Kapitel 49

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Betrunken und verwirrt stolperte ich und drohte zu Boden zu stürzen. Gerade noch rechtzeitig wurde ich von jemandem aufgefangen. Ein wohlbekannter Duft stieg mir in die Nase. "Sylvester? Was tust du hier?" Meine Worte waren total verwaschen. Man verstand nur mit Mühe was ich da von mir gab. Tatsächlich war er da. Fürsorglich wie er war hob er mich hoch und brachte mich in mein Bett. Meine Hände hatten sich an seinem Hemd festgekrallt und ich weigerte mich es los zu lassen. "Bleib bei mir", quängelte ich wie ein kleines Kind. "Nein, ich kann nicht", meinte er nur trocken. Er löste meine Hände vom seinem Hemd und wollte den Raum verlassen. "Oooch Spielverderber. Vielleicht sollte ich wirklich zurück zu Milo bevor ich hier vor Einsamkeit ins Gras beiße." Im nüchternen Zustand hätte ich nie gewagt solche Worte an ihn zu richten. Erreicht hatte ich damit nichts Gutes. "Dann geh zurück zu ihm und befreie mich von meinem Leid. Geh doch zu ihm.." Angesäuert und zutiefst betroffen verließ er den Raum. Mir hingegen fielen rasch die Augen zu. Alkohol machte bekanntlich müde. Zumindest schlief ich deshalb die Nacht durch. Am späten Morgen wachte ich mit einem Kater auf. Ouman war das ein wilder Traum. Sylvester war bei Teresa und Fergus. Nie hätte er mich so schnell eingeholt. Das hatte ich also davon wenn ich mir mitten in der Nacht ne Dröhnung Wein gab. Total am Arsch stand ich auf und zog mich an. Am liebsten hätte ich ne Ibuprofen genommen und mich noch einmal hingelegt aber der Hunger trieb mich in den Speisesaal und Tabletten gab es nicht. Gillian meinte es saßen noch alle am Tisch und das ich mir keine Sorgen zu machen brauchte. Weshalb sollte ich mir Sorgen machen? Es war nicht der erste Morgen an dem ich später aufstand. Oh was freute ich mich auf eine Tasse mit warmer Milch und einem frischen Stück Brot. Meine Laune wurde allein bei der Vorstellung von Frühstück deutlich abgehoben. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht und summend betrat ich den Raum. Als ich meinen Blick aufrichtete haute es mir die Bremsen in meine Hacken und mein Gesicht entgleiste. Da saß tatsächlich Sylvester! Also war alles garkein Traum. Wie am Vorabend stürzte ich, doch dieses Mal landete ich unsanft auf dem Boden. "Auuua.." Innerhalb drei Sekunden waren Ewan und Sylvester bei mir und halfen mir auf. "Es geht schon, alles gut. Bin nur erschrocken." Ohgott, ich erinnerte mich dunkel an die vergangene Nacht. Was hatte ich da nur zu Sylvester gesagt? Am liebsten wäre ich direkt wieder abgehauen. Allerdings knurrte mein Magen. Sollte ich nicht vor Scham sterben, tat ich es vor Hunger. Von der Situation geplagt zwängte ich mir mein Frühstück rein und verschwand danach wortlos in mein Zimmer. Die Mädchen sollten mir helfen mich für einen Ausritt fertig zu machen. Mein Kleid war von dem Sturz vorher etwas verschmutzt. Egal was auch kommen mochte, ich brauchte erstmal Zeit um all das zu verdauen. Sylvester beobachtete mich dabei wie ich mich auf den Weg nach draußen machte. "Stella, könntest du bitte kurz warten?" Darauf versuchte ich nicht zu reagieren. Er folgte mir in großen Schritten und hielt mich am Arm fest. "Sieh mich bitte an und bleib stehen." Ich sah ihn an, befreite meinen Arm und setzte meinen Gang fort. Honey war schon fertig gesattelt. Ich beeilte mich, stieg auf und wir galoppierten davon. Aus der Ferne konnte ich Sylvester noch hören wie er dem Stallburschen den Auftrag gab Silverstars Ausrüstung zu holen. Dicke heiße Tränen rannten mir übers Gesicht. Warum war er hier? Der Dickkopf kannte mich doch gut genug um zu wissen das ich meine Ruhe brauchte. Unüberlegt machte ich mich auf zum Stand, wo wir schon einmal waren. Ich wollte raus aus den aktuellen Gedanken. Mein Kopf schaltete wieder direkt auf die Szene von letztens. Vielleicht war es nicht sehr klug hier her zu kommen aber es war der einzige Ort an dem ich etwas abschalten konnte. Wie gern wäre ich jetzt in meiner eigenen Zeit mit einem Becher voll Schokoladeneis auf dem Sofa eingelummelt und ner guten Netflix Serie nebenher. Am besten wäre Sabrina noch dabei. Meine Hände legte ich voller Sehnsucht an die Stelle meines Herzens und lehnte mich dabei an Honey. Auf einmal sah ich nurnoch sehr viel Licht und das Gefühl tief zu fallen überkam mich. Als meine Sicht wieder klar war hatte ich das Gefühl irgendetwas war anders. Ich sah mich um. Es war noch immer der Selbe Strand nur irgendwie.... Etwas anders sah es doch aus. Draußen auf dem Wasser lag ein Fischkutter und aus der Ferne hörte ich Kinder die scheinbar übers Kino sprachen. Irgendwie konnte ich nicht anders als zu lachen und gleichzeitig zu weinen. Ich war allein durch die Zeit gereist, zurück ins 21. Jahrhundert. Aber wie hatte ich das geschafft? Also da war dieses Licht... Honey war auch noch immer bei mir! Sie musste mitgekommen sein, da ich Körperkontakt mit ihr hatte. Noch etwas verstrahlt stieg ich auf und trieb Honey an. Sie sollte sich vom Wind tragen lassen, so weit es nur möglich war. Das war meine Chance heim kehren zu können. Mein direkter Weg sollte aber erstmal zu Sabrina und Jannis führen. Wir waren lang unterwegs, länger als bei der letzten Reise von Deutschland nach Schottland. Ihr könnt euch vorstellen wie erledigt wir bei der Ankunft waren. Allerdings wusste ich nicht wo ich Honey unterbringen sollte. Sabrina fiel mir erstmal um den Hals. Sie hatte sich schon Sorgen gemacht. Honey schien zu verstehen und mal wieder passierte etwas womit keiner rechnete. Honey schrumpfte winzig klein und flog auf meine Schulter. Wie eine kleine Fee trug ich sie so umher. Sabrina lieh mir ein paar ihrer Klamotten, da ich hier nicht wie an der Fasnet rumrennen konnte. Jannis kochte in der Zeit etwas und Sabrina setzte sich mit mir ins Wohnzimmer. Es roch nach einer einfachen Bolognese. Mir lief das Wasser in Munde zusammen. Herrlich, genau das hatte ich vermisst. Sabrina wollte natürlich alles wissen. Was war geschehen? Hey, sie war meine Beste, mein Herzstück, meine bessere Hälfte, natürlich habe ich ihr alles bis ins kleinste Detail erzählt.

Eulenmond (2) - Schottische PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt