Kapitel 45

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Endlich wachte Milo auf. Sein Fieber war deutlich gesunken. Er war noch sehr Kraftlos. Das hörte man vor allem an seiner Stimme. "Stella? Wo sind wir?" Ich streichelte ihm durchs Haar. "Wir sind bei der Patentante deines Cousins Sylvester. Erinnerst du dich an irgendetwas das passiert ist?" Er versuchte sich langsam aufzusetzen. "Es fühlt sich an als wäre ich aus einem langen bösen Traum aufgewacht. Ich war ein gefürchteter König.." Er erinnerte sich also nur verschwommen daran. Das musste ein Nebeneffekt gewesen sein. Ich konnte es nicht fassen, der Fluch war tatsächlich gebannt. "Milo, der Fluch deiner Familie hatte dich eingeholt. All das ist wirklich geschehen." Vor Scham und Leid kamen ihm die Tränen. In meinem tiefsten Inneren wusste ich es einfach schon immer, er war eben keine schlechte Person. Voller Erleichterung fiel er mir um den Hals, als er mich plötzlich küssen wollte. Etwas perplex befreite ich mich von ihm. Er verstand nicht was ich hatte. "Stella, ist irgendwas? Hab ich dir etwa weh getan?" Zwar entzog ich mich ihm aber der Grund war ein anderer. Meine Gedanken spielten verrückt. "Weißt du, wir haben uns getrennt. Ich wusste nicht das der Fluch an deiner Veränderung Schuld war aber es ist viel passiert." Er schien zu begreifen was los war. "Du liebst einen Anderen, hab ich recht?" Er verlangte nicht allen Ernstes eine Antwort. "Ich weiß es nicht. Alles ist so kompliziert und meine Gefühle durcheinander." Das war mir zu viel. Ich verließ den Raum und suchte mir ein ruhiges Fleckchen wo ich meine Ruhe hatte. Ich konnte einfach nicht mehr. Teresa suchte und fand mich in der Küche. "So meine Gute, du wirst jetzt trainiert. Es wird Zeit das zu zurück in deine Epoche wechselst. Du wirst Zeitsprünge ohne Medium machen. Allein dein Geist wird dich leiten." Das war deutlich ein schlechter Zeitpunkt für Unterricht über Körper und Geist. Mein Geist war gerade alles andere als frei und bereit aber Teresa akzeptierte kein Nein. Nicht wirklich bei bester Laune folgte ich ihr hinaus in den Garten. "Als erstes reinigen wir mal deinen Geist und deine Sinne." Was das bringen sollte war mir ein Rätsel. Sheila massierte meinen Nacken. Zumindest versuchte sie es. Mein Körper verkrampfte. Teresa versuchte meinen Geist durch Duftöle zu wecken doch ich machte dicht. So machte das keinen Sinn. Sie schickte mich auf mein Zimmer. Solange ich mit mir selbst nicht im reinen war konnte ich das einfach nicht. Es fühlte sich an als würden in mir eine große graue Wolke die fröhlichen Farben fressen. Es nagte so viel an mir. Jemand klopfte, ich murmelte nur ein leises "herein". Sylvester trat ein. Er hatte einen richtigen Dackelblick aufgesetzt, so unschuldig und verletzlich. "Hey, alles in Ordnung mit dir?" Irgendwie machte ich mir Sorgen. Er räusperte sich leise. "Nein.. Ja.. Ich weiß es nicht... Es ist viel passiert in den vergangenen Monaten. Es haben sich erstaunliche Dinge entwickelt." Sprach er da eben davon das der Fluch besiegt war oder etwa doch über etwas anderes? Ich hatte den Eindruck da steckte mehr dahinter." Ja, da stimme ich dir zu. Wir haben uns alle weiter entwickelt. Ich glaube ich weiß auch wie ich die Zeitsprünge alleine hin bekomme aber daran muss ich auch noch arbeiten. Ohne all das hier hätte ich nicht einmal gewusst das ich jemals mal zu etwas gut sein werde." Etwas streng schüttelte er den Kopf. "Stella, du bist wundervoll. In dir steckt so viel Mut, so viel Gerechtigkeit... so viel Liebe..." Genau wie ich es mir dachte wollte er mich auch damit konfrontieren, gab es jedoch nicht so offen zu. Zumindest war ich mir sicher. Sein Verhalten Milo gegenüber war nämlich sehr eigenartig. "Das sehe ich nicht so. Du bist viel mutiger und vor allem stärker als ich. Ohne dich hätte ich all das nicht geschafft und wäre womöglich noch in der ersten Nacht gestorben." Durch meine Venen schoss heißes Blut und meine Haut kribbelte bei dem Gedanken an das aktuelle Abenteuer. Sylvester wollte das ich mich mit ihm zusammen aufs Bett setzte. Als Zeichen meiner Dankbarkeit legte ich meine flache Hand auf seinen Oberschenkel.
"Danke Sylvester, für alles. Du warst mein Schutzengel in der Not." Er umschloss meine Hand mit seiner. Sie war so angenehm warm. "Das klingt wie ein Abschied. Ich gehe stark davon aus das du zu Milo zurückkehren wirst?" Nervös atmete ich aus. Es stimmte, die Möglichkeit einer Rückkehr stand mir nun offen. Milo konnte immerhin nichts dafür. Aber die Umstände würden es komplizierter machen. "Bevor ich dir jemals Lebewohl sage hört vorher mein Herz auf zu schlagen. Du bist ein wichtiger Teil meines Lebens geworden mein Guter." Egal wie ich mich entscheiden würde und das musste ich früher oder später, die Jungs waren beide Teil der selben Familie. Es gab nur drei Wege die ich wählen konnte. Der erste Weg wäre gewesen zu Milo zurück zu kehren. Die zweite Möglichkeit war bei Sylvester zu bleiben. Und dann gab es da noch Variante drei die den kompletten Ausstieg aus dieser Familie bedeuten würde. Das würde mit Abstand eine der schwierigsten Entscheidungen meines Lebens werden. Niemals hätte ich mir träumen lassen irgendwann an solch einem Punkt anzugelangen. Dieses Mal durfte ich keinen Fehler begehen. Ich würde wohl noch länger in dieser Zeit verbringen, doch solange wir Frieden hatten fühlte ich mich wohl. Um ehrlich zu sein vermisste ich sogar ein wenig die Zeit in Schottland. Es war einfach herrlich dort. Fiona war mir eine enge Freundin geworden. Sabrina und Jannis vermissten mich sicher auch doch trotzdem war alles so anders als vorher. Bis vor kurzem wollte ich noch um jeden Preis zurück doch hier fühlte ich mich wie in einer Traumwelt in der ich alles was ich tun wollte auch erreichen konnte.

Eulenmond (2) - Schottische PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt