Gedanken versunken saß ich vor dem Fenster und starrte hoch zu den Wolken. Vier Monate waren vergangen seitdem ich Milo Owlmoon und die Anderen hinter mir gelassen hatte. Ich war zurück in den geliebten Süden gekehrt. Dort ging ich vormittags zur Berufsschule und am Nachmittag jobbte ich für ein paar Stunden in einer Küche um mir wenigstens eine kleine Wohnung leisten zu können. Geistig war ich kaum noch in der Realität. Meine Gedanken waren ständig bei ihm. Selbst nach diesen vier Monaten hatten sich meine Gefühle für Milo kaum verändert. "..von ihm ins Leben gerufen wurde.. Stella!" Ich schreckte hoch. "Ja bitte Frau Jakob?" Die Lehrerin atmete aus. "Wer hat denn jetzt die Krankenversicherung ins Leben gerufen?!" Noch etwas verträumt sah ich in meine Unterlagen. "Otto von Bißmark hat die geggründet." Frau Jakob nickte und fuhr mit dem Unterricht fort. Tag ein, Tag aus die selbe Leier. Was brachte es mir zur Schule zu gehen wenn ich eh mit den Gedanken wo anders war. Vielleicht sollte ich mir irgendwo eine Vollzeitstelle suchen um mich abzulenken. Früher ging ich gern zur Schule, doch das war nun nicht mehr so. Nach dem Unterricht verließ ich wie meistens als letzte das Klassenzimmer um der Drängelei aus dem Weg zu gehen. Dieses Mal gab es auf der Treppe eine Schlägerei, was einen Stau verursachte. Mist! Ich würde Safe den Bus verpassen! Als sich der Stau auflöste, sprintete ich der Bushaltestelle entgegen. Ein Kerl rammte mich voll am vorbeigehen. Order und die eigentlich darin abgehefteten Unterlagen lagen nun verstreut auf dem Gehweg. "Man, pass doch auf!", beschwerte ich mich. Der Kerl blieb ruckartig stehen und kam zurück. Ich hätte schwören können er kam mir bekannt vor. Er bewegte sich auf eine anziehende Weise und sah auch genauso aus. Anziehend, heiß, unglaublich. Mit seinen leutenden Augen blinzelte er mich an und fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch sein dunkles Haar. " Mi Scusi...bella donna!" Mein Blick glich nun dem eines Autos. Ein Italiener? Am liebsten hätte ich auf italienisch geantwortet, jedoch beherrschte ich die Sprache nicht. Doch um das zu verstehen brauchte man nun wirklich kein Italiener zu sein. Er entschuldigte sich also und half mir die Unterlagen aufzulesen. "I..ich muss mich entschuldigen. Ich war in Eile und... Verstehen sie mich überhaupt?" Der gutaussehende junge Mann lachte. "Si, si. Ich verstehe dich. Die Schuld liegt nicht bei ihnen. Es ist empörend dass ich so eine Schönheit einfach übersehen habe. Verzeihen sie mir." Oh Gott, der war ja überhöflich. "Vielen Dank fürs auflesen helfen.", bedankte ich mich etwas verlegen. Keine Minute später fuhr der Bus vor und ich sprintete das letzte Stück um noch einsteigen zu können. Erschöpft fuhr ich also heim. Zuhause angekommen warf ich meine Jacke in die Ecke, stellte den Ordner ab und warf mich auf mein übergroßes Bett. Ich versuchte zu schlafen. Milo, Kronprinz Owlmoon... Sein Name hallte in meinen Gedanken wieder. Warum konnte es mich nicht nach so langer Zeit mal in Frieden lassen... Was hätte ich nicht alles für ein wenig Ruhe getan. Im Traum wiederholte sich ständig die selbe Szene. Milo, wie er zusammengekauert vor meinem Zimmer lag und seine Hand die meine fest umschlossen hatte. Auf einmal ertönte neben mir Thinking Out Loud. Ein Anruf von Sabrina. Sie war ein absoluter Ed Sheeran Fan, deshalb speicherte ich bei ihr diesen Klingelton ein. "Hey Sabrina Mäuschen, na wie geht's dir?" Sie erzählte mir was Jannis mal wieder angestellt hatte und erzählte mir von ihren neusten Plänen. Sie und Jannis wollten in den Ferien für ein paar Tage nach Spanien. Es freute mich dass es den beiden gut ging. Jannis sprach inzwischen auch wieder mit seinem Vater. Sabrina hatte alles gut geregelt. "Und..wie geht es..." Mir blieb der Name vor Schmerz im Halse stecken. "Milo? Er.. er meldet sich kaum noch. Louie meinte er kommt kaum noch nach Hause.." Milo stürzte sich also in seine Aufgaben als Kronprinz. "Erzähl, wie ist das Wetter bei euch im Süden?", wollte Sabrina das Thema wechseln. "Das Wetter ist trübe. Regen und Nebel.. Passend zu meiner Lage." Am anderen Ende des Hörers atmete Sabrina aus. "Komm zurück. ihr liebt euch. Oder willst du ewig so traurig vor dich hin leben?" Einerseits hatte sie Recht. Ich musste ihr zustimmen was das Trübsal blasen anging. Jedoch würde ich nicht freiwillig zurückkehren. Selbst nach den vielen Monaten war mir klar dass wenn ich zurück kehren würde diese Qual wieder schlimmer werden würde. Ich konnte Milo meine Gefühle nicht aufzwingen. Lieber verbrannte ich in der Hölle als mich ihm aufzuzwingen. Er war für mich ein wertvoller Freund geworden, doch an diesem einen Punkt musste ich einen Strich ziehen. Anfangs schrieb er mir jeden Tag, flehte mich an zurück zu kehren. Es tat mir so unendlich leid, doch dieses ständige weggedrückt werden tat mir so weh. Jedes Mal fühlte ich mich fehl am Platz, als würde ich eh nur stören. "Sabrina, du weiß wie die aktuelle Lage ist. Ihn wieder zu sehen bedeutet dass alle Wunden wieder aufreißen. Mir fehlt jetzt schon jegliche Kraft um alles zu verarbeiten." Sabrina verstand mich zu gut. Sie war die Einzige die wusste wie es mir geht. Manchmal hätte ich mich gerne mit Sheila unterhalten oder hätte mich in der Vergangenheit gerne für ein paar Stunden verschanzt aber das ging ja nicht. Die Kette zum Elapsieren hatte ich ja bei ihm gelassen. "Kann dich gut verstehen aber lass dich nicht zu sehr von deinen Gefühlen für Milo leiten wenn du dich eh schon dagegen stellst. Frischer Wind in deinem Leben täte gut. Ein neuer Typ oder so. Ach weißt du was, wenn Jannis und ich aus Spanien zurück kommen, besuchen wir dich. Wir haben ja Zeit bis die Schule wieder beginnt." Über den Vorschlag freute ich mich sehr. Sabrina fehlte mir. "Das ist eine tolle Idee! Ich werde dann genügend einkaufen und etwas für uns kochen." Es stand also fest, Sabrina und Jannis würden mich in ein paar Wochen besuchen kommen. Vielleicht kam dann mein Leben langsam wieder in den Griff.
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Eulenmond (2) - Schottische Prinzessin
Fantasy(Band 2) Der scheinbare Liebeskummer hatte Stella zurück in ihre Heimat geführt. Dort ging sie wieder zur Schule, zum arbeiten und versuchte ihr Leben nach den schweren Erlebnissen wieder in den Griff zu bekommen. Wäre da nur nicht dieser geheimnis...