Kapitel 20

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Kurz vor dem Morgengrauen mussten wir aufstehen. Am liebsten hätte ich die Aktion ohne Angelo gestartet. Jedoch war es doch bestimmt sicherer, wenn wir ihn im Auge behalten konnten. Nicht das er sich am Ende doch auf Milos Seite schlug. Wir zogen uns die Sachen über, die Angelo uns gegeben hatte, rüsteten uns mit Schwertern aus und warfen unsere Umhänge darüber. Aktion - ins Owlmoonanwesen einbrechen konnte beginnen. Wir machten uns auf den Weg. Ganz in der Nähe zum Tor versteckten wir uns und warteten bis die Kutsche des Hausherren pünktlich zur Morgendämmerung das Grundstück verließ. Bevor jemand das Tor schließen konnte, eilten wir hindurch. Wir schafften es sogar bis ins Haus. Im Anwesen trugen zwei Hausmädchen jeweils einen Korb voll Wäsche mit gesenktem Kopf an uns vorbei. Sie schienen eingeschüchtert. Ich zog Sylvester kurz am Ärmel. Sein Blick schnellte zu mir. Ich wies mit dem Finger von meinen Augen zu meiner Stirn und tippte darauf. Hoffentlich verstand er, dass er meine Gedanken lesen sollte. "Das war viel zu einfach. Irgendwas stimmt hier nicht. Was denkst du, sollen wir weiter gehen?" Seine Hand griff kurz nach meiner und zog mich ganz kurz mit sich in Richtung der Treppen, ließ mich dann aber direkt wieder los. Alles klar, er wollte es also durchziehen. Wir versuchten so unauffällig wie möglich zur Bibliothek zu gelangen. Wir schickten Angelo voraus.
Okay also bis hier hin hatten wir es schonmal geschafft. Jetzt hieß es das Pergament mit der Karte zu finden.
Wir versuchten Bücher aus den Regalen zu nehmen, nichts öffnete sich. Wir wälzten Bücher, kontrollierten die Wände. Nichts. Es verging viel Zeit. Zu viel Zeit. Und es war viel zu still, als dass alles in Ordnung sein konnte. Warum hatte ich das Gefühl etwas vergessen zu haben?
Naja. Jedenfalls fanden wir nirgends das Pergament. Angelo schlug vor das wir uns im Haus aufteilten um danach zu suchen und das er sich vielleicht irrte, was das mit der Bibliothek anging. Eine Stelle fiel mir noch ein, doch diese durfte Angelo auf gar keinen Fall selbst entdecken. Also stimmte ich zu. Angelo verschwand. Sylvester jedoch blieb bei mir. Das Versteck im Boden. Der Platz an dem ich mich damals so manches Mal versteckte, seit er mein Versteck im Gebüsch enttarnt hatte. Ich schickte Sylvester vor und schloss die Tür im Boden wieder. Er konnte trotzdem heraus, darum musste ich mir keine Sorgen machen. Mein Herz pochte vor Angst. Mit Sylvester war abgesprochen dass ich noch wo anders suchen sollte. Mein Instinkt sagte mir, sollte Sylvester nichts finden, war es vielleicht im Büro. Dort standen auch eine Menge alter Bücher. Also stürmte ich schon fast dort hin ohne nach rechts und nach links zu sehen. Okay, wo konnte dieses Pergament nur sein? Ich fing an Schubladen zu öffnen, die unten in die Bücherregale integriert waren. Ein Lufthauch war zu spüren. Ängstlich hielt ich die Luft an, getraute mich jedoch nicht mich umzudrehen. "Wen haben wir denn hier? Unser entlaufenes Prinzesschen ist zurück. Ich hoffe du hast deine Freiheit genossen!" Bevor ich reagieren konnte wurde ich von hinten gepackt, in eine andere Ecke des Zimmers geworfen und fiel dabei auf die Kante einer Kommode. Vor schreck und Schmerz schrie ich kurz auf.
"M... Mi.. aber...“ In einem Bruchteil einer Sekunde stand er vor mir, packte mich mit der einen Hand am Kragen, mit der anderen fuhr er in meine Haare und zog daran.
"Dein Mi.. Milo kannst du dir sparen. Ich hatte gehofft das du zu mir zurück kommst aber nicht um mich zu bestehlen!" Grob zerrte er mich aus dem Büro und wollte mit mir ins altbekannte Zimmer im obersten Stock, in dem ich schon einmal gefangen war. "Lass mich los!" Aber Milo grinste nur. "Und dich wieder gehen lassen? Mich wundert es eh weshalb du nicht mehr auf mich hörst, weshalb dein Gewissen und deine Seele nicht an mich gebunden sind. Dabei hatte ich so gute Arbeit geleistet." Nun bestätigte sich also alles. Ich war tatsächlich nur die Kleine die manipuliert wurde. Seine Marionette. Innerlich verzweifelt, nach außen hin kämpfend, schrie ich. Innerhalb weniger Sekunden war Sylvester bei uns. Als wäre er schon länger bereit gestanden einzuschreiten.
"Milo! Lass sie auf der Stelle los, wenn dir dein Leben lieb ist!" Sylvester hielt sein Schwert bereit. Erschrocken drehte Milo sich mit mir in den Fängen um. Nun wurde er noch blasser. "Die Statur und die Stimme stimmen... Wie kann..." Milo stockte der Atem. Ich verstand die Welt nicht mehr. Woher wusste Sylvester das der Kerl Milo hieß? Hatte er doch mehr in meinen Gedanken gelesen als mir lieb war? "Sylvester Valentino Danijelovic Owlmoon. Wieso lebst du noch? Und was hast du hier zu suchen? Du hängst wohl nicht wirklich an deinem Kopf!" Sylvester fauchte. Ich war fassungslos. "Owlmoon?! DU bist einer von DENEN?" Entsetzt starrte Sylvester mich an. "Ich kann dir das alles erklären.. Aber Vergleich mi..." "...Vergleich mich nicht mit ihm? Wolltest du das eben sagen? Du hast mich in gewisser Weise angelogen. Du hast gesagt du warst noch niemals hier!" Milo lachte. "Ja komm weiter, so ist es brav!" War das eben ein Trick von Milo? Wollte er den Keil zwischen mich und Sylvester treiben um selbst mein Gewissen manipulieren zu können? Sylvester erhob sein Schwert. "Ich sag es nicht nochmal! Lass sie gehen!" Milo lachte wieder wie ein gestörter. "Willst du sie verletzen? Steck deinen Zahnstocher wieder da hin, wo er hin gehört!"
Na klasse... Nun musste ich auchnoch als menschliches Schutzschild den Kopf hinhalten. Sylvester blieb eisern stehen. "Was willst du?! Sag mir was du möchtest aber bitte lass sie gehen!"
Milo knurrte wie ein gereizter Hund. Wenn die beiden sich so gegenüber standen, wusste ich nicht vor wem ich mehr Angst hatte. Wobei ich mich wohl immernoch mehr vor Milo fürchtete, denn er hatte mich noch immer in seinem unangenehmen Griff.
"ICH liebe sie verdammt. Und ich habe mich in ihren Geist und in ihre Emotionen geschlichen um sie für mich zu gewinnen. Du nimmst sie mir nicht weg! Mir wurde schon mein normales Leben in der Welt in der ich aufwuchs genommen!" So allmählich verstand ich wieder garnichts mehr. Die ungefähre Story der Familie war schon einmal ein großes Thema aber das hier war ja wieder ein Stück weit ein anderes Kapitel.

Eulenmond (2) - Schottische PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt