Fast anderthalb Stunden saßen wir nun schon in der Coktailbar. Sylvester bekam bock auf ein Eis. Eine hübsche, blonde Kellnerin brachte ihm einen großen Teller Bananensplit. Ich hatte grade mal vor 5 Minuten geschworen kein Eis zu essen. Die Kellnerin sah von mir zu ihm und wieder zurück. Dann wandte sie sich schließlich an Sylvester. "Kann ich noch einen zweiten Löffel bringen?" Dieses Mal durchbohrte sein Blick mich statt meiner ihn. "Möchtest du..?" Mein Gesicht fühlte sich plötzlich so heiß an. "N..nein, aber danke!", lehnte ich schüchtern ab. Dachte die Kellnerin wir hatten ein Date oder etwa dass wir ein Paar waren? Die Hitze ströhmte durch meinen Körper. Heilige Scheiße...das war...süß..aber das geht doch nicht... Er schien zufrieden zu sein. Jedenfalls machte es den Anschein er freute sich über das Eis wie ein kleiner Junge. Die Kellnerin verschwand wieder. Sylvester nahm wärenddessen einen Löffel von dem Bananensplit und schob ihn sich in den Mund. Es war irgendwie interessant ihm dabei zuzusehen. Er erweckte bei mir so ein Gefühl wie bei einer Mutter die ihrem kleinen Sohn gerade beim naschen zusah. Er deutete meinen Blick anscheinend falsch. Sein Gewissen übermannte ihn. "Bist du dir wirklich sicher das du keinen Löffel willst?" Man, jetzt frag doch nicht ständig. Da bekomm ich Lust mit deinem Löffel ein bisschen davon zu probieren.. Natürlich konnte ich ihm den Gedanken nicht so äussern. Stattdessen spielte ich den Gastronom. "Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich arbeite in der Gastronomie, da bin ich es gewohnt anderen beim essen zuzusehen." In seinem Blick lag Skepsis, jedoch akzeptierte er meine Antwort. So wechselten wir also vom Thema Berufe und Zukunft auf Essen. Er erklärte mir wie sehr er Essen liebte. Darauf musste ich ein wenig grinsen. Er erinnerte mich in dem Punkt sehr an Sabrina.
Nachdem er sein Eis verdrückt hatte und wir nach geschlagenen zwei Stunden dann die Bar verlassen hatten, verschwand er mal kurz. Er hatte darauf bestanden die Fanta zu zahlen, an der ich mich über eine Stunde festgehalten hatte. Sofort zückte ich mein Handy hervor und nahm eine Sprachnotizen über WhatsApp auf, damit ich nicht zu lang zum tippen brauchte. "Sabrina, ich glaub ich hab grade ein ungewolltes Date. Der Typ aus der Schule! Aber..Ey der ist voll süß und..." Ich bemerkte wie er zurück kam und tat so als würde ich versuchen meiner Freundin zu erklären, dass ich grade keine Zeit hatte. "... ich meld mich später Sabrina. Weißt du ich bin grad unterwegs", beendete ich die Nachricht. Hoffentlich hat er nichts bemerkt... mein Gefühl sagte mir, er hatte doch etwas gemerkt. Jedenfalls machte er den Eindruck nachdem er zurück kam und mich mit dem Handy entdeckte. Allmählich machten wir uns auf den Weg zurück zur Insel. Die Zeit verflog einfach viel zu schnell. Mein Magen zog sich zusammen als mir bewusst wurde dass er gleich gehen musste. Am Gleis warteten wir auf seinen Zug. Mir rutschte versehentlich etwas heraus, kurz bevor der Zug einfuhr. "Schade dass der Tag schon vorbei ist. Ich würde dich am liebsten behalten." Sylvester war verwundert. Vielleicht dachte er sogar ich wäre total gestört. Meine Worte bereute ich jedenfalls sehr schnell. Dabei war es ernst gemeint. So wohl fühlte ich mich noch nie, so weit ich zurückdenken konnte. Er gab mir ein Gefühl dass mir schon als Kind fehlte. Es ließ sich nicht in Worte fassen, es war einfach da.
Die Durchsage ertönte und der Zug fuhr ein. Eine Schulklasse stieg ein. Es hieß Abschied nehmen. Wenn auch nicht für lang. Er umarmte mich zum Abschied noch einmal fest, bevor er einstieg. Die Kinder im Zug beobachteten alles. Das erinnerte mich daran, wenn ich selbst Zug fuhr und Pärchen sah die auseinander gingen. Ich blieb noch so lange am Gleis stehen bis der Zug anfuhr, wartete jedoch nicht bis ich ihn aus den Augen verlor. Beide Hände zu einer Faust geballt und vor das Herz gehalten eilte ich davon. Es tat in gewisser Weise weh. Nein, nicht weinen Stella.. Einzelne Tränen kamen zum Vorschein. Es fühlte sich an als würde mit Sylvester das gesamte schöne Gefühl und die gute Laune davon fahren. Ich versuchte ruhig zu atmen. Ein und aus, beruhig dich... Das war so ungewohnt. So viel Herzlichkeit auf eine ganz eigene Art hatte ich mir als Kind zu oft gewünscht.
Kopfzerbrochen schlenderte ich heim. Es war Recht frisch, was mich jedoch nicht störte. Regen wäre in diesem Moment sehr passend gewesen. Irgendwie tat ich mit selbst leid, ja ich badete in Selbstmitleid. Warum war ich nur immer so traurig? Der vergangene Tag sollte mich die nächsten Stunden noch öfter zum grübeln bringen.
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Eulenmond (2) - Schottische Prinzessin
Fantasía(Band 2) Der scheinbare Liebeskummer hatte Stella zurück in ihre Heimat geführt. Dort ging sie wieder zur Schule, zum arbeiten und versuchte ihr Leben nach den schweren Erlebnissen wieder in den Griff zu bekommen. Wäre da nur nicht dieser geheimnis...