Kapitel 26

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Nach einer geschlagenen halben Stunde tauchte endlich der Herr des Hauses auf, gefolgt von einem seiner Hausmädchen, die ein Tablett mit Wein mitbrachte. Ein schöner Mann. Er hatte große Ähnlichkeit mit Sylvester. Dunkles Haar das sauber zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war, von der Statur groß und kräftig, jedoch nicht dick und funkelnde Augen. Mit offenen Armen begrüßte er uns.
"Sylvester, das du dich noch in diese Epoche traust. Und dazu noch eine so reizende Begleitung?" Ewan nahm meine Hand entgegen und gab mir einen Handkuss. "Stella und ich wurden von Teresa her geschickt. Sie hat dir auch eine Nachricht hinterlassen." Wie versprochen holte Sylvester den Brief hervor den Teresa verfasst hatte und gab ihn Ewan. Dieser brach direkt das Siegel auf und überflog die Zeilen. "Verstehe... In Ordnung, dann heiße ich euch herzlich willkommen in eurem neuen Heim." Jeder von uns bekam nun ein Glas von dem wunderbaren Wein den sein Hausmädchen noch immer hielt und stießen an. Danach durften wir unsere Zimmer beziehen. Alles wirkte zu meiner Überraschung sehr modern. Alles angefangen natürlich bei dem gigantischen Fenster. Das fiel ja schon von außen sehr auf. Ein Himmelbett dessen Stangen für den Himmel wie ein Zopf gedreht und weiß lackiert waren. Der Himmel selbst war bordeauxfarben, passend zur Bettwäsche. Ausserdem stand eine Truhe darin, ein kleiner Tisch mit Stuhl und einem Sichtschutz um sich zu kleiden. Im Endeffekt nicht zu dick aufgetragen. Im Eulenanwesen war im Vergleich alles viel zu überladen. Hier würde ich mich sicher wohl fühlen. Sylvester wohnte ein Stockwerk weiter oben. Es fühlte sich seltsam an. Als wäre er weit weg, obwohl er sich doch im selben Haus befand. Nachdenklich stellte ich mich ans Fenster. Also eines musste ich zugeben: die Aussicht war fantastisch! Da das Haus auf einem Hügel zu stehen schien hatte man einen guten Blick auf die Landschaft und konnte sogar das nächste Dorf erkennen, auch wenn es nur ganz winzig war. Irgendwie war es noch ganz ungewohnt plötzlich im Ausland zu sein und das dazu noch in der Vergangenheit. Naja sagen wir mal zu dreiviertel. Mein Handyakku war ja leider leer, sonst hätte ich zu gerne nochmal aufs Display geschaut. Jemand klopfte an meine Tür, was mich aus meinen Gedanken riss. "Ja, bitte?" Gillian öffnete und trat ein. "Miss tris, Mr. Sylvester Owlmoon und Liard Owlmoon erwarten sie in der Eingangshalle." Also folgte ich ihr. Die Herren hatten sich derweil ihre Reiterausrüstung angelegt. An beiden sah dieser Look unwiderstehlich aus. Sie waren sich beide wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten. Gillian brachte mir meinen Umhang.
"Miss, wir werden einen kleinen Ausritt wagen. Sie müssen auf andere Gedanken kommen und Schottland ist wunderschön, das müssen sie gesehen haben!" Ewan war sehr zuvorkommend. Er schien sich auch keinerlei Sorgen zu machen, falls wir angegriffen werden. Ängstlich sah ich Sylvester an. Er bemerkte das etwas nicht mit mir stimmte. "Also Sorgen scheint Ewan sich ja nicht zu machen. Ich vertraue ihm, keine Frage. Aber...." Sylvester unterbrach meinen Gedanken. "Was ist denn los?" Meine Wangen waren bestimmt rot geworden. Da gab es eine Sache, die mir deutlich unangenehm war. "Ich kann nicht reiten. Also doch ich kann es schon irgendwie... Reicht vllt grad so fürs kleine Hufeisen aber..", ich schluckte. "Im Damensattel und dazu noch mit Kleid statt Hose... Wie soll ich das machen?" Sylvester nahm meine Hand. "Sorg dich nicht, ich nehme dich zwischen mich und meine Zügel." Dann war ja nun alles klar. Wir würden beide auf dem selben Pferd sitzen. Die Pferde waren bereits gesattelt und bereit. Der Stallbursche hatte sie schon zum Tor geführt. Sylvester setzte mich seitlich auf das Pferd, doch ich bestand darauf wie ein Mann aufzusitzen. Da Sylvester hinter mir sitzen würde, würde es wohl nicht so viel ausmachen. Ausserdem war es so sicherer. So ritten wir los, raus über die unendlich weiten Wiesen. "Liard Owlmoon, sagt mir, in wie fern seid ihr mit Sylvester verwandt?" Ewan lachte. "Sylvester, hast du sie nicht aufgeklärt?" Der wiederum brummte. "Weißt du eigentlich was ich ihr alles erklären muss, geschweige denn woran ich alles denken muss? Ich vergaß ihr davon zu berichten. Verzeih mir." Da schüttelte Ewan den Kopf. "Selbstverständlich sollte es in diesem Fall aber eigentlich sein, mein Freund.." Dann wandte Ewan seine Worte wieder mir zu. "Ich bin Sylvesters älterer Bruder. Es wundert mich das er nicht bei Sinnen ist und solch eine wichtige Information vergisst zu erwähnen." Sylvester wollte lieber das Thema wechseln. "Sag, wo reiten wir hin? Wir sind schon so weit draußen. Möchtest du etwa ins Dorf?" Wir waren kurz vor einer Weggabelung. Vermutlich fragte er ihn deshalb. "Du mein lieber Bruder, du reitest mit ihr jetzt zur Küste und zeigst ihr alles. Ich reite zum Duke of Rivervill um Fiona abzuholen. Sie war zum Tee eingeladen. Bestimmt erwartet sie mich bereits." Dem Befehl widersprechen durfte Sylvester dem Liard nicht, auch nicht als sein Bruder. Also stimmte er zu. "Ist gut, dann treffen wir uns später wieder auf Comhachag Nead." Auch wenn es Sylvester anscheinend erst nicht gepasst hatte schien er es zu genießen mit mir allein zu sein. Wie angeordnet ritten wir Richtung Küste und versuchten unsere Gedanken vorerst von allen bisherigen Sorgen einmal kurz los zu reißen.

Eulenmond (2) - Schottische PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt