fragte Savannah unverblümt und lehnte sich entspannt gegen die Fensterbank. 

„Da muss ich dich tatsächlich enttäuschen, meine liebe Vannah Banana." 

Müde wälzte ich mich auf die andere Seite und war zu schläfrig, um irgendwie auf diese Unterhaltung zu reagieren. Ich spürte, wie die Matratze ein wenig unter mir nachgab und im nächsten Augenblick hielt Carter mich an meinen Armen fest, drückte mich hinunter und war dicht über mich gebeugt. Mit einem Mal war ich hellwach und hatte das Gefühl, dass mein Herz für einige Sekunden aussetzte. 

„Willst du etwa den ganzen letzten Tag in Rom im Bett verbringen, oder wie?" 

„Ist ja gut, ich stehe ja schon auf", brachte ich atemlos hervor, und hievte mich sofort hoch, sobald er mich losließ. 

Aber dadurch befanden sich unsere Gesichter nur noch näher und ich riss die Decke gewaltsam beiseite, stolperte aus dem Bett und rannte ins Badezimmer. Schwer atmend stützte ich mich am Waschbecken ab und betrachtete mein Spiegelbild, in dem ich mich heute kaum wiedererkannte. 

Ich strich unzufrieden über meine Wuschelmähne und sah mit gerümpfter Nase auf die Klamotten, die hier herumflogen und mir zur Auswahl standen. Ich erwischte mich dabei, wie ich meine Haare zu einem Zopf zusammenband, danach zu einem Dutt und unzählige andere Frisuren ausprobierte, bis ich sie schließlich doch anständig durchkämmte und beschloss, sie offenzulassen – Mit dem Gedanken, dass Carter es so an mir am liebsten mochte. 

Und dann konnte ich mich nicht entscheiden, was ich anziehen sollte. War das Kleid zu verspielt und romantisch? Die Jeanshose mit lockerem Top zu sportlich? Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und schnappte mir einfach das Kleid, weil es für das Wetter am Angemessensten war. Mein Herz klopfte wie verrückt, als ich mich flüchtig schminkte und einen letzten und sehr unsicheren Blick in den Spiegel warf. 

Draußen hörte ich, wie Savannah und Carter sich über irgendetwas unterhielten und hätte mich am liebsten aus dem Zimmer geschlichen, um deren Unterhaltung nicht zu stören, aber ich hatte keine Chance, denn kaum öffnete ich die Tür vom Badezimmer, verstummten beide. Ohne jemandes Blick zu erwidern, ging ich hinüber zu meiner Tasche und kramte sehr beschäftigt darin herum, auf der Suche nach nichts Bestimmtem, höchstens ein wenig mehr Selbstbewusstsein. 

„Du siehst bezaubernd aus." 

Ich erstarrte in meiner Bewegung und presste meine Lippen aufeinander, als ich spürte, dass ich innerhalb weniger Sekunden rot anlief. 

„Ähm... Danke", entgegnete ich irgendwann und traute mich dann doch, mich umzudrehen. Carters Blick lag ausschließlich auf mir und er lächelte mich mit seinen strahlenden Augen an, dass mir schon fast schwindelig wurde. 

„Alles klar, ihr Süßen, ich muss dann mal los, Ollie wartet auf mich. Kommt nicht zu spät zum Frühstück!", flötete Savannah und tänzelte an mir vorbei. 

„Warte, Sav! Du bist noch..." Ohne mich ausreden zu lassen, knallte sie die Tür hinter sich zu. „...in deiner Pyjama", beendete ich den Satz leise und verfluchte sie dafür, dass sie mich mal wieder mit Carter alleine ließ. 

Weiterhin spürte ich seinen Blick auf mir und mich überkam das große Bedürfnis, ihn zur Rede zu stellen, denn sein Verhalten war mittlerweile leicht beängstigend. Es fühlte sich so an, als würde er alles Schlechte, was er jemals gesagt oder getan hat, mit allen Kräften wieder gut machen wollen. 

Lumina ✈ Destination: EuropaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt